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BHC macht es dem Meister lange schwer

Knapper 31:28 Heimsieg für die Rhein-Neckar Löwen

Der Zweikampf um die Deutsche Meisterschaft zwischen den Rhein-Neckar Löwen und der SG Flensburg-Handewitt geht weiter. Wie die SG sind auch die Rhein-Neckar Löwen am Abend erfolgreich aus der rund zweieinhalbwöchigen Spielpause gekommen. Der Deutsche Meister besiegte am Mittwochabend in der Mannheimer SAP Arena den Bergischen HC mit 31:28 (18:15). Es war allerdings ein Zittersieg der Gelbhemden, den diese erst durch einen kleinen Schlussspurt in den abschließenden Spielminuten sicherstellen konnten. Zehn Minuten vor dem Ende der Partie hatte es noch Unentschieden gestanden. „Wir hätten es besser machen können“, sagte Rückraumspieler Kim Ekdahl du Rietz: „Die Erleichterung ist nun groß. Die letzten zehn Spielminuten hat es sich dann sicher angefühlt“, so der Schwede.

Durch den Erfolg bleiben die Badener auf dem zweiten Tabellenplatz, da auch die SG Flensburg-Handewitt im Parallelspiel zu Hause gegen den TVB Stuttgart, Gegner der Löwen am kommenden Mittwoch, ihre Partie gewann. Die Norddeutschen bleiben mit einem Zähler Vorsprung an der Tabellenspitze, allerdings haben die Gelbhemden eine Partie weniger absolviert und können mit einem Erfolg am Samstag (19 Uhr) im Heimspiel gegen HBW Balingen-Weilstetten an die Spitze des Klassements zurückkehren.

33 Tore waren bis zur Halbzeit gefallen. Eine Vielzahl, die sicherlich den (neutralen) Zuschauer begeistert haben dürfte, weniger aber Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen. Denn von den 33 Treffern erzielten die Gäste 15. Und 15 Gegentreffer nach 30 Spielminuten sind nicht unbedingt das, was der Übungsleiter des Deutschen Meister unter einer guten Abwehrarbeit versteht. „Ich bin nur mit den letzten acht Minuten in der Abwehr zufrieden“, sagte Jacobsen deshalb nach dem Spiel. Das eine Problem war, dass die Löwen in der Defensive zu zaghaft zupackten, die Gäste konnten vor allem aus dem Rückraum immer wieder recht ungestört werfen – und auch treffen. Das andere Problem war, dass die Gäste aufgrund von Fehlern der Löwen-Offensive auch zu drei Treffern per Tempogegenstoß in der ersten Hälfte kamen. Und hätte Nils Artmann zwei Minuten vor der Pause den vierten Konter des Bergischen HC ebenfalls erfolgreich vollendet, hätte er kurz vor dem Seitenwechsel sogar auf 15:16 verkürzen können. So aber konnten die Löwen ihren Vorsprung zur Pause durch Treffer von Gudjon Valur Sigurdsson und Alexander Petersson noch auf drei Treffer ausbauen (18:15.).

Die Badener hatten nach einem nervösen Beginn mit einigen Fehlwürfen eigentlich gut in die Partie gefunden, sich von 3:3 (5.) auf 7:4 (11.) abgesetzt, danach die Gäste aber durch einen 0:3-Lauf ausgleichen lassen. Weil die Abwehr zwischen der 16. und 22. Minute aber gut stand (nur ein Gegentreffer in dieser Phase), konnten sich die Löwen auf fünf Treffer absetzen (14:9), um den Bergischen HC anschließend wieder näher herankommen zu lassen. „Wir haben teilweise sehr unkonzentriert agiert. Wir hatten Phasen, wo man das Gefühl hatte, wir hatten das Spiel unter Kontrolle und haben dann den Gegner doch wieder in das Spiel gebracht“, monierte Jacobsen.

In der Offensive agierten die Löwen vor der Pause deutlich besser als in der Abwehr. Es klappte zwar auch nicht alles (wie etwa die Fehler, die zu den Treffern per Gegenstoß führten), auch zehn Fehlwürfe bis zur Pause waren nicht gerade wenig. Aber die Löwen versuchten im Angriff mit viel Tempo zu agieren, um so schnell zum erfolgreichen Abschluss zu kommen und die Gäste in der Abwehr erst gar nicht die Möglichkeit zu geben, sicher zu stehen. Das klappte recht gut. Wer nun gedacht hatte, die Löwen würden das tabellarische Kellerkind in der zweiten Hälfte überrennen und noch zu einem deutlichen und ungefährdeten Sieg kommen, der irrte. Denn es verbesserte sich erst einmal überhaupt nichts. Die Löwen agierten im Angriff nämlich nicht mehr so stark wie noch vor dem Wechsel, sie verwarfen in der Offensive zu viele Bälle und ihnen unterliefen ungewohnte Pass- beziehungsweise Fangfehler. In der Abwehr machten sie es den Gästen zu einfach, zu Toren zu kommen. Zudem war Torwart Mikael Appelgren nach ordentlichen sieben Paraden in der ersten Hälfte erst einmal kein Faktor mehr im Spiel des Deutschen Meisters. Anstatt sich weiter abzusetzen, ermöglichten sie es dem Bergischen HC so, nach 40 Spielminuten erneut zum Ausgleich zu kommen (20:20). „Vom Einsatz her müssen wir uns anders präsentieren“, meinte Oliver Roggisch, der Sportliche Leiter.

Es folgte eine Auszeit von Löwen-Trainer Jacobsen und eine lautstarke Ansprache an seine Mannschaft. Danach agierten die Badener wieder etwas besser. Zumindest kurzzeitig. Nachdem sich die Gelbhemden auf drei Treffer abgesetzt hatten (24:21), ließen sie die Gäste jedoch wieder ausgleichen (24:24/49.). Und damit wurde es so langsam ernst für die Badener, wollten sie sich im Rennen um die Tabellenführung keinen Ausrutscher leisten und ihre starke Heimbilanz einen Kratzer verpassen. Und wenn es spielerisch schon kein Sahnetag der Löwen war, sie kämpften und gaben in der Schlussphase angetrieben von den eigenen Fans nun alles, um die Partie zu gewinnen. So konnten sie sich nach dem 25:25 wieder absetzen, wenn auch nur um zwei Treffer. Die Abwehr stand nun besser, Mikael Appelgren konnte den einen oder anderen Ball abwehren. Rafael Baena, der zuvor keine Sekunde gespielt hat, kam in der 57. Spielminute für einen Siebenmeter aufs Parkett – zuvor hatten Sigurdsson und Schmid verworfen – und traf zum 29:26. Und als Alexander Petersson, mit sieben Treffer erfolgreichster Torschütze der Badener, zwei Minute vor dem Ende das 29:26 erzielte, war klar, dass die Löwen die Partie gewinnen würden – wenn das Ergebnis auch deutlich knapper ausfiel als allgemein erwartet. „Es war ein hart umkämpftes Spiel. Aber wir haben zwei Punkte geholt, das ist im Endeffekt alles, was zählt“, sagte Schmid.

Rhein-Neckar Löwen – Bergischer HC 31:28 (18:15)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Bauer (für einen Siebenmeter) –  Schmid (5), Sigurdsson (5/1), Banea Gonzalez (1/1), Steinhauser (n.e.), Larsen (2), Reinkind (n.e.), Gedeon Guardiola (2), Groetzki (2), Ekdahl du Rietz (4), Pekeler (3), Petersson (7), Taleski (n.e.), Bolius (n.e.)

Bergischer HC: Gustavsson, Rudeck – Preuss (4), Hoße (4/3), Artmann (3), Nippes (1), Hermann (4), Babak (5), Bettin, Gutbrod, Vilovski (2), Jonovski, Nouroouzinezhad Gharehlou (3), Criciotoiu (2)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Sebastian Hinze

Schiedsrichter: Lars Greipel/Marcus Helbig

Zuschauer: 5273

Strafminuten: 0/2

Siebenmeter: 3/1 -3/3

Sigurdsson scheitert an Gustavsson

Zeitstrafen:  – Hermann (2) 

Rote Karte: –

Spielfilm: 3:3 (5.), 7:4 (10.), 7:7 (14.), 14:9 (23.), 15:13 (28.), 18:15 (Hz.), 19:18 (34.), 20:20 (40.), 24:21 (44.), 25:25 (49.), 27:26 (54.), 29:26 (57.), 31:28 (Ende)

Beste Spieler: Petersson, du Rietz, Sigurdsson – Babak, Gustavsson