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Flensburg im Kopf – Stuttgart vor der Brust

Vor dem Spitzenspiel empfangen die Löwen den TVB 1898 Stuttgart

Das Spitzenspiel bei der SG Flensburg-Handewitt rückt näher, doch für die Rhein-Neckar Löwen steht vor dem Duell im hohen Norden am kommenden Wochenende noch ein weiteres Ligaspiel auf dem Programm. Mit dem TVB 1898 Stuttgart bestreitet der Deutsche Meister am morgigen Mittwoch das dritte Heimspiel innerhalb von einer Woche. Anwurf in der SAP Arena ist um 19 Uhr, Eintrittskarten zum Duell mit den Landeshauptstätter gibt es noch an der Abendkasse.

Mit dem TVB gastiert ein weiterer Abstieskandidat in der SAP Arena, wieder sind die Rollen klar verteilt. „Wir wollen an unsere gute Leistung gegen Balingen vom vergangenen Wochenende anknüpfen“, hofft Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen, dass seine Mannschaft mit den Gedanken noch nicht beim Duell mit dem Vizemeister ist. Torhüter Mikael Appelgren versichert unterdessen, „dass wir uns immer mit den kommenden Gegner beschäftigen, und der heißt am Mittwoch erst einmal Stuttgart. Deren Trainer Markus Baur wagte vor der Saison eine Prognose. Für den Klassenerhalt „müssen mindestens 18 bis 20 Punkte, vielleicht sogar mehr, erkämpft werden, um auf der sicheren Seite zu sein“, sagte der neue Trainer des Handball-Bundesligisten aus Stuttgart der „Handballwoche“. Nun, zehn Monate später, steht fest, dass der Weltmeister mit seiner Vermutung gar nicht so falsch lag. Im spannenden Abstiegskampf müssen wahrscheinlich wirklich mindestens 20 Zähler her, um drin zu bleiben.

„Es wird eng, aber wir arbeiten hart“, sagt Baur, der die Mannschaft im vergangenen Sommer übernahm und ein paar bekannte Namen bei den Neuzugängen präsentierte. Die prominenteste Verstärkung kam zweifelsohne aus der Nachbarschaft vom schwäbischen Ligarivalen FRISCH AUF! Göppingen: Spielmacher Michael Kraus schloss sich dem TVB an. Mit ihm holten sich die Stuttgarter Routine und Erfahrung in die baden-württembergische Landeshauptstadt, nachdem sich die Mannschaft in der Saison 2015/16 häufig selbst im Weg gestanden hatte und Punkte durch fehlende Reife und Cleverness verschenkte.

„Michael Kraus kommt hier aus der Region, und wir sind davon überzeugt, dass er uns auf dem Weg, den TVB in der Ersten Liga zu etablieren, einen großen Schritt weiterbringen kann“, sagte Stuttgarts Geschäftsführer Jürgen Schweikardt, der den ursprünglichen Einjahresvertrag mit dem Weltmeister von 2007 zuletzt sogar verlängerte. Kraus bleibt bis 2019 beim TVB – aber wohl nur, wenn der Verein nicht absteigt. Helfen kann der Spielmacher seinem Verein im Abstiegskampf allerdings nicht mehr, am vergangenen Wochenende brach sich Kraus beim Punktgewinn in Lemgo die Hand, die Saison ist für ihn damit beendet.

Ein zweiter wichtiger Baustein im TVB-Kader ist Torwart Johannes Bitter. Wie auch Kraus und Baur wurde der Schlussmann 2007 Weltmeister mit Deutschland, seine Extraklasse soll für Stabilität in der Defensive und ein paar zusätzliche Punkte sorgen. „Wenn ich zwei solche Säulen haben kann, ist das absolut perfekt“, sagt Baur, der sich zuletzt gegen leise Kritik am bisherigen Saisonverlauf wehrte. Manch einer hatte vom TVB mit seinem 3,5-Millionen-Euro-Etat etwas mehr erwartet. „Wir haben nicht gesagt, dass wir locker Richtung Mittelfeld marschieren, weil wir von Anfang an gewusst haben, dass wir um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Und ich habe auch erwartet, dass das bis zum Schluss der Fall sein wird und wir dann den Aufbau machen, um in den nächsten Jahren nichts mehr damit zu tun zu haben. Jetzt gilt es, das erste Ziel zu erreichen.“ Selbst im Falle des Abstiegs wird Baur Trainer in Stuttgart bleiben – auch der Kader bleibt weitestgehend zusammen. Denn unabhängig von einem möglichen Abstieg will sich der TVB langfristig in der Ersten Liga etablieren. Die Voraussetzungen dafür wurden geschaffen, es ist fraglos etwas Großes entstanden.

Die Schwaben spielen wahlweise in der Scharrena oder der Porsche-Arena Stuttgart. Durch die Namenserweiterung von TV Bittenfeld zu TVB 1898 Stuttgart erhoffen sich die Verantwortlichen des TVB mehr Zuspruch bei Medien, Sponsoren und Zuschauern. „Stuttgart ist nun schon seit Jahren unser Spielort. Unsere Fans und wir fühlen uns in der Landeshauptstadt sehr wohl. Jedoch werden wir mit diesem Schritt keine komplett neue Identität annehmen, sondern unsere Identität für einen noch größeren Kreis öffnen“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Schwei-kardt die Beweggründe des Vereins, der mit Ex-Nationalspieler Manuel Späth für die kommende Saison bereits einen nächsten hochkarätigen Neuzugang präsentiert hat.