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Löwen schon wieder hungrig  (MM)

EHF-Cup-Sieger vor neuen Herausforderungen / Sechs Wochen bis zum Liga-Auftakt in Balingen-Weilstetten

KRONAU. Fünf lange Wochen hatte Gudmundur Gudmundsson kaum die Sonne gesehen, seine Heimat Island hüllte sich zuletzt bei acht Grad Celsius in Wolken und Regen. „Aber zum Angeln war das ein ziemlich gutes Wetter“, berichtete der Trainer der Rhein-Neckar Löwen von seiner Auszeit im hohen Norden. Und wie es sich anfühlt, bald wieder erfolgreich auf Beutezug zu gehen – darauf bekam Gudmundsson gegen Ende seines Urlaubs einen Vorgeschmack. „Da haben noch ein paar schöne Lachse angebissen“, machte der 52-Jährige das Beste aus der Situation und präsentierte sich gestern beim offiziellen Vorbereitungsauftakt mit viel Vorfreude auf die neue Saison, die am 24. August mit einem Auswärtsspiel bei der HBW Balingen-Weilstetten beginnt.

Dass die Erfolge aus dