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Mit Kampf, Leidenschaft und der Kulisse – Löwen schlagen Leipzig

Andy Schmid trifft Sekunden vor dem Ende zum 24:23 (10:12) Erfolg

Was ein Spiel, welch unglaubliche Wendungen, was für eine Dramatik. Und auch ein bisschen Glück: Die Rhein-Neckar Löwen bleiben in der Bundesliga in der Erfolgsspur. Die Gelbhemden gewannen am Samstagabend gegen den SC DHfK Leipzig mit 24:23 (10:12).

Die Badener kletterten damit mit fünf Minuspunkten auf dem zweiten Rang und haben die richtige Antwort auf das unglückliche Ausscheiden in der VELUX EHF Champions League zwei Tage zuvor gegeben. Mit viel Kampf, dem nötigen Glück und einem Treffer von Andy Schmid Sekunden vor dem Ende der Partie siegten die Löwen und bleiben so der SG Flensburg-Handewitt, dem Gegner im Halbfinale des Final-Four-Turniers um den DHB-Pokals am kommenden Samstag, auf den Fersen. „Wir haben gekämpft, solche Handballspiele sind doch toll“, sagte Marius Steinhauser: „Wir sind froh, die zwei Punkte hierbehalten zu haben.“ Und auch der Trainer der Löwen, Nikolaj Jacobsen, freute sich: „Wir haben mit Glück und einem unglaublichen Publikum, das uns nach vorne trägt, gewonnen. Es war wichtig, dass wir die zwei Zähler geholt haben.“

Die Löwen begannen im Vergleich zum Achtelfinale der VELUX EHF Champions-League-Partie gegen den THW Kiel 48 Stunden zuvor fast mit einer komplett veränderten Aufstellung. Nur Kim Ekdahl du Rietz stand von Beginn der Begegnung an auf dem Parkett, dazu Hendrik Pekeler und Gedeon Guardiola in der Abwehr. Und am Anfang sah es auch gut aus, was der „zweite Anzug“ zeigte. Bedingt durch vier Paraden von Mikael Appelgren konnten sich die Löwen auf 3:0 (6.) und dann auf 5:2 (10.) absetzen. Es sah so aus, als würden die Gastgeber – wie schon in den Champions-League-Auswärtsspielen in Kielce oder Szeged – ebenso zu klasse Spielen fähig sein, wenn die Akteure auf dem Feld stehen, die ansonsten nicht so oft spielen. „Wir haben stark angefangen, ein schnelles Umschaltspiel gezeigt“, sagte Steinhauser.

Doch dann folgten 20 ziemlich schwache Minuten der Badener. Vor allem im Angriff klappte beim Deutschen Meister nicht mehr viel, gerade einmal noch fünf Treffer gelangen bis zur Pause, dabei ließen die Löwen drei Siebenmeter (Schmid, Manaskov und Sigurdsson) aus. Die Leipziger verteidigten gut, bei den Gastgebern war allerdings auch zu wenig Bewegung im Angriff. Negativer Höhepunkt aus Sicht der Gastgeber war eine fast zweiminütige doppelte Überzahl – die 2:0 ausging. Allerdings nicht für die Löwen, sondern für die Leipziger. Die Gäste machten so aus dem 8:8 eine 10:8-Führung (26.) – und verteidigten den Zwei-Tore-Vorsprung auch bis zum Seitenwechsel.

Die Abwehrleistung war in den ersten 30 Spielminuten alles in allem in Ordnung. Vor allem in den ersten zehn, zwölf Minuten verteidigten die Gastgeber gut. Anschließend waren die Löwen nicht mehr ganz so flink auf den Beinen, wie gewünscht. So landete der eine oder andere Abpraller zu viel bei den Gästen, die so zu einfachen Toren kamen. Zudem gelangen den Gelbhemden zu wenige Ballgewinne. Die Badener kamen nur zu einem Treffer per Tempogegenstoß vor der Pause. Den erzielte Marius Steinhauser, mit vier Treffern bester Torschütze vor dem Wechsel.

Zur zweiten Halbzeit tauschte Jacobsen fast das komplette Personal aus und als Gedeon Guardiola nach einer Parade von Appelgren per Schnellangriff auf 11:12 verkürzte, sah es so aus, als würden die Löwen nun die Kräfteverhältnisse zurechtrücken. „Wir haben nun eine bessere Einstellung gezeigt“, sagte Pekeler. Doch dafür spielten die Löwen weiterhin zu fehlerbehaftet. Es wurden Würfe aus schlechten Positionen genommen und Siebenmeter verworfen, zudem unterliefen den Badener zu viele technische Fehler und Ballverlust. Auch das Überzahlspiel nutzten die Löwen nicht, um aufzuholen. Vielmehr konnten sie meistens froh sein, wenn der Gegner in dieser seinen Vorsprung nicht ausbaute. Als Leipzig nach 40. Spielminuten mit 18:15 führte, wurde es jedenfalls langsam kritisch für den Meister.

