Veröffentlichung:

Fürchterliches Aus der Löwen im Halbfinale

Flensburg steht nach 24:23 (10:10) Erfolg im morgigen Finale

Auch im achten Anlauf scheitern die Rhein-Neckar Löwen beim Final Four in Hamburg. Mit der Schlusssirene sicherte sich die SG Flensburg-Handewitt den Siegtreffer zum 24:23 (10:10) Erfolg über die Löwen, die eine Vier-Tore-Führung in der zweiten Hälfte nicht ins Ziel bringen konnten.

Schlimmer kann eine Mannschaft nicht verlieren, schlimmer kann ein Ausscheiden aus dem REWE Final Four Pokalendturnier nicht sein. Die grausame 23:24-Niederlage für das Team von Nikolaj Jacobsen gegen die SG Flensburg-Handewitt in der ersten Halbfinalpartie des diesjährigen Pokalendturniers in der Hamburger O2World  war besiegelt, als Flensburgs Rückraumakteur Jim Gottfridsson in der letzten Sekunde der dramatischen Begegnung mit einem Verzweiflungswurf  Niklas Landin im Löwentor überwand. Ohrenbetäubender Jubel bei den SG-Fans auf den Rängen, die „rote Kurve“ in der O2 World rastet regelrecht aus, auf dem Feld spielen sich unbeschreibliche Szenen ab. Fast erdrückt die Flensburger Crew ihren Siegtor-Schützen, die Truppe von Ljubomir Vranjes ist außer Rand und Band. Und dann sind da noch die Gelbhemden auf dem Feld, die eine großartige Vorstellung geboten haben und jetzt doch wieder einmal mit leeren Händen dastehen. Regelrecht geschockt und konsterniert sind die Löwen, sie können es noch immer nicht glauben, dass ihnen ein Wurf, auf den sie keine Antwort mehr geben konnten, den Traum vom Pokaltitel zerstört hat.  Das unglaubliche Geschehen lässt sich vom Löwen-Rudel noch gar nicht realisieren, wie geistesabwesend blicken Gensheimer, Groetzki und Co. auch Minuten nach dem Ende ins Leere.

Das Aus zeichnete sich bereits in einer dramatischen Schlussphase ab, als die Löwen nach einem zwischenzeitlichen Vier-Tore Vorsprung (17:13, 41. Min.) beim 22:23 zwei Minuten vor dem Ende wieder in Rückstand gerieten. „Wir sind unheimlich enttäuscht, der Pokalsieg war unser großer Traum. Ich muss mich bei unseren Fans bedanken, ich war erstmals als Trainer der Rhein-Neckar Löwen beim Final Four dabei, und die Unterstützung war unglaublich“, sprach Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen nach der Partie. Begonnen hatte die Partie in einer prächtigen Pokalatmosphäre. Im weiten Rund der O2World skandieren die Anhänger der vier Halbfinalisten ihre „Schlachtgesänge“ und überbieten sich in einer gesundheitsgefährdeten Lautstärke. Auf dem Feld dagegen ist Konzentration und Kampfgeist angesagt. Beide Trainer haben die offensive Abwehrformation gewählt, wobei sich die Löwenangreifer zunächst schwer tun, die SG-Defensive zu überwinden. Flensburgs Torhüter Mattias Andersson befindet sich gleich auf „Betriebstemperatur“ und entschärft mehrere Würfe der Jacobsen Jungs. Doch diese lassen sich auch nicht von einem 2:5-Rückstans irritieren, beim 4:5 (Groetzki) ist der Anschluss gefasst. Die Löwen, die mit Trauerflor spielen – Wolfgang Heusch aus dem Betreuerstab der Badener war am Vortag einem Herzinfarkt erlegen – finden immer noch nicht so recht ihren Spielfluss. In beiden Abwehrzonen gibt es Zweikämpfe am Kreis, die Durchbruchversuche bei Eins-gegen-Eins-Aktionen werden meist im griechisch-römischen Ringerstil entschieden. Andy Schmids Solo zum 6:7 (23.) löst die Handbremse im Löwen-Spiel. Beim 8:8 (Petersson) ist der Gleichstand erreicht und beim nächsten Angriff verwandelt Uwe Gensheimer einen Siebenmeter nervenstark zur ersten Löwen-Führung (9:8). Jetzt verwandelt der Löwen-Anhang die Arena in Tollhaus, die Löwen sind im Halbfinale angekommen, weil auch Niklas Landin nun die SG-Schützen mit tollen Paraden immer öfters verzweifeln lässt. Die rassige und äußerst intensiv geführte Auseinandersetzung geht nach Treffern von Uwe Gensheimer und  Johan Jakobsson mit 10:10 in die Pause.

Hellwach agieren die Löwen direkt nach Wiederangriff. Niklas Landin nagelt seinen Kasten zu, vorne verwandelt Kapitän Uwe Gensheimer die Siebenmeter in gewohnter Manier. Der Löwen-Express fährt jetzt mit Volldampf, beim 15:11 (36.Min.) führen die Mannheimer erstmals mit vier Toren. Prompt wirft SG-Coach Ljubomir Vranjes die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch, doch die Dienstbesprechung mit seiner Truppe bringt noch nicht den gewünschten Erfolg. Die Löwen bestimmen unter der rgie von Andy Schmid jetzt das geschehen und behalten bis zehn Minuten vor Schluss eine komfortable Führung mit drei Treffern (21:18, Harald Reinkind).Doch plötzlich ist Sand im Getriebe der Löwen-Aktionen, zumal nun auch der für Mattias Andersson eingewechselte Kevin Moeller im SG-Gehäuse einige Bälle pariert. Als dann noch Bjarte Myrhol ein Stürmerfoul gepfiffen bekommt, nur weil er sich von der Umklammerung seines Gegenspielers befreien will, Kim Ekdahl du Rietz an Moeller scheitert und anschließend die Löwen wegen passivem Spiel das Spielgerät abgeben müssen, steht es plötzlich 22:21 für die Norddeutschen durch den einzigen Treffer von SG-Spielmacher Thomas Mogensen. Nach sieben Minuten Funkstille im Löwen-Angriff gelingt Andy Schmid umgehend der Ausgleich (22:22, 57.), doch Flensburg gelingt durch Jakobsson die erneute Führung (23:22). Uwe Gensheimers Dreher zum 23:23 ist die richtige Antwort auf den Flensburger Endspurt, der auch deshalb gestoppt wird, weil Anders Eggert einen Siebenmeter per Aufsetzer an die Latte des Löwen-Tores wirft. Jetzt können die Gelbhemden wieder vorlegen. Nikolaj Jacobsen nimmt seine dritte Auszeit und gibt Order für die crunch-Time der dramatischen begegnung. Doch dreißig Sekunden vor dem Ende scheitert Patrick Groetzki an Moeller, Flensburg kann noch einmal angreifen und zerstört in der letzten Sekunde mit Gottfrids Wurf alle Träume der Löwen.

Rhein-Neckar Löwen – SG Flensburg-Handewitt 23:24 (10:10)

Torschützen Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer (11/6), Petersson (3), Schmid (3), Reinkind (2), Ekdahl du Rietz (1), Groetzki (1), Guardiola (1), Myrhol (1)

Torschützen SG Flensburg-Handewitt: Jakobsson (7), Gottfridsson (6), Svan (4), Eggert (2/1), Wanne (2), Zachariassen (2), Mogensen (1)

Zuschauer: 13 300
Strafminuten: 4 / 10

 

Fotos: Michael Heuberger