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Löwen überrennen harmlose Füchse

Kantersieg gegen den EHF Pokalsieger

Die Rhein-Neckar Löwen haben am Dienstagabend in der SAP-Arena vor 8741 Zuschauern das vorletzte Heimspiel der Bundesligasaison 2014/2015 gegen die Füchse Berlin klar mit 34:21 (15:8) gewonnen. Die Gelbhemden sind durch den Erfolg nun seit elf Begegnungen zu Hause ohne Niederlage und deklassierten den amtierenden EHF Pokalsieger mit einer ganz starken Vorstellung.

Es war der dritte Sieg in Serie der Badener, die in der laufenden Saison nur noch zwei Bundesliga-Partien zu absolvieren haben, und die Vizemeisterschaft schon seit vergangener Woche sicher haben. Die Gelbhemden liegen nun weiterhin zwei Punkte hinter dem THW Kiel und haben rechnerisch sogar noch Chancen auf die Meisterschaft, sollte der THW Kiel seine letzten beiden Saisonspiele nicht gewinnen. Bis auf eine etwas schwächere Phase zwischen der fünften und 15. Spielminute zeigten die Löwen gegen den Tabellen-Sechsten aus der Hauptstadt eine überragende Leistung. „Als Trainer ist das ein fast perfektes Spiel, alle durften spielen, alle habe ihre Sache gut gemacht“, freute sich Löwen-Übungsleiter Nikolaj Jacobsen über eine beeindruckende Vorstellung seiner Mannschaft, bei der sich jeder eingesetze Feldspieler in die Torschützenliste eintragen konnte. „Wir waren am Ende einfach platt und damit auch chancenlos“, kommentierte Berlins Trainer Dagur Sigurdsson die vor dem Spiel in dieser Höhe nicht für möglich gehaltene Pleite seiner Mannschaft.

Die Gastgeber, bei denen Alexander Petersson (Leiste) fehlte, begannen so, wie es sich wohl Fans, Mannschaft und auch Trainer Nikolaj Jacobsen vorgestellt hatten. Vorne nutzten sie ihre Chancen, hinten hielt Torwart Niklas Landin gleich drei Bälle, wobei ihm seine Vorderleute diese Paraden durch eine gute Abwehrarbeit teilweise auch erleichterten. Doch diese gute Phase hielt zunächst nur für die Anfangsminuten.

Denn es schlichen sich in der Folgezeit zu viele Fehlwürfe in das Spiel der Gelbhemden ein, nach zehn Minuten lag die Quote an verworfenen Bällen bei über 50 Prozent. „Wir haben vor der Pause ein paar Bälle zu viel weggeworfen“, monierte Jacobsen. Und die 3:2:1-Abwehrformation mit Stefan Kneer auf der vorgezogenen Position, konnte zwar viele Bälle erobern, zeigte gleichzeitig aber auch die eine oder andere Lücke, sodass die Berliner zu dem einen oder anderen einfachen Treffer kamen. Die Löwen konnten die Füchse so nicht abschütteln, die Gäste, die beim 1:0 und 3:2 (6.) sogar führten, schafften so immer wieder den Ausgleich.

Erst nach einer Auszeit von Jacobsen setzten sich die Löwen gegen den EHF-Pokalsieger beim 7:5 (17.) erstmals auf zwei Treffer ab. Das Tor warf Uwe Gensheimer. Es war schon der vierte erfolgreiche Torabschluss des Kapitäns bis zu diesem Zeitpunkt. Und die Löwen legten nach, gestützt auf eine nun sehr souverän und zupackend agierende Abwehr: Ballgewinn, Tempogegenstoßtreffer Groetzki, Parade Landin, Tor Kim Ekdahl du Rietz, Block du Rietz, Gegenstoßtreffer Groetzki. Plötzlich stand es 10:5 für die Gastgeber (22.). Und als Landin dann noch einen Siebenmeter von Konstantin Igroulo entschärfte, kochte die SAP-Arena endgültig. Harald Reinkind erhöhte sogar auf 11:5, bevor die rund zehnminütige Torflaute der Gäste durch einen Treffer von Mattias Zachrisson endete (25.). „Wir sind sehr aggressiv gestartet, um die Berliner müde zu machen. Das hat nach einer Viertelstunde sehr gut geklappt“, lobte Jacobsen.