Immerhin war die Abwehrleistung der Badener nun deutlich besser, Leipzig hatte große Probleme, überhaupt noch zu Toren zu kommen. Gerade einmal vier waren es in den ersten 18 Minuten des zweiten Durchgangs – was auch an den Paraden von Appelgren lag. So konnten die Löwen trotz ihrer mageren Angriffsleistung beim 18:18 wieder ausgleichen (49.). „Wir haben kämpferisch super dagegengehalten“, sagte Oliver Roggisch, der Sportliche Leiter.

Es schien nun, als würden die Gastgeber das Spiel auf der Zielgerade noch zurechtbiegen. Doch leicht machten ihnen das die Leipziger nicht, die postwendend wieder in Führung gingen. Doch die Löwen kämpften, großartig unterstützt von den 10.164 Zuschauern auf den Rängen der SAP Arena. Beim 20:19 lag der Deutsche Meister erstmals seit dem 8:7 wieder vorne – Pekeler hatte nach einem Ballgewinn in der Abwehr ins leere Tor der Leipziger getroffen, die aufgrund der starken Abwehrleistung der Löwen nun mit dem siebten Feldspieler agierten. Und Sigurdsson legte kurz darauf das 21:19 nach (54.). „Du denkst, du kriegst das Spiel in Griff und zwei Minuten später liegst du wieder hinten“, sagte Jacobsen zu diesem Zwischenstand.

Denn dann unterliefen den Badenern unbegreifliche Fehler im Angriff, Leipzig nutzte diese, unter anderem durch zwei Tempogegenstoßtreffer und führte plötzlich wieder – 22:21 (57.). Steinhauser glich aus, doch nach einer Zwei-Minuten-Strafe gegen Alexander Petersson mussten die Löwen in Unterzahl agieren. Doch sie kämpften, eroberten den Ball und Steinhauser traf per Gegenstoß – sein achter Treffer. „Das war sehr wichtig“, sagte Pekeler. Leipzig gelang durch Rojewski das 23:23. Dann hatten die Löwen den Ball, noch eine Minute war zu spielen. Geschickt ließen die Gastgeber die Zeit von der Uhr laufen, dann traf Andy Schmid acht Sekunden vor dem Ende – die Halle tobte, das reichte, die Löwen siegten. „Das Glück mit dem abgefälschten Ball von Andy braucht man auch mal“, sagte der überragende Steinhauser, der bis auf einen verworfenen Siebenmeter alle seine Würfe im Leipziger Tor versenkte. 

Rhein-Neckar Löwen – SC DHfK Leipzig 24:23 (10:12)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Bauer (n.e.) –  Schmid (2/1), Sigurdsson (2), Banea Gonzalez, Steinhauser (8), Larsen (2), Reinkind (1), Gedeon Guardiola (1), Groetzki (n.e.), Ekdahl du Rietz (3), Pekeler (3), Petersson (2), Taleski (n.e.), Manaskov

SC DHfK Leipzig: Vortmann, Semper – Steinert (4/3), Rojewski (6), Jurdzs (1), Krzikalla (2), Binder, Janke (4), Pieczokwski (3), Sommer (2), Roscheck, Meschke (1), Becvar, Milosevic, Voigt

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Christian Prokop

Schiedsrichter: Christoph Immel/Roland Klein

Zuschauer: 10.164

Strafminuten: 6/12

Siebenmeter: 6/1 – 4/3

Schmid scheitert an Vortmann

Manaskov scheitert an Vortmann

Sigurdsson scheitert an Vortmann

Sigurdsson scheitert an Vortmann

Steinhauser scheitert an Vortmann

Zeitstrafen: Petersson (4), Guardiola (2) – Roscheck (6), Steinert (2), Jahnke (2), Steinert (2) 

Rote Karte: Roscheck (43., dritte Zeitstrafe)

Spielfilm: 3:0 (6.), 5:2 (10.) 7:5 (15.), 8:8 (24.), 8:10 (26.), 10:12 (Hz.), 13:14 (33.), 13:16 (37.), 15:18 (40.), 18:18 (51.), 21:19 (54.), 21:21 (57.), 24:23 (Ende)

Beste Spieler: Appelgren, Steinhauser, Pekeler – Vortmann, Janke.