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„Ein richtig geiles Gefühl“

Marius Steinhauser im Interview

Marius Steinhauser feiert am heutigen Montag seinen 24. Geburtstag. Vor dem Pflichtspielauftakt ins Jahr 2017 der Rhein-Neckar Löwen am kommenden Donnerstag gegen den amtierenden Champions League Sieger KS Vive Tauron Kielce spricht der Rechtsaußen über die vergangenen Wochen, die Ziele für die kommende Rückrunde, sein Studentenleben und über die Gründe für seinen Wechsel zur SG Flensburg-Handewitt am Saisonende.

Marius, wie hast du nach dem intensiven und erfolgreichen Jahr 2016 ein wenig abschalten können?

Marius Steinhauser: Ich war mit meiner Freundin über Silvester eine Woche in Ischgl. Familie und Freunde waren auch dort. Ganz ehrlich: Das muss man mal erlebt haben, auch wenn ich kein Ski gefahren bin.

Ist sowas bei dir vertraglich festgehalten, dass du das nicht darfst?

Steinhauser: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Vielleicht steht das bei unserem Norweger Harald Reinkind im Vertrag, da wäre es möglicherweise sogar angebracht (lacht). Ich wollte mich auf jeden Fall keiner Gefahr aussetzen, muss aber zugeben: Als ich da oben auf der Hütte war und Richtung Tal blickte, verspürte ich schon ein Gefühl in mir, das mal auszuprobieren.

Zum Trainingsauftakt fehlten viele WM-Fahrer. Wie sahen die Einheiten aus?

Steinhauser: Laufen und Krafttraining. Aber zwei Mal die Woche haben wir auch mit der zweiten Mannschaft trainiert, damit ein Handballspiel zustande kam und wir nicht gegen eine Wand spielen mussten (lacht).

Das Jahr 2016 endete mit einem Coup in Kiel und einer Enttäuschung in Magdeburg. Wie sind diese beiden krassen Leistungsunterschiede zu erklären?

Steinhauser: Das ist schwierig. Nach dem Sieg in Kiel waren wir alle sehr glücklich, das waren ganz wichtige Punkte im Titelrennen. Wir wussten aber, dass es in Magdeburg genauso schwer wird. Zwei so hammerharte Auswärtsspiele hintereinander zu haben, ist sicherlich nicht ganz glücklich. Aber die Bundesliga ist kein Wunschkonzert. Wir haben in Magdeburg verdient verloren, weil bei uns fast nichts und beim SCM alles geklappt hat.

Wie bewertest du die Bundesliga-Ausgangslage?

Steinhauser: Es ist spannend, mit Flensburg, Kiel und uns bewegen sich drei Mannschaften auf Augenhöhe. Aber diese Teams müssen nicht nur in den direkten Duellen auf der Hut sein, sondern vor allem auch dann, wenn es gegen Berlin, Leipzig, Hannover oder Magdeburg geht. Diese Mannschaften sind qualitativ nicht so weit von den Topteams entfernt. Wir werden alles dafür tun, damit wir die Meisterschaft noch einmal nach Mannheim holen. Das war das Größte, ein unglaubliches Gefühl – und das will ich noch einmal erleben.

In der Liga geht es mit den Auswärtsspielen in Hannover und Berlin gleich knackig los.

Steinhauser: Diese Partien werden genauso schwer wie der Doppelpack mit Kiel und Magdeburg. Wir müssen in Hannover und Berlin unsere beste Leistung zeigen, sonst werden wir dort nicht bestehen.

In der Champions League wartet mit Kielce am kommenden Donnerstag gleich mal der Titelverteidiger zum Start ins neue Jahr.

Steinhauser: Ich freue mich wahnsinnig auf dieses Spiel. In der Champions League auf der Platte zu stehen, ist ein richtig geiles Gefühl. Und Begegnungen gegen eine
Spitzenmannschaft wie Kielce machen doch besonders viel Spaß. Wir haben das Hinspiel in Polen gewonnen – das wollen wir natürlich auch diesmal.

Was ist in der Gruppenphase noch möglich?

Steinhauser: Unsere drei Heimspiele gegen Kielce, Szeged und Brest müssen wir gewinnen, Auswärtssiege sind auch in Kristianstad und Celje drin. Ich weiß, dass das schwer wird. Aber es ist auch nicht unmöglich. Wenn wir diese Partien alle für uns entscheiden, werden wir sicherlich einen der vorderen Plätze erreichen. Ob es dann Rang eins wird, weiß ich nicht. Mit Blick auf die vielen starken Mannschaften in der Gruppe A steht ja ohnehin schon fest, dass in der nächsten Runde ein schwerer Gegner auf uns wartet.

Du wirst die spielfreie Zeit im Januar sicherlich auch für dein BWL-Studium genutzt haben. Wie sieht es da aus?

Steinhauser: Bislang ist es sehr, sehr gut gelaufen. Ich denke, dass ich bis zum Sommer mein Grundstudium beendet habe und dann geht es schon auf die Zielgerade.

Wie fällt bislang das Fazit des Studenten Steinhauser aus?

Steinhauser: Dieses Studium aufzunehmen, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Es ist auch keine Belastung neben der Karriere als Profi-Handballer, sondern eher eine willkommene Abwechslung, um mal an etwas anderes als Handball zu denken. Das Studium an der SRH ist sehr interaktiv gestaltet: viele Präsentationen, viel Gruppenarbeit. Das ist mir lieber, als wenn man nur vom Dozenten zugetextet wird (lacht).

Wie hast du die ersten Monate deines Studiums erlebt? Mit Ex-Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer hattest du einen prominenten Kommilitonen…

Steinhauser: Das war perfekt. Uwe war schon etwas länger dabei als ich, wir haben aber dieselben Kurse besucht. Für mich hatte das den angenehmen Nebeneffekt, dass ich die schweren Klausuren zu Beginn geschrieben habe und es jetzt hoffentlich etwas leichter wird… (lacht)

Wie ausgeprägt ist denn dein Studentengefühl?

Steinhauser: Also einen Party-Marathon gibt es eher nicht (lacht). Aber allein darüber definiert sich auch nicht ein Studentenleben. Ich finde es einfach klasse, an der Uni zu sein, in neue Gruppen zu kommen und ständig neue Leute kennenzulernen. Das ist ein bisschen so, als wenn man als Kind in eine neue Schulklasse kommt und immer mehr integriert wird. Das ist spannend. Deswegen: Auf dem Campus oder in der Mensa fühle ich mich zu 100 Prozent als Student.

Nach der Saison wechselst du zur SG Flensburg-Handewitt. Möchtest du einfach mal ein Pokal-Halbfinale gewinnen oder warum gehst du zur SG?

Steinhauser (lacht): Ich hoffe, das mit dem Halbfinal-Sieg klappt noch in diesem Jahr. Die SG hat sich sehr viel Mühe gegeben und mir klar gemacht, dass ich eine sehr gute Perspektive dort habe. Die Flensburger wollen mich als Nummer eins hinter Lasse Svan aufbauen, der jetzt 33 Jahre alt ist. Ich weiß, dass ich mich erst einmal hinten anstellen muss, so lange er noch da ist. Ich weiß aber auch, dass es solch eine Chance nicht so oft gibt – deswegen habe ich mich zu diesem Schritt entschieden.

Wie schwer ist dir diese Entscheidung gefallen?

Steinhauser: Ich bin ein Kind der Region, hier lebt meine Familie. Da denkt man schon ein wenig länger nach. Jeder, der mich nur ein bisschen kennt, weiß genau, dass mir diese Entscheidung nicht einfach gefallen ist. Die Löwen sind mein Profi-Heimatverein, hier habe ich mein erstes Bundesligaspiel bestritten, wurde Junioren-Nationalspieler und habe meinen ersten Titel gewonnen. Das alles werde ich nie vergessen und dafür bin ich dankbar. Aber ich bin in einer Situation, in der ich es wissen will – und da
sehe ich die besten Möglichkeiten in Flensburg.