In der Schlussphase der ersten Halbzeit setzten sich die Löwen dann bis auf sieben Treffer ab, Reinkind traf kurz vor der Pause zum 15:8. Allerdings verpassten die Gastgeber durch ein schludriges Spiel in einer Überzahl und durch Fehlpässe beim Einleiten von Tempogegenstößen eine noch höhere Halbzeit-Führung. Überragender Spieler bis dahin war Torhüter Landin mit neun Paraden. „Wir haben über weite Strecken gut gespielt“, sagte Reinkind. Und sein Trainer fügte an: Niklas hat gut gehalten, die Deckung war gut.“

Nach der Pause setzten sich die Löwen, die nun in der 6:0-Abwehr verteidigten, mit einem 3:0-Lauf zwischen der 35. und 37. Spielminute weiter ab. Nach den Toren von Reinkind (2) und Gensheimer führten die Badener mit 19:10. Beim 21:11, Gensheimer traf per Siebenmeter gegen im Angriff nun mit sieben Feldspielern agierende Füchse, waren es erstmals zehn Treffer Differenz. „Wir haben da unsere Aufgaben gut gelöst, wir waren frischer, da war das Spiel dann nach 40 Minuten durch“, so Jacobsen. Sein Kapitän Gensheimer durfte sich danach übrigens schonen, für ihn kam Stefan Sigurmannsson für die letzten 20 Spielminuten. Fünf Minuten später durfte auch Marius Steinhauser für Groetzki ran. Und für die letzten zehn Minuten dann auch David Schmidt für Reinkind. Der Norweger, mit sieben Toren erfolgreichster Werfer, meinte mit einem Grinsen im Gesicht: „Nach der Pause haben wir die Berliner kaputt gemacht.“

Die Partie war zum Zeitpunkt der Wechsel schon längst entschieden, die Fans, laut Reinkind die besten der Liga, feierten ihre Mannschaft. Und die hatte sichtlich Spaß am Spiel, auch wenn die Akteure in den gelben Trikots – verständlicherweise – in der Abwehr nicht mehr ganz so beherzt zupackten wie noch in der ersten Hälfte. Die Füchse, die schon das Hinspiel mit 20:30 deutlich verloren hatten, konnten das Ergebnis aber auch nicht mehr erträglicher gestalten. Im Gegenteil: Die Löwen erhöhten in der Schlussphase sogar auf 13 Tore Differenz (34:21). „Es freut mich, dass wir das Spiel bis zum Ende durchgehalten haben“, sagte Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé. Bei den Badenern konnten sich noch Sigurmannsson (2), Schmidt (2) und Steinhauser (2) in die Torschützenliste eintragen. Und da Gedeon Guardiola und Kneer die beiden letzten Löwen-Treffer erzielten, hatten sogar alle Spieler der Gastgeber mindestens einen Treffer erzielt.

 

Rhein-Neckar Löwen – Füchse Berlin 34:21 (15:8)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann (ab 48.) –  Schmid (3), Gensheimer (6/1), Kneer (1), Sigurmannsson (2), Myrhol (1), Larsen (4), Reinkind (7), Guardiola (1), Steinhauser (2), Groetzki (3), Ekdahl du Rietz (2), Schmidt (2)

Füchse Berlin: Heinevetter (ab 38.), Stochl – Wiede (1), Struck, Schade (2), Nenadic (3), Pevnov (1), Romero (1), Weyhrauch, Zachrisson (4), Igropulo (4/1), Nielsen, Petersen (2/2), Drux (3)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Dagur Sigurdsson

Schiedsrichter: Robert Schulze/Tobias Tönnies

Zuschauer: 8741

Strafminuten: 4/8

Siebenmeter: 2/2 – 4/3

Igropulo scheitert an Landin

Zeitstrafen: Reinkind (2), Steinhauser (2) – Nenadic (2), Drux (2), Pevnov (2), Igropulo (2)

Rote Karte: –

Spielfilm: 4:3 (10.), 6:5 (15.), 10:5 (22.), 12:6 (26.), 15:8 (Hz.), 17:10 (35.), 22:11 (40.), 26:16 (49.), 29:19 (54.), 34:21 (Ende)

Beste Spieler: Landin, Gensheimer, Reinkind – Zachrisson.