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Enttäuschung in der SAP Arena

Löwen scheiden aus der VELUX EHF Champions League aus

Die Rhein-Neckar Löwen haben den Einzug ins Viertelfinale der VELUX EHF Champions-League verpasst. Die Badener verloren am Ostersonntag das entscheidende Achtelfinal-Rückspiel gegen den kroatischen Serienmeister HC Zagreb in der Mannheimer SAP-Arena vor 10.521 Zuschauern mit 29:31 (15:13). Das Hinspiel in Zagreb hatten die Löwen am vergangenen Samstag noch mit 24:23 gewonnen. Den Gelbhemden fehlten damit zwei Treffer zum Einzug unter die besten acht Mannschaften Europas. Wie schon im Vorjahr bedeutet das Achtelfinale Endstation in der Königsklasse, im vergangenen Jahr unterlagen die Badener dem ungarischen Vertreter MOL Pick Szeged.

In der Mannheimer SAP Arena entwickelte sich am Sonntag Abend in den Schlussminuten der Partie ein wahrer Krimi. Noch sieben Minuten waren zu spielen: Zagreb hat beim 26:26 den Ball, kann erstmals in dieser Partie in Führung gehen und wäre zu diesem Zeitpunkt – virtuell – in der nächsten Runde. Doch Gedeon Guardiola geht dazwischen, Ballbesitz Löwen. Doch auch die Badener kommen nicht zum Abschluss. Es ist längst auch ein Spiel der Nerven.

Noch  fünf Minuten. Stefan Vujic trifft aus dem Rückraum für Zagreb. Die Kroaten wären damit zu diesem Zeitpunkt eine Runde weiter – zum ersten Mal im Rückspiel. Die Halle schreit ihr Team nach vorne. Kim Ekdahl du Rietz wird hart angegangen, doch die spanischen Schiedsrichter lassen weiterlaufen, Zagreb trifft durch Sebetic per Gegenstoß zum 26:28. Löwen-Trainer Nicolaj Jacobsen legt die Grüne Karte für die Auszeit.

Noch vier Minuten: Andy Schmid verkürzte, danach wehrt Schlussmann Borko Ristovski eine Chance von Zagreb ab, doch Guardiola scheitert im Gegenzug. Zagreb trifft anschließend durch Kontrec zum 27:29. Noch drei Minuten: Die Löwen agieren im Angriff nun mit einem siebten Feldspieler, holen einen Siebenmeter durch Gensheimer heraus, der diesen auch cool verwandelt. Trotzdem fehlt den Badenern noch ein Treffer zum Weiterkommen. Noch zwei Minuten: Jetzt gibt es Siebenmeter für Zagreb. Dazu zwei Minuten für Hendrik Pekeler. Zlatko Horvat trifft. Den Löwen bleiben noch genau 100 Sekunden. Andy Schmid verkürzt. Die Kroaten spielen nun auf Zeit, agieren erst einmal ohne Zug zum Tor. 15 Sekunden vor Schluss trifft Markovic zum 29:31 – die Löwen sind ausgeschieden. „Wir haben uns das selbst zuzuschreiben“, sagt später ein niedergeschlagener Spielmacher Andy Schmid: „Es war ein zähes Ringen, es haben zwei, drei Prozent gefehlt.“ Und Löwen-Trainer Nicolaj Jacobsen fügte an: „Wir sind sehr enttäuscht.“

5:3 nach sieben Minuten – der Beginn der Löwen hörte sich gut an. Doch schnell war der Vorsprung der Badener auch wieder weg – es sollte nicht das einzige Mal in dieser Partie gewesen sein, dass die Gastgeber einen Vorsprung verspielten. Die Abwehrleistung der Gelbhemden war gegen Zagreb doch sehr wechselhaft. „Die Leistung der Abwehr und der Torhüter war heute nicht optimal“, sagte Jacobsen. Und nach gutem Beginn in der Offensive und fünf Treffern in den ersten sieben Minuten ließen die Löwen im Angriff nach, kamen seltener zum Abschluss und vergaben die eine oder andere Möglichkeit. Jacobsen reagierte, nahm nach einer Viertelstunde eine erste Auszeit und brachte am Kreis Rafael Baena für Henrik Pekeler, der drei der ersten sechs Löwen-Treffer erzielt hatte. Zudem kam im Rückraum Kim Ekdahl du Rietz für Harald Reinkind.

Was sich nun aber vor allem besserte, war die Leistung in der Abwehr. Die Löwen verteidigten nun richtig aggressiv, zwangen den Gegner immer wieder zu Fehlern im Spielaufbau und ließen die Kroaten nur noch aus schwierigen Lagen aufs Tor werfen. Innerhalb von elf Minuten, zwischen der 14. und 25. Spielminute, kassierten die Löwen nur einen Gegentreffer. 13:8 lagen die Gastgeber in Führung. Höhepunkt in dieser Phase war zweifellos die Unterzahl am Ende dieser starken Defensiv-Phase, als Andy Schmid mit dem grünen Leibchen ins Tor musste, Mads Mensah den Wurf der Kroaten blockte und Gensheimer per Gegenstoß erfolgreich war. Überhaupt gelangen den Badenern in dieser Phase drei Treffer per Schnellangriff.

Als Pekeler dann noch als Antwort auf das 9:13 von Zagreb in der 25. Spielminute den Ball von der Mittellinie aus in das verwaiste Tor der Kroaten warf, schien alles für die Löwen zu laufen. Doch innerhalb von nur fünf Minuten verspielten die Gastgeber ihren Führung fast – und konnten froh sein, noch zwei Treffer Vorsprung in die Halbzeitpause zu retten. „Wir haben die erste Hälfe dominiert, wir müssen deutlich führen“, sagte Schmid. Plötzlich hatte in der Abwehr die Aggressivität gefehlt, vorne waren dem deutschen Vizemeister zu viele Fehler unterlaufen. „Wir waren über weite Strecken sehr gut in der Abwehr, hätten mit sechs, sieben Toren zur Halbzeit führen können“, sagte Jacobsen.

Wer gehofft hatte, dass die Löwen nun wieder zwei Gänge hoch schalten würden, und damit für eine schnelle Vorentscheidung sorgen würden, sah sich getäuscht. Die Begegnung war nun vor allem ein Kampfspiel. Und nichts für schwache Nerven. Denn auf mehr als drei Tore konnten sich die Löwen nicht mehr absetzen. Die Kroaten hatten immer wieder eine Antwort parat, vor allem über den Kreis kamen sie immer wieder zu Treffern. „Das ist ihnen sehr oft gelungen“, monierte Kapitän Uwe Gensheimer. Und Schmid ergänzte: „Wir haben vorne eins gemacht und hinten eins bekommen.“ Und die Gäste nutzen die Fehler der Badener gnadenlos aus. So etwa kamen sie nach der 24:21-Führung der Löwen innerhalb von einer Minute wieder auf 24:23 heran, nachdem Du Rietz an Ivan Stevanovic gescheitert war. Jacobsen reagierte mit einer Auszeit. „Wir haben in der Abwehr nicht die Leistung wie sonst gezeigt“, monierte der Trainer.

Doch es besserte sich nicht viel im Spiel der Gastgeber. Beim 25:25 (49.) hatte Zagreb zum ersten Mal seit dem 7:7 Zwischenstand wieder den Ausgleich geschafft und hatte plötzlich wieder realistische Aussichten ins Viertelfinale einzuziehen. Zu diesem Zeitpunkt der Partie war bereits klar, dass den Kroaten aufgrund der Auswärtstorregelung ein Sieg mit einem Treffer zum Einzug in die nächste Runde reichen würde. Und dann folgte die spannende Schlussphase mit unglücklichem Ende für die Löwen, die zwischendurch schon mit eineinhalb Beinen im Viertelfinale zu stehen schienen, am Ende aber den Gästen aus Zagreb das Feiern überlassen mussten.

Rhein-Neckar Löwen – HC Zagreb 29:31 (15:13)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (für einen Siebenmeter und 31. – 55.), Ristovski –  Schmid (7), Gensheimer (5/1), Kneer (n.e.), Sigurmannsson (n.e.), Baena Gonzalez (1), Larsen (1), Guardiola (2), Groetzki (5), Steinhauser (n.e.), Ekdahl du Rietz (3), Pekeler (5), Petersson (n.e.), Reinkind

HC Zagreb: Stepanovic, Ivic (35. bis 45.) – Mihic, Sabljic, Vujic (5), Kontrec (4), Sebetic (5), Markovic (4), Rakovic, Horvat (4), Susnja (2), Valcic, Madalinic (3), Markoski, Kovacevic (1), Pavlovic (3)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Veselin Vujovic

Schiedsrichter: Lopez/Ramirez (Spanien)

Zuschauer: 10.521

Strafminuten: 8/6

Siebenmeter: 2/1 – 5/4

Horvat scheitert an Ristovski

Gensheimer wirft an den Pfosten

Zeitstrafen: Guardiola (2), Du Rietz (2), Pekeler (4) – Valcic (4), Susnja (2)

Rote Karte:

Spielfilm: 5:3 (6.), 5:5 (7.), 7:7 (14.), 13:8 (25.), 15:13 (Hz.), 19:17 (37.), 24:21 (45.), 24:23 (48.), 26:26 (52.), 27:29 (58.) 29:31 (Ende)

Beste Spieler: Pekeler, Groetzki – Vujic, Stevanovic, Horvat.