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Freier Fall am Rheinfall  (MM)

Löwen pflegen auch im Trainingslager den Zusammenhalt im Team / Start in die zweite Phase der Vorbereitung

SCHAFFHAUSEN. Eine kleine Plattform in 13 Metern Höhe, darunter nichts als gähnende Leere und unten irgendwo der Waldboden. „Einfach springen und schreien“, ruft Dieter Obrist, der Geschäftsführer des Adventure Parks am Rheinfall bei Schaffhausen, mit einem breiten Grinsen nach oben, doch unter den Baumwipfeln wird es da sogar einigen mutigen Löwen mulmig. „Du hoffst nur noch, dass irgendwann die Bremse zugeht“, beschreibt Niklas Landin den Adrenalinschub, nachdem er unten im Rindenmulch die etwas weich gewordenen langen Beine wieder sortiert hat. Doch keine Angst, die Profis der Rhein-Neckar Löwen sind alle heil durch den Klettersteig gekommen und hatten vor allem ihren Spaß. „Einige haben hier sicher ihre Grenzen erreicht – und andere haben sie mitgezogen. Genau so soll es sein“, hakt der Co-Trainer Oliver Roggisch ein weiteres Ziel im Vorbereitungsprogramm des Vizemeisters ab. Schließlich stand im Trainingslager von Schaffhausen auch Teambuilding auf der Liste.

Egal ob das Kartfahren vor zwei Wochen oder wie jetzt in der Schweiz der Besuch bei einem Uhrenhersteller oder ein zünftiger Hüttenabend – die Löwen legen mit Blick auf die neue Spielzeit erneut viel Wert auf das Miteinander. Der Mannschaftsgeist war im Vorjahr schließlich das große Plus der Gelbhemden, die nun fünf Neuzugänge integrieren müssen.

„Das ist sicher auch der Grund, warum wir so viel in diese Richtung getan haben“, bestätigt Torwart Bastian Rutschmann der von Frisch Auf Göppingen zu den Löwen wechselte. „Ich persönlich finde das gut. In der Trainingshalle sehen wir uns oft genug. So spricht man auch mal über etwas anderes als Handball“, zieht auch der erfahrene Keeper eine positive Bilanz, der vier Tage in der Schweiz und erhält Zuspruch von Trainer Nikolaj Jacobsen. „Gerade in der Vorbereitung musst du gut dosieren, sonst wird der Kopf schnell müde.“

Nach den vier Tagen in der Schweiz bekamen die Löwen gestern deshalb auch erst einmal einen Tag frei, bevor am Dienstagabend (19.30 Uhr) mit einem Benefizspiel bei der Turnerschaft Mühlburg der nächste Test ansteht. Am Wochenende sollte der Harz-Energie-Cup in Ilsenfeld mit den Vorrundengegnern SC Magdeburg und Wisla Plock eine verfeinerte Standortbestimmung ermöglichen. „Dann wissen wir sicher mehr“, blickt Coach Jacobsen mit Spannung auf das hochkarätig besetzte Turnier, sah aber auch schon zum Abschluss des Trainingslagers beim 36:23-Erfolg gegen Champions-League-Teilnehmer Kadetten Schaffhausen viele gute Ansätze. „Alle zeigen, dass die Lust auf die neue Saison da ist. Die alten Dinge klappen und wir konnten auch einiges Neues umsetzen. Die Ballsicherheit muss sich natürlich noch verbessern, aber das ist in dieser Phase der Vorbereitung normal“, zog der Däne eine erste Zwischenbilanz.

Schon wieder „ganz gut drauf“

Vor allem in der Abwehrarbeit war zu sehen, dass Jacobsen seine 6:0-Formation teilweise sehr offensiv agieren lassen möchte. „Wir haben viele Spieler, die sehr gut im Eins-gegen-Eins sind. Das ist sicher eine gute Möglichkeit, den Spielaufbau des Gegners zu stören“, beschreibt der 42-Jährige eine seiner Ideen von Handball, die er nun mit den Löwen umsetzen möchte. Dabei gilt es, „noch einige leichte Fehler abzustellen“, wie Kapitän Uwe Gensheimer es formuliert, doch die Richtung stimmt, wie auch Spielmacher Andy Schmid betont. „Wir haben gezeigt, dass wir schon wieder ganz gut drauf sind“, blickt der Schweizer, der den „Heimaturlaub“ sichtlich genoss, auf die Trainingstage am Rheinfall. Und vor dem Rundenstart am 24. August haben die Löwen sicher weniger Bammel als vor dem freien Fall aus 13 Metern Höhe.

Von Thorsten Hof