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„Mit durchschlafen ist da nichts mehr“ – Emily hält Stefan Kneer auf Trab

Für den Nationalspieler ist der Wechsel zu den Löwen auch eine Rückkehr Richtung Heimat

Stefan KneerFür Neuzugang Stefan Kneer, der seine Karriere beim BSV Phönix Sinzheim begann, ist der Wechsel zu den Rhein-Neckar Löwen gewissermaßen auch eine Rückkehr in die Heimat. Der 28-jährige Nationalspieler, aus Magdeburg gekommen, will mit den Badenern seinen ersten Titel gewinnen.

Zusammen mit seiner Freundin Anne hat sich Stefan Kneer im Heidelberger Stadtteil Kirchheim niedergelassen. Von dort sind es nur rund 70 Kilometer in die Heimat – ein Katzensprung, verglichen mit den rund 600 Kilometern, die es zuvor aus Magdeburg, seiner vorherigen Station, waren. „Es ist jetzt auch viel näher zur Familie“, sagt Kneer.

Das ist auch insofern von Bedeutung, weil er seit Sommer vergangenen Jahres Vater der kleinen Emily, mittlerweile elf Monate alt, ist. Die Tochter, der neue Lebensmittelpunkt von Stefan Kneer, hält ihn ziemlich auf Trab – da ist es gewiss nicht schlecht, die Verwandtschaft zur Hilfe zu haben. „Mit durchschlafen ist da nichts mehr“, sagt der 28-Jährige lachend. Auszumachen scheint ihm das allerdings nichts. „Die Prioritäten ändern sich eben, jetzt steht halt das Kind im Mittelpunkt.“

Was aber nichts mit seinem hundertprozentigen Einsatz für die Löwen zu tun haben wird. Dafür ist er viel zu sehr Musterprofi, hat bislang in seiner Laufbahn nicht allzu viel falsch gemacht. Seine Karriere wirkt nämlich wie zuvor in einem Drehbuch geschrieben – mit jedem Wechsel ging es einen Schritt voran, wurde der Verein größer und besser. „Bis jetzt ging der Karriereplan gut auf“, sagt Kneer. Im Alter von 16 Jahren ging er von Sinzheim ins Handballinternat nach Eisenach, spielte dort für den ortsansässigen Thüringer Sportverein in der Zweiten Bundesliga, bevor er 2006 zum HBW Balingen-Weilstetten wechselte, wo er auch zum Nationalspieler reifte. „Anfang 20 ist es vor allem wichtig, zu spielen“, sagt Kneer rückblickend. Zwei Jahre später folgte der Schritt zum TV Großwallstadt. Den Traditionsverein, der mittlerweile in der Zweiten Liga spielt, verließ er dann 2008 in Richtung Magdeburg.

Eines hat der Rückraumspieler bislang noch nicht geschafft, nämlich einen Titel zu gewinnen. Doch nun ist er in seiner sportlichen Entwicklung bei einem Verein angekommen, bei dem dies möglich ist. Kneer ist aber nicht der Typ Lautsprecher, der sich nun hinstellt, und irgendwelche Ambitionen und Titelwünsche hinausposaunt. Er ist da eher der Leisetreter, der Abwartende, der sagt: „Wir müssen das erst mal intern besprechen.“ Aber natürlich gibt der Neuzugang zu, dass er gerne mit den Löwen den ersten Titel seiner Karriere gewinnen möchte. „Jeder Spieler möchte Titel gewinnen, das ist d a s Ziel im Leistungssport.“

Kneer, der mit Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki und dem in den Trainerstab gewechselten Oliver Roggisch drei Löwen bereits aus der Nationalmannschaft kennt, wirkt sehr bescheiden, was seine eigenen Ziele, seine Ambitionen angeht. Er richtet keine Kampfansage an seinen Positionskonkurrenten Kim Ekdahl Du Rietz, sondern sagt lieber: „Ich bin neu im Team, ich muss mich erst mal hinten anstellen. Aber ich werde natürlich versuchen, mich bestmöglich zu präsentieren.“

Erstmals wird er bei den Löwen die Möglichkeit erhalten, sich auf der größten Bühne für Vereinsmannschaften, in der VELUX EHF Champions-League, zu zeigen. „Das ist natürlich ein schönes Erlebnis für mich“, sagt Kneer. „Aber ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch gar nicht so viele Gedanken gemacht.“ Er hat ja auch noch Zeit, die ersten Spiele in der Königsklasse stehen ja erst Ende September an.