Veröffentlichung:

Gelungene Premiere

Rhein-Neckar Löwen gewinnen erstes Champions League Spiel in Frankfurt

Die Rhein-Neckar Löwen haben ihr Heimspiel in der Fremde gewonnen. Die Gelbhemden gewannen am Mittwochabend ihr Spiel in der VELUX EHF Champions League gegen Montpellier HB in der Frankfurter Fraport Arena vor 3409 Zuschauern mit 25:21 (16:10). Dabei sah es lange Zeit nach einem viel deutlicheren Sieg der Gastgeber aus, die rund 40 Minuten eine klasse Leistung zeigten.

Die Badener sind damit zumindest bis zum Sonntag auf Tabellenplatz zwei der Vorrundengruppe B geklettert und an Vardar Skopje vorbeigezogen, die dann den Tabellenführer FC Barcelona empfangen. Die Aussichten der Löwen, erneut das Achtelfinale der Königsklasse zu erreichen, sind damit nach dem ersten Spiel in der Rückrunde weiter gestiegen. „Für das Achtelfinale sieht es nun sehr gut aus“, sagte Löwen-Trainer Nicolaj Jacobsen. „Unser Ziel ist es, mindestens unter die ersten vier der Tabelle zu kommen. Da muss man natürlich gegen einen Gegner gewinnen, der in der Tabelle hinter einem steht“, sagte Patrick Groetzki.

Wie schon das Hinspiel vor drei Tagen, das die Löwen mit 30:28 gewonnen hatten, stand die Partie unter den Eindrücken der Terroranschläge von Paris von Freitagabend, die verschärfte Sicherheitsvorkehrung und damit längere Schlangen als gewöhnlich beim Einlass nach sich zogen. Einige Zuschauer erreichten so erst nach Spielbeginn ihre Plätze, zeigten aber Verständnis für die Sicherheitsvorkehrungen in der Arena. Viele Fans hatten französische Flaggen mitgebracht, beide Mannschaften bildeten vor dem Beginn der Partie mit blauen, weißen und roten T-Shirts die französische Fahne nach. „Die Geschehnisse beschäftigen uns natürlich, man denkt sehr viel darüber nach“, sagte Groetzki.

Doch natürlich stand dann doch der Handballsport im Vordergrund – und in dem entschieden die Badener das Wiedersehen mit dem französischen Rekordmeister bereits in der ersten Hälfte für sich. Da warfen sich die Gelbhemden bereits einen recht beruhigenden Vorsprung heraus, hätten dabei bei einer etwas konsequenteren Chancenverwertung sogar deutlich höher als mit 16:10 führen können.

Gestützt auf eine sehr starke 6:0-Abwehr mit Gedeon Guardiola und Stefan Kneer im Innenblock, die in den ersten 30 Spielminuten nur zehn Gegentore zuließ, setzten sich die Badener bereits in der Anfangsphase ab, führten nach neun Spielminuten bereits mit 7:3 – drei der Treffer waren den Gastgebern dabei durch Tempogegenstöße in Folge von Ballgewinnen in der Abwehr gelungen. Auch Torhüter Richard Stochl, der in Montpellier mit 16 Paraden geglänzt hatte, hatte mit sechs gehaltenen Bällen einen großen Anteil an der komfortablen Halbzeit-Führung. „Die Abwehr hat sehr gut funktioniert“, lobte Jacobsen.

Im Angriff waren die Löwen für die Gäste aus Frankreich schwer auszurechnen, weil sie von allen Positionen torgefährlich agierten und trafen: Aus dem Rückraum, wo Harald Reinkind gleich zu Beginn wichtige Tore erzielte, vom Kreis, von wo Rafael Baena bis zum Seitenwechsel schon dreimal getroffen hatte, und von den Außenpositionen, wo Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki mit ihren Würfen Vincent Gerard überwanden. „Wir haben das vorne gut gemacht“, sagte Jacobsen.

Hätten die Gastgeber in den zweiten zehn Minuten des ersten Durchgangs im Angriff genauso konzentriert gespielt wie in der Phase davor und danach, hätten sie wohl zur Pause noch höher geführt. So aber konnte Montpellier zwischenzeitlich auf 5:7 (13.) verkürzen, ehe sich die Löwen über 10:6 (18.) und 12:7 (22.) zwischenzeitlich sogar auf 15:8 (27.) absetzten. „Die erste Halbzeit haben wir nicht so gespielt, wie wir wollten, was auch an dem guten Spiel der Löwen lag“, sagte Gäste-Trainer Patrice Canayer, der den Löwen nochmals ausdrücklich für das Zusammenstehen in diesen schweren Tagen dankte.

Und da die Löwen mit Schwung aus der Kabine kamen, in den ersten sieben Minuten fünf Tore nachlegten und in dieser Phase nur zwei Treffer kassierten, war die Partie nach 37 Spielminuten beim Stand von 21:12 quasi entschieden. „Die ersten 40 Minuten waren richtig gut“, sagt Jacobsen.

Allerdings wurde es noch einmal spannender als gedacht. Ins Angriffsspiel der Löwen mischten sich nun zu viele Fehler, was eben noch mühelos gelang, misslang nun gründlich. Die Franzosen, die nun in der offensiveren 5:1-Deckung agierten, konnten so Tor um Tor aufschließen. Mit einem 5:1-Lauf verkürzte Montpellier auf 18:22 (43.), die Gäste schienen dem Spiel sogar noch mal eine Wendung geben zu können. „Wir haben ein bisschen rausgenommen, das ist verständlich im Hinblick auf das Spiel am Samstag in Melsungen“, sagte Jacobsen: „Wenn wir allerdings noch fünf Minuten konzentriert weitergespielt hätten, wäre die Partie entschieden gewesen und ich hätte einigen der Spieler, die auf der Bank saßen, Spielpraxis geben können.“

Doch seine Mannschaft fing sich wieder, knüpfte in der Abwehr wieder an die Leistung aus der ersten Hälfte an. Das reichte, obwohl die Angriffsleistung weiterhin eher dürftig blieb, um den Vorsprung wieder etwas auszubauen. Nach dem Treffer von Mads Mensah Larsen zum 25:19 (55.) war die Partie dann endgültig entschieden. „Es war ein bisschen komisch zum Heimspiel mit dem Bus anzureisen“, sagte Jacobsen: „Aber die Stimmung in der Halle war gut, die FRAPORT Arena ist eine tolle Halle für den Handballsport. Wir bedanken uns bei allen Zuschauern, die uns unterstützt haben, hoffentlich kommen sie nächste Woche wieder.“ Am kommenden Donnerstag treffen die Löwen, dann erneut in Frankfurt, auf den schwedischen Meister IFK Kristianstad. Anwurf ist dann um 20:45. Bereits am kommenden Samstag kommt es in Kassel für die Löwen zum absoluten Topspiel, Gegner ist dann die MT Melsungen.

Rhein-Neckar Löwen – Montpellier HB 25:21 (16:10)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (n.e.), Richard Stochl – Schmid (2), Gensheimer (4/1), Kneer, Sigurmannsson (n.e.), Baena Gonzalez (4), Larsen (4), Reinkind (2), Guardiola (2), Steinhauser (n.e.), Groetzki (5), Ekdahl du Rietz, Petersson (2), Pekeler (n.e.)

Montpellier HB: Gerard, Siffert – Anquetil, Simonet (4), Toumi (1), Dolenec (5), Costa (2), Borges (2), Bouschet, Gaber (1), Kavticnik (4), Bonnefond, Fabregas, Gajic, Mackovsek (2)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Patrice Canayer

Schiedsrichter: Hansen/Pettersen

Zuschauer: 3409

Strafminuten: 6/6

Siebenmeter: 1/1 – 1/0

Mackovsek scheitert an Stochl

Zeitstrafen: Guardiola (2), Ekdahl Du Rietz (4) – Bonnefond (2), Coast (2), Fabregas (2)

Rote Karte:

Spielfilm: 4:1 (5.), 7:3 (9.), 10:6 (17.), 11:7 (23.), 15:8 (27.), 16:10 (Hz.), 21:12 (37.), 22:18 (44.), 23:19 (50.), 25:19 (55.), 25:21 (Ende)

Beste Spieler: Groetzki, Guardiola – Dolenec.