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„Wir wollen besser spielen als im Hinspiel“

Löwen empfangen morgen Meshkov Brest in der VELUX EHF Champions League

Am gestrigen Montag kamen die Rhein-Neckar Löwen erst vom letzten Spiel der VELUX EHF Champions League zurück, am morigen Mittwoch wartet schon die nächste Partie in der Königsklasse auf den Deutschen Meister. In der Frankfurter Fraport Arena treffen die Löwen dabei auf den weißrussischen Meister Meshkov Brest, Anwurf ist um 18:30 Uhr, Tickets gibt es noch an der Abendkasse. „Wir wollen besser spielen als im Hinspiel, wo wir verloren haben“, gibt Trainer Nikolaj Jacobsen die Richtung vor. Wie schon am vergangenen Sonntag wird Jacobsen auch morgen wieder auf einen Teil seiner Stammkräfte verzichten müssen. Michel Abt und Kim Ekdahl du Rietz fallen auf jeden Fall aus, Dejan Manaskov und Marius Steinhauser sind ebenfalls angeschlagen, und nach der Partie in Schweden kämpfte auch Abwehrchef Gedeon Guardiola mit Rippenproblemen.

Der morgige Gegner ist unterdessen mit einer privaten Chartermaschine am heutigen Dienstag in Frankfurt gelandet, und möchte den Erfolg vom Hinspiel unbedingt wiederhohlen. Dzmitry Nikulenkau hatte da schon im vergangenen Sommer so eine Vorahnung. „KS Vive Tauron Kielce und die Rhein-Neckar Löwen sind stärker als wir einzuschätzen. Aber ich bin sicher, diese beiden Mannschaft en werden auch einige Punkte verlieren“, sagte der Mannschaftskapitän des weißrussischen Handball-Spitzenklubs Meshkov Brest – und sorgte dann mit seinem Team auch prompt für die erste Niederlage der Löwen in dieser Champions-League-Saison.

Beim absolut verdienten 30:28-Sieg Anfang Oktober erzielte Nikulenkau einen Treffer für den sportlich und finanziell aufstrebenden weißrussischen Verein, der in dieser Saison von der Europäischen Handball-Föderation dem illustren Kreis der besten 16 Teams zugeordnet wurde und deswegen in der Gruppe B am Ball ist. Das war in der vergangenen Runde noch anders, damals kam Brest in den Lostopf mit den schwächeren Teams, die sich traditionell in den Gruppen C und D gegenüberstehen. Meshkov gewann die Gruppe C und setzte sich dann in der K.o.- Runde gegen Skjern Handbold, den aktuellen Verein von Ex-Löwen-Kreisläufer Bjarte Myrhol, durch. Der Lohn war die Qualifikation für das Achtelfinale, wo Meshkov allerdings am späteren Titelträger Vive Tauron Kielce scheiterte.

Für Manager Pavel Bashkin „ist es eine prestigeträchtige Sache, in der Elite-Gruppe zu spielen. Das Team wird sich nur entwickeln, indem es gegen die stärksten Mannschaften antritt.“ Ob es auch schon für eine Topplatzierung reicht, wird sich zeigen – die Heimsiege über die Löwen und Pick Szeged sprechen durchaus dafür. „Die stärksten Teams in unserer Gruppe sind Kielce und die Rhein-Neckar Löwen. Alle anderen Teams sind fast gleich. Deshalb ist es unser oberstes Ziel, die Gruppenphase unter den ersten sechs Mannschaften zu beenden, vorzugsweise unter den ersten vier Teams“, gibt Bashkin ehrgeizige Ziele vor – die bisherigen Ergebnisse lassen diese hohen Ambitionen allerdings auch zu, vor allem auch mit Blick auf den keinesfalls schlecht besetzten Kader.

Mit Dainis Kristopans steht ein wurfgewaltiger Linkshänder im Rückraum zur Verfügung, gegen die Löwen erzielte der lettische Nationalspieler im Hinspiel sieben Tore. Nach dieser Saison wechselt der Halbrechte zum mazedonischen Vorzeigeverein Vardar Skopje, was seine Qualitäten nur noch unterstreicht. Außerdem bietet Brest mit Pavel Atman einen überragenden Spielmacher auf, der auch im linken Rückraum agieren kann. Der Russe wechselt zur kommenden Runde zum ambitionierten Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf, wo man sich bereits auf den 29-Jährigen freut. „Ich bin sehr glücklich über diese Verpflichtung. Pavel ist ein international erfahrener Spieler, der über eine sehr hohe Schnelligkeit verfügt. Zudem hat er auch Qualitäten in der Abwehr und im Tempogegenstoß“, schätzt Hannovers Trainer Jens Bürkle das Gesamtpaket des russischen Nationalspielers, der dem Abenteuer in Deutschland gespannt entgegenblickt. „Es war immer ein Ziel von mir, in der Handball-Bundesliga zu spielen. Dass es ab dem kommenden Sommer soweit sein wird, freut mich sehr. Ich kann es kaum erwarten, mich mit den Topstars der stärksten Liga der Welt zu messen.“

Momentan kann er das fast nur in der Champions League, die weißrussische Liga fordert Atman und seine Mitspieler nicht. 2014, 2015 und 2016 gewann Meshkov das nationale Double, auch dank prominenter Neuzugänge aus der Bundesliga. Ex-Löwe Nikola Manojlovic trug von 2014 bis 2016 das Brester Trikot, seit dieser Saison ist Rajko Prodanovic für Meshkov am Ball. Der Rechtsaußen kam vom ungarischen Spitzenverein Pick Szeged und war zuvor auch schon für die Löwen aktiv. Kreisläufer Rastko Stojkovic hatte seine beste Zeit in Deutschland bei der HSG Nordhorn (2006-2009) und anschließend beim polnischen Topklub Kielce (2009-2013). Keine Frage: Die Mannschaft aus Brest genügt höheren internationalen Ansprüchen, ist vor allem sehr erfahren und holt sich die Wettkampfhärte in der supranationalen Seha-League. 2015 erreichte der Verein sogar das Finale in diesem Wettbewerb, in dem auch andere europäische Top-Mannschaften wie Telekom Veszprém sowie die Champions-League-Vorrundengegner HC Zagreb, Vardar Skopje und RK Celje mitmischen.

Momentan sieht es danach aus, dass Brest hinter diesem Quartett auf Platz fünf landen und das Final Four verpassen wird. Das wäre zweifelsohne eine Enttäuschung für den noch jungen und gleichzeitig ambitionierten Verein, der erst 2002 gegründet wurde und nach dem berühmten weißrussischen Trainer Anatoly Meshkov, der 1994 starb, benannt ist. Die Initiative zur Gründung des Klubs aus der 310 000-Einwohner- Stadt, die kurz hinter der polnischen Grenze liegt und als der wichtigste Eisenbahn- und Autobahngrenzübergang für Weißrussland gilt, ging von seinen Söhnen Aleksandr und Sergey aus, die sich weiterhin in die Vereinsarbeit einbringen. Zumal ihre Mutter Ada als Geschäftsführerin agiert und die Entwicklung nicht nur in sportlicher Hinsicht vorantreibt. Vor einigen Jahren trug der Klub seine Champions-League-Heimspiele noch in der 360 Kilometer entfernten Hauptstadt Minsk aus, nun empfängt Meshkov seine Gegner im eigenen Sportpalast „Victoria“. Und der kann auch schon einmal zu einem gefährlichen Hexenkessel werden, wie die Löwen Anfang Oktober leidvoll erfahren mussten.