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Klimovets: „Ich hatte eine tolle Zeit hier …“

Heidelberg. Er kam zu einer Zeit, in der man nochweit entfernt war von der nationalen Spitze. Andrej Klimovets war einer der ersten Stars die bei den Rhein-Neckar Löwen – damals noch SG Kronau-Östringen – anheuerten. Der wuchtige Kreisläufer kam 2005 von der SG Flensburg-Handewitt in die badische Manege: Süden statt Norden, Handball-Niemandsland statt Ballwurf-Hochburg. Ein Titel sprang für ihn bei den Gelbhemden bislang nicht heraus, doch gerade im DHB-Pokal schrammten die Löwen und der gebürtige Weißrusse mehrfach nur knapp am ganz großen Wurf vorbei. Ob er doch nochmals als Löwe die Hand an den Pott bekommt, ist äußerst fraglich. Dem Familienvater läuft die Zeit davon: Er wird Saisonende aussortiert. Sein Vertrag wird nicht verlängert. Der Nachfolger ist bereits gefunden: Ab dem Sommer wirbelt der Isländer Robert Gunnarsson am Kreis. Im RNZ-Interview bezieht Klimovets, 35, Stellung, wirkt aber alles andere als verbittert.

Andrej Klimovets, mit Robert Gunnarsson kommt ein neuer Kreisläufer zu den Löwen. Für Sie ist dann kein Platz mehr…

Ich sehe mich deshalb nicht als Verlierer. Ich hatte eine tolle Zeit hier und bin Realist. Ich weiß, dass ich nicht mehr zu den jüngsten gehöre. Ich finde es nur schade, dass man in Mannheim leider nicht mehr mit mir rechnet. Ich kam als die SG Kronau-Östringen noch in der Zweiten Liga spielte. Zu einer Zeit, als nur ein paar Leute an das glaubten was heute passiert. Es ist schade, dass ich bei der Ernte der Saat von damals vielleicht nicht dabei sein kann.

Welche Ernte?

Nun ja, mittlerweile verfügen wir über die Möglichkeiten, auch große Erfolge zu feiern. Wir haben eine Mannschaft mit einem tollen Gefüge. Jetzt noch die Kontinuität, dann ist hier viel möglich. Aber warten wir ab. Ich werde alles dafür tun, dass wir schon in dieser Saison vielleicht eine Titelüberraschung schaffen.

Wie schwer fällt Ihnen der Abschied?

Sehr schwer. Ich fühle mich hier sehr wohl, habe viele Freunde gefunden. Und nun geht die Zeit langsam zu Ende. Das ist schade: Ich hätte mir auch vorstellen können, hier meine Karriere zu beenden. Aber so ist das Profigeschäft. Jetzt nehme ich all meine Erfahrungen der letzten Jahre mit zu meinem neuen Verein.

Ist in Sachen neuer Klub schon eine Entscheidung gefallen?

Nein. Ich bin aber in der glücklichen Position, dass andere Vereine auf meine Stärken und meine langjährige nationale und internationale Erfahrung bauen möchten. Ich bin dabei, mir diese Angebote gut durchzulesen. Aber wohin es gehen wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Ich weiß aber, dass ich noch Ziele habe und den Anspruch und die Kraft, Titel

zu gewinnen. Bei meinem neuen Arbeitgeber möchte ich Verantwortung übernehmen. Für eine Mannschaft ist das Vertrauen in die Führung und Kontinuität in der Personalplanung ganz wichtig. Nur so kann in Ruhe gearbeitet werden. Das sieht man bei den derzeit erfolgreichen Teams in der Bundesliga. Vielleicht habe ich bei einem neuen Klub ja auch die Möglichkeit, mir eine berufliche Perspektive zu erarbeiten. Wichtig ist für mich auch, dass mein Sohn und meine Frau in eine Umgebung kommen, in der wir uns alle wohlfühlen und beste Möglichkeiten haben.

Sie sind nun 35 Jahre alt. Wie viel Zeit bleibt Ihnen noch auf der „Platte“?

Je älter der Wein…! Nein, im Ernst. Es ist wie es ist. Ich muss und werde mit der Situation zurechtkommen. Ich denke, dass schon andere Spieler gezeigt haben, dass man in dem Alter noch eine wichtige Säule sein kann. Stefan Lövgren oder Christian Schwarzer sind doch die besten Beispiele. So gesehen habe ich noch vier Jahre auf hohem Niveau vor mir. Aber natürlich beschäftige ich mich auch mit der Zeit nach dem aktiven Handball.

Wie sieht der Plan nach der aktiven Karriere aus?

Ich hoffe, dass mir mein neuer Verein helfen wird, mich weiter zu entwickeln. Es ist eben nicht nur ein Wechsel in sportlicher Hinsicht, sondern es soll auch in den nächsten drei bis vier Jahren ein langsamer Wechsel vom aktiven Handball in eine neue Karriere angepeilt werden. Wenn ich beides verbinden könnte, wäre das eine tolle Sache.

Von Daniel Hund

 04.01.2010