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Löwen empfangen am Mittwoch den TBV Lemgo

Zuschauer sollten die Autobahnsperrung der A656 beachten

Die Erleichterung war Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen nach dem Heimsieg am vergangenen Samstag gegen die TSV Hannover-Burgdorf anzumerken. Nach dem peinlichen Auftritt am Donnerstag in Zagreb, hatte seine Mannschaft in der Bundesliga wieder in die Erfolgsspur gefunden. Doch viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt den Löwen nicht, bereits morgen kommt der TBV Lemgo in die SAP Arena, ehe für den Deutschen Meister zwei Duelle mit dem HBW Balingen-Weilstetten (Liga und Pokal) auf dem Plan stehen. „Bis Weihnachten, haben wir noch richtig viel vor uns“, kommentiert Nikolaj Jacobsen die gegenwärtige Vorweihnachtszeit, die für viele Klubs der Handball-Bundesliga alles andere als besinnlich ist.

Pünktlich Richtung Jahreswechsel stellen die meisten Klubs die letzten Weichen für die nächste Spielzeit, tätigen die gewünschten Transfers oder blicken wie etwa die Rhein-Neckar Löwen sogar schon auf den Kader für die übernächste Saison, wenn bereits Planungssicherheit besteht. Wer dagegen mitten im Abstiegskampf steht, hat erst einmal andere Sorgen. Der TBV Lemgo macht da keine Ausnahme – wieder einmal geht es für den Altmeister, der ab Mitte der 90er Jahre für rund zehn Jahre das nationale Handball-Geschehen an vorderster Front prägte, im Oberhaus wohl nur ums Überleben. Dabei waren die Voraussetzungen für eine ruhigere Saison eigentlich gegeben. In seinem zweiten Jahr auf der Trainerbank des TBV führte Ex-Nationalspieler Florian Kehrmann die Lipperländer trotz des niedrigsten Etats seit 2004 in der Saison 2015/ 2016 auf Platz 13. Nur im Frühjahr wurde es noch einmal kurz bedrohlich, drei Spieltage vor Saisonschluss konnte der Kader für die aktuelle Spielzeit dann final zusammengestellt werden.

Verlassen haben den TBV Erwin Feuchtmann (SG Insignis HB Westwien/Österreich), Arjan Haenen (MT Melsungen), Marcel Niemeyer (ThSV Eisenach) sowie Arne Niemeyer, der seine Karriere beendete. Kreisläufer Gustav Rydergard unterstützt Coach Kehrmann inzwischen als „Co“ im täglichen Trainingsbetrieb. Im Gegenzug verstärkte sich Lemgo mit Spielmacher-Hoffnung und Ex-Löwe Tim Suton und Kreisläufer-Riese Christian Klimek vom Absteiger TuS N-Lübbecke, vom Champions-League-Teilnehmer Pick Szeged zog es den polnischen Nationaltorhüter Piotr Wyszomirski nach Ostwestfalen. Youngster Mark van den Beucken vom niederländischen Klub Targos Bevo HC trägt seit dem 1. Juli ebenfalls das blau-weiße Trikot, außerdem beförderte der Klub Dominik Ebner von der zweiten in die erste Mannschaft des Traditionsvereins, auch ein Verdienst von TBV-Nachwuchschef Christian Plesser, der einst beim TV Grosswallstadt Regie führte und sich nun federführend um die Jugendarbeit in Lemgo kümmert.

Die bisherigen Leistungsträger wie etwa der ehemalige Friesenheimer Andrej Kogut oder Tim Hornke konnten darüber hinaus alle gehalten werden. „Mit unseren Neuzugängen haben wir uns sowohl in der Breite als auch in der Spitze verstärkt. Zuletzt waren wir noch zu sehr von einigen Spielern abhängig“, blickt TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike auf das Personal-Tableau, aus dem vor allem der russische Neuzugang Azat Valiullin hervorsticht. Der 2,07-Meter-Riese wechselte vom ThSV Eisenach ins Lipperland und sorgte in der vergangenen Saison als absoluter Nobody bei Eisenach im linken Rückraum für Furore. Ein Spieler, den Trainer Kehrmann liebend gerne weiterentwickeln möchte. „Azat verfügt durch seine Größe über enorme Möglichkeiten. Es fehlen ihm noch Muskeln und etwas Schnelligkeit. Das müssen wir noch hinkriegen“, sagte Florian Kehrmann gegenüber wdr.de über seinen Neuzugang. Auch das Gleichgewicht zwischen Profis, die eher in der Abwehr ihre Stärken haben, und Handballern mit ausgeprägtem Offensivdrang erscheint inzwischen ausgewogener.

Aus dem vorhandenen Spielermaterial und den Neuzugängen in einem von Automatismen geprägten Sport eine erfolgreiche Einheit zu bilden, braucht dagegen Zeit – und niemand weiß das besser als der 223-fache Nationalspieler Kehrmann. Auch deshalb hielt der 39-Jährige mit Blick auf die Saisonziele den Ball immer wieder flach. „Wir wollen uns spielerisch weiterentwickeln. Das ist unser Ziel. Das will ich aber nicht an einem Tabellenplatz festmachen“, wiederholte Kehrmann fast gebetsmühlenartig und ließ sich nicht aufs Glatteis führen. Das dabei in erster Linie der Klassenerhalt Vorrang hat, unterstreicht allerdings auch Geschäftsführer Zereike. „Es gilt, Mannschaften wie Balingen, Stuttgart, den BHC oder die Aufsteiger hinter uns zu lassen“, betonte der TBV-Manager im Interview mit der „Lippischen Landeszeitung“ – und genau in der Nachbarschaft dieser Teams befindet sich Lemgo in der aktuellen Tabelle. Das soll aber nicht heißen, dass der in der Vergangenheit mit seinen zahlreichen Nationalspielern auch als „TBV Deutschland“ bekannt gewordene Klub keine weiteren Ambitionen mehr hätte. „Mittelfristig möchten wir wieder eine Rolle spielen, wie das zuletzt Wetzlar oder Gummersbach gelungen ist. Ein durchaus realistisches Ziel“, meint Manager Zereike und auch Florian Kehrmann, der beim TBV bis 2019 plant, hat schließlich schon andere Zeiten erlebt. „Wenn man, wie ich, in Lemgo schon mal um die Europapokale mitgespielt hat, gibt es natürlich auch die Vision, die Mannschaft wieder in die Regionen nahe eines Europacup-Platzes zu führen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, für den wir viele kleine Schritte machen müssen“, weiß der ehemalige Rechtsaußen, der am vergangenen Wochenende mit seiner Mannschaft das wichtige Vier-Punkte Spiel gegen Tabellennachbar Balingen in eigener Halle verlor.

Auch gegen die Löwen sind die Lemgoer am morgigen Mittwoch nur krasser Außenseiter. Anwurf in der SAP Arena ist um 19 Uhr, die Arena öffnet für Zuschauer erst um 18 Uhr. Zudem kann es bei der Heimreise nach dem Spiel zu Problemen kommen, denn die A 656 wird in Richtung Heidelberg von Montag, 05. Dezember 2016, 09:00 Uhr, bis Samstag, 10. Dezember 2016, 17:00 Uhr voll gesperrt. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat festgelegt, dass aufgrund der Baustelle an der Autobahnbrücke in Friedrichsfeld die A 656 Richtung Heidelberg von Montag, 05. Dezember 2016, 09:00 Uhr bis Samstag, 10. Dezember 2016, 17:00 Uhr voll gesperrt wird. Die Rhein-Neckar Löwen bitten dies bei der An- und Abreise zu berücksichtigen.