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Gallier unter Druck

Rhein-Neckar Löwen empfangen den HBW Balingen-Weilstetten

Das Glück war in den vergangenen Wochen wirklich nicht aufseiten des HBW Balingen-Weilstetten. Beim Bergischen HC verlor der Handball-Bundesligist zuletzt in letzter Sekunde mit 22:23, ein Siebenmeter von Arnor Gunnarsson kostete die „Gallier von der Alb“ einen Zähler. Nur eine Woche zuvor war es noch dramatischer zugegangen, beim 27:27 gegen den TBV Lemgo kassierten die Schwaben den Ausgleich ebenfalls in der Schlusssekunde. Wieder war es ein verwandelter Siebenmeter, der dem HBW den Sieg entriss. Besonders bitter: Nach Unklarheiten zwischen Schiedsrichtern und Zeitnehmertisch war der Strafwurf wiederholt worden. Zunächst hatte Balingens Torwart Tomás Mrkva den Versuch von Tim Hornke gehalten. Im zweiten Anlauf verwandelte der Lemgoer dann, die Balinger erwogen nach dem nervenaufreibenden Duell zunächst einen Einspruch. Nach gründlicher Überlegung aller Fakten verzichteten die Verantwortlichen aber darauf.

„Wir haben intensive Tage hinter uns und der unselige Vorgang um den Ausgleich per Siebenmeter ist alles andere als so einfach, wie er teilweise versucht wurde darzustellen. Es sind aber nach unserer Auffassung am Ende so viele Tatsachenentscheidungen, die eine Rolle spielen, dass wir die Erfolgsaussichten eines Einspruches aufgrund eines möglicherweise vorhandenen Regelverstoßes als sehr gering einschätzen“, erklärte Geschäftsführer Wolfgang Strobel, dass sich beim HBW alle gemeinsam auf den Kampf um den Klassenerhalt konzentrieren möchten und dass weitere Nebenkriegsschauplätze mit ungewissem Ausgang dafür nicht förderlich wären. Das Durcheinander am Ende des Spiels ließ er aber nicht unkommentiert: „So etwas darf in einer professionellen Liga einfach nicht passieren.“ Klar ist: Durch die beiden Punktverluste in letzter Sekunde gegen die beiden direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt stehen die Balinger enorm unter Druck, nach elf Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit droht der Absturz in Liga zwei. Umso erfreulicher war zuletzt für den Klub die Nachricht, dass Europameister Martin Strobel dem HBW auf jeden Fall erhalten bleibt. Er hat seinen Vertrag vorzeitig um drei Jahre verlängert und würde auch den Weg mit in die Zweite Liga gehen. Am morgigen Samstag gastiert der HBW in der SAP Arena. Für die Löwen ist es das zweite Heimspiel innerhalb von vier Tagen, nach dem hart umkämpften 31:28 Erfolg vom vergangenen Mittwoch gegen den BHC soll gegen Balingen nicht so lange gezittert werden.

„Wir können deutlich besser spielen, als wir es gegen den BHC gemacht haben“, versprach Spielmacher Andy Schmid und schob die vergangene Leistung auch etwas auf die lange National-mannschaftspause. „Es ist immer schwierig, nach einer Pause wieder zu seinem Spiel zu finden. Mit dem BHC hatten wir dann auch noch eine Mann-schaft, die uns einfach nicht liegt. Ich bin froh, dass wir noch die zwei Punkte eingefahren haben und da wollen wir gegen Balingen weitermachen“, so der Schweizer. Die Gäste liegen nur aufgrund der um einen Treffer besseren Tordifferenz nicht auf einem Abstiegsplatz, holten sich mit dem überraschenden 28:23 Erfolg gegen Leipzig im letzten Spiel aber nochmals Selbstvertrauen für die schwere Aufgabe in der SAP Arena. Dennoch beschäftigt man sich in Balingen natürlich auch mit einem möglichen Abstieg.

„Es wäre vermessen, in der jetzigen Phase nicht zweigleisig zu planen“, erklärte HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel. „Wir haben selber noch alle Chancen und ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir es schaffen werden“, sagte Spielmacher Martin Strobel, der nach seiner Vertrags-verlängerung die zentrale Figur in der Mannschaft ist und auch in der kommenden Saison die junge Truppe führen soll.

Außerdem gaben die Balinger noch ein paar weitere Personalentscheidungen bekannt: Eigengewächs Sascha Ilitsch wird zum Saisonende die Handballschuhe an den Nagel hängen. Auch für Davor Dominikovic, früher schon im Trikot der SG Kronau-Östringen aktiv, endet sein Engagement bei den „Galliern von der Alb“. Nachdem der Kroate bereits signalisiert hatte, den Verein nach Ende der Saison zu verlassen, haben sich alle Beteiligten nun gemeinsam darauf verständigt, den Vertrag nicht zu verlängern. Außerdem wird Torhüter Peter Johannesson den HBW zum Saisonende verlassen, bei Weltmeister Pascal Hens sieht es nach Abschied vom aktiven Handball aus. „Ich bin nicht mehr aktiv auf Vereinssuche. Es geht im Moment eher in Richtung Karriereende“, sagte der 37-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Nach dem Gastspiel bei den Löwen reisen die Balinger zum HC Erlangen. Zum Abschluss genießt die Mannschaft von Trainer Rúnar Sigtryggsson dann zwar drei Mal Heimrecht, allerdings heißen die Gegner FRISCH AUF! Göppingen, SG Flensburg-Handewitt und THW Kiel. Von vielen Punkten können die Balinger da nicht unbedingt ausgehen, der bittere Gang in die Zweite Liga droht also tatsächlich Realität zu werden.