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Die Löwen sind zurück in der SAP Arena

Am Sonntag kommt Frisch Auf! Göppingen

Rund vier Wochen nach ihrem letzten Heimauftritt in der DKB Handball-Bundesliga sind die Rhein-Neckar Löwen zurück in der SAP Arena. Anwurf zum Klassiker gegen Frisch Auf! Göppingen am morgigen Sonntag ist um 15 Uhr, Eintrittskarten gibt es noch an der Tageskasse. „Wir freuen uns, dass wir wieder in unserer SAP Arena spielen. Ich hoffe sehr, dass uns möglichst viele Fans gegen Göppingen unterstützen“, so Löwen-Spielmacher Andy Schmid, der am morgigen Abend noch einen weiteren Auftritt haben wird. Der Schweizer ist Studiogast beim SWR Fernsehen in der Sendung „Sport im Dritten“, beginn ist um 22:05 Uhr.

„Vorher wollen wir aber erst einmal zwei Punkte einfahren“, so Schmid, und auch Trainer Nikolaj Jacobsen hofft, dass er gegen die Schwaben morgen nicht so lange zittern muss, wie in den letzten Spielen, als seine Mannschaft mehrmals eine deutliche Führung verspielte. „Das wollen und werden wir besser machen“, so Jacobsen, der genau wie sein Gegenüber weiß, dass Handball manchmal so einfach sein kann. „Ball nach da, dann nach da und schließlich dorthin. Fertig. Punkt“, beschreibt etwa Magnus Andersson seine aktuelle Spielidee. Doch der Trainer von FRISCH AUF! Göppingen hat nicht etwa aus philosophischen Gründen zur Simplifizierung des Spiels aufgerufen, sondern eher aus der Not heraus. Dem amtierende EHF-Cup-Sieger, der sich am morgigen Sonntag in der SAP Arena im Landes-Derby mit den Rhein-Neckar Löwen misst, ist schließlich das Herz seines Angriffs abhandengekommen.

Vor allem deshalb versuchen die Schwaben derzeit, sich auf die einfachen Dinge zu konzentrieren, um halbwegs in der Spur zu bleiben. Kalendarisch festmachen lassen sich die aktuellen Probleme der Göppinger am 11. September. Zwar setzte sich an diesem Sonntag FRISCH AUF! mit 32:25 bei Aufsteiger GWD Minden durch, doch der Sieg in Ostwestfalen wurde teuer bezahlt: So zog sich Ex-Löwe Zarko Sesum einen Bänderriss im linken Knöchel zu, bei Nationalspieler Tim Kneule war auf der rechten Seite zudem noch das Syndesmoseband betroffen. Nach dem Wechsel von Michael Kraus zum schwäbischen Rivalen TVB Stuttgart stand Göppingen plötzlich ohne einen einzigen erfahrenen Spielmacher da, weil sich zu allem Übel auch noch Nachwuchsmann Jona Schoch verletzte.

„Es ist schwer ohne Spielmacher – auch im Training“, berichtete Trainer Andersson von den Übungseinheiten. Zum Übergangsregisseur wurde zwischenzeitlich Linkshänder Adrian Pfahl umgeschult, gleichzeitig versuchten die Grün-Weißen, sich über klare Abläufe zu stabilisieren. „Es ist wichtig, dass wir jetzt analysieren, was wir mit den zur Verfügung stehenden Spielern spielen können. Dass wir drei, vier Sachen einstudieren, die wir über die gesamte Spielzeit gut machen können“, gab Coach Andersson die Marschroute vor. Für den Schweden, der als ehemaliges „Hirn“ der schwedischen Nationalmannschaft sonst immer die Kreativität seiner Spieler fördert und fordert, sicher kein einfacher Schritt.

Mit diesen Problemen zum Saisonstart werden sich die Schwaben nun mächtig strecken müssen, um das geplante Saisonziel einhalten zu können. Der Vorjahres-Sechste, der eine starke Saison mit dem Gewinn des EHF-Cups krönte, peilt erneut diese Sphären der Tabelle an. „Zwischen Platz fünf und sieben“, konkretisiert Manager Gerd Hofele den Zielkorridor und hat auch genaue Vorstellungen davon, wie die Tabelle am Ende der Saison aussehen könnte. „Die ersten drei Plätze sind an die Rhein-Neckar Löwen, den THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt vergeben“, sagt der Manager, ohne sich dabei auf die Platzierungen festlegen zu wollen. Dahinter sieht er den SC Magdeburg, MT Melsungen, die Füchse Berlin und FRISCH AUF! um die weiteren Plätze kämpfen.

Abgesehen vom Verletzungspech zum Saisonstart hat der 1896 gegründete Traditionsklub für dieses Vorhaben beste Voraussetzungen geschaffen. Der Etat der Erstliga-Mannschaft konnte von fünf Millionen Euro um weitere 200 000 Euro gesteigert werden. Eine breitere Gesellschafterstruktur und mehr Premium-Partner glichen den Wegfall des Hauptsponsors – der Energieversorger EnBW kündigte 2012 – inzwischen aus. Zudem ist Handball in Göppingen weiter „in“. 3370 verkaufte Dauerkarten für die Saison 2016/2017 bedeuten einen Rekord, insgesamt rechnen die Göppinger im Schnitt mit 4850 Fans in der atmosphärischen EWS Arena. Dennoch bleibt der neunfache Deutsche Meister auf dem Teppich, was auch an der Personalpolitik abzulesen ist. Den Wechsel von „Mimi“ Kraus nach Stuttgart und den Abgang von Kevynn Nyokas nach Gummersbach beantworteten die Schwaben keinesfalls mit einer größeren Einkaufstour, sondern stellten vor der Saison eigentlich nur Linkshänder Jens Schöngarth vom SC Magdeburg als namhaften Neuzugang für den rechten Rückraum vor. Der 2,03-Mann aus der Ortenau kehrt damit über die Stationen Melsungen, Lübbecke und Magdeburg wieder nach Baden-Württemberg zurück, was auch die Familie des „Shooters“ von der rechten Seite freut. Da die Anfahrtswege nun nicht mehr so weit sind, kann sich Schöngarth auf einen persönlichen Fan-Klub freuen. „Meine Eltern werden zu jedem Heimspiel kommen. Die Euphorie bei meiner Familie ist groß und sie haben Dauerkarten gekauft. Meine Schwester, mein Onkel und meine Tante werden auch so oft wie möglich kommen“, verrät der der 27-Jährige, der auf der rechten Seite aber ebenfalls ziemlich auf sich alleine gestellt ist.

Nachdem sich Adrian Pfahl aus bekannten Gründen zuletzt vornehmlich um die Spielgestaltung im Zentrum kümmern musste, hat es nun nämlich auch noch den hoffnungsvollen Youngster Sebastian Heymann erwischt. Der 1,98 Meter große Jugend-Nationalspieler, der bei seinem Bundesliga-Debüt in Minden mit sechs Treffern überzeugte, zog sich im Training bei Kooperationspartner Heilbronn-Horkheim einenBänderriss zu und fällt ebenfalls länger aus. Göppingen scheint das Verletzungspech gepachtet zu haben. Gut möglich, dass Trainer Magnus Andersson dementsprechend noch etwas länger nach dem Schema „Ball nach da, dann nach da und schließlich dorthin“ spielen lassen muss.