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Ganz bitter für die Löwen – am Ende fehlt ein Treffer

Badener verlieren mit 24:31 in Barcelona und scheiden im Viertelfinale der VELUX EHF Champions League aus

Sie waren so nahe dran, die Sensation war in Reichweite! Aber die Rhein-Neckar Löwen haben die große Überraschung verpasst, mit dem FC Barcelona den großen Favoriten auf den Titel in der VELUX EHF Champions League aus dem Wettbewerb zu kegeln. Denn mit 24:31 (11:15) verloren die Badener am Samstagabend das Viertelfinal-Rückspiel im berühmt berüchtigten Palau Blaugrana gegen die Katalanen – nachdem der Tabellenführer der DKB Handball-Bundesliga das Hinspiel noch mit ebenfalls sieben Toren Differenz für sich entschieden hatte. Da aber Barca beim 38:31 mehr Auswärtstreffer erzielt hatte, schieden die Löwen aus dem Wettbewerb aus. „Das war wie ein Finale. Das waren zwei Schlachten, am Ende zieht nun der Glücklichere ins Final4 ein“, fasste Manager Thorsten Storm das zuvor Gesehene in Worte und fügte an: „Das waren zwei Spiele auf Augenhöhe. Hier muss sich keiner schämen. Diese beiden Spiele waren für mich das Beste, was ich im Handball in Europa in diesem Jahr gesehen habe.“ Trainer Gudmundur Gudmundsson unterstrich: „Ich bin sehr, sehr stolz auf mein Team, das unglaublich gekämpft hat und die ganze Zeit als Einheit aufgetreten ist und alles gegeben hat.“ Kapitän Uwe Gensheimer erklärte im anschließenden Pressegespräch: „Natürlich sind wir sehr enttäuscht. Nach einem guten Start hatten wir zum Ende des ersten Abschnitts eine schwächere Phase, in der wir einige unnötige Treffer kassiert haben. Beim Stand von 24:21 sind wir dann an der guten Abwehr des FCB gescheitert. Sicherlich sind wir sehr enttäuscht, aber es muss weitergehen.“

Eine Woche zuvor hatten die Badener für eine Sternstunde in der Mannheimer SAP Arena gesorgt. 38:31 prangte am Ende als Ergebnis von der Anzeigetafel – sieben Tore Vorsprung gegen das spanische Star-Ensemble. Das hatte für respektvolle Mienen, auch beim FCB, gesorgt. Allerdings wussten die Löwen nur zu gut, was sie in Teil zwei des Viertelfinals im Palau Blaugrana erwarten würde. „Es ist nichts entschieden“, hatten die Badener gebetsmühlenartig wiederholt. „Wir wissen, welch hohe Hürde uns da bevorsteht. Unser Vorsprung kann ganz schnell aufgebraucht sein. Wir müssen sehr clever agieren“, lautete der einhellige Tenor vor der Partie. Und die Badener sollten sich nicht täuschen. Von Beginn an sorgten die Zuschauer für ohrenbetäubenden Lärm und peitschten ihre Truppe euphorisch nach vorn.  Rund 200 Fans hatten die Löwen nach Barcelona begleitet. Und sie durften auch den ersten Treffer bejubeln: Patrick Groetzki vollstreckte. Aber ein Doppelschlag von Sorhaindo brachte die Katalanen in Führung 2:1 (4.). Die Löwen ließen sich nicht aus der Ruhe bringen, blieben im Hexenkessel ganz cool – und abgezockt: Auch wenn der FCB mit zwei Toren in Front ging. Wie beim 2:4 aus Badener Sicht. Kim Ekdahl Du Rietz und Groetzki glichen aus. Gleichstand auch beim 7:7. Bis dahin hatten die Spanier schon zwei Siebenmeter vergeben (jeweils Pfosten) und einer verdiente sich erneut den Beinamen „Iceman“: Keeper Niklas Landin Jacobsen meisterte bis zur Auszeit von Barcelona (20.) bereits zehn Würfe und knüpfte nahtlos an seine Leistung aus dem Hinspiel an. Aber auch seine Teamkollegen zeigten sich unbeeindruckt von der hitzigen Atmosphäre: Das 10:9 (22.) durch Groetzki war die erneute Führung für die Gelbhemden. Und Gorbok traf in Unterzahl, sein zweites Tor bedeutete den 11:11-Ausgleich für die Badener, die weiter mit den Hausherren im Gleichschritt marschierten. Der Tabellenführer der DKB Handball-Bundesliga scheiterte dann zwei Mal aussichtsreich in Überzahl beim Stand von 11:13 und machte leichte Fehler, so markierte Karabatic die erste Drei-Tore-Führung für den FCB 14:11 (30.). Obwohl für Landin inzwischen 13 Paraden zu Buche standen. Und Sekunden vor dem Wechsel kamen die Katalanen durch einen Gegenstoß von Juan Garcia sogar noch zum 15:11. Zwei Gegentreffer in den letzten 50 Sekunden des ersten Durchgangs: Damit schmälerten die Löwen die vorangegangene Arbeit und verpassten – weil sie in den letzten sechs Minuten zu viele Chancen liegen ließen und kein eigenes Tor erzielen konnten – eine bessere Ausgangsbasis für den zweiten Teil.

Nach dem Wechsel folgte direkt das 11:16. Jetzt hieß es Nerven behalten. Und der Druck in der Halle wurde immer größer. Da war Groetzkis fünfter Treffer Gold wert. Der Rechtsaußen beendete die Flaute im Angriff der Löwen mit dem 12:16 (32.). Und Landin mit den Paraden Nummer 14 (gegen Karabatic) und 15 (Rutenka). Aber FCB-Rechtsaußen Tomas verwandelte seinen dritten Siebenmeter. Den vierten Versuch allerdings fischte Goran Stojanovic. Und Petersson verkürzte auf 14:17 (35.). Die Löwen hatten wieder den roten Faden. Dann wieder das Duell vom Strich: Tomas gegen Stojanovic – und wieder triumphierte der Montenegriner. Über vier Minuten war der spanische Rekordmeister ohne Treffer geblieben, dann vollendete Sarmiento – 18:14 (38.). Gegen Karabatic war im Eins-gegen-Eins erneut kein Kraut gewachsen: 21:16. Tor Nummer sechs des Franzosen. Und Sterbik im Kasten der Katalanen wurde immer stärker. Tomas setzte noch einen obendrauf. In Unterzahl kassierten die Löwen das 16:22 (46.). Die Nervenschlacht hatte längst Fahrt aufgenommen. Und die Löwen bissen zurück: Erst Gensheimer, dann Gorbok. 18:22 (48.). Aber keineswegs Durchatmen auf der badischen Bank. Wieder Siebenmeter für den FCB, der achte. Für die Löwen war noch keiner notiert worden. Diesmal traf Lazarov. Aber erneut die Gelben in Unterzahl. Wie auch zum 20:24 durch Schmid (50.). Noch zehn Minuten. Gorbok nimmt sein Herz in beide Hände – 21:24. Auszeit Barcelona. Und die Defensive wurde nun zum Schlüssel zum Sieg. Ein 6:0-Lauf der Spanier bedeutete die Vorentscheidung: Beim 27:21 (54.) waren es wieder sechs Treffer. Dann folgte er doch noch: der erste Strafwurf für die Badener. Aber Gensheimer scheiterte an Sterbik, dessen 16. Parade leitete den Angriff zum 28:21 der Hausherren ein, die damit fünf Minuten vor dem Ende den Vorteil auf ihre Seite gezogen hatten. Und nachlegten: Tomas zum 29:21 (57.). Die Badener in Unterzahl. Sigurmannsson kann den Ball nicht festhalten. Und Lazarov zum 30:21 (57.).

Die Löwen brauchten nun drei Tore, um doch noch die Ampel auf grün Richtung Köln zu stellen. Die Zeit lief gegen die Gelben. Als Juan Garcia das 31:22 gut eineinhalb Minuten vor Schluss erzielte, stand die Halle. Aber Groetzki konterte mit einem Doppelschlag. 31:24. Und noch 18 Sekunden. Auszeit Barcelona. Noch drei Sekunden. Noch einmal Ballbesitz. Ekdahl Du Rietz kommt als siebter Feldspieler. Doch es reichte nicht mehr. Kampf, Moral und Leidenschaft der Löwen wurden nicht belohnt.

FC Barcelona – Rhein-Neckar Löwen 31:24 (15:11) 

FC Barcelona: Sterbik, Saric – Noddesbo, Garcia (2), Tomas (6/3), Entrerrios (3), Sorhaindo (2), Sarmiento (1), Arino, Gurbindo (3), Rutenka (5), Stranovsky, Morros, Karabatic (7), Saubich, Lazarov (2/1).

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Stojanovic – Schmid (3), Gensheimer (2), Roggisch, Sesum, I. Guardiola, Manojlovic, Gorbok (5), Groetzki (7), G. Guardiola, Petersson (4), Ekdahl Du Rietz (2), Sigurmannsson, Myrhol (1), Prodanovic.

Trainer: Xavier Pascual – Gudmundur Gudmundsson.

Schiedsrichter: Bogdan Nicolae Stark / Romeo Mihai Stefan (ROU).

EHF Beobachter: Rui Coelho / Sotiris Migas (POR /GRE).

Zuschauer: 7000.

Strafminuten: Garcia (2) Noddesbö(4) – Gensheimer (2), Gorbok (2), Manojlovic (2).

Siebenmeter: 8/4 – 1/0.

Zeitstrafen: 3 – 3.

Beste Spieler: Sterbik, Karabatic – Landin, Groetzki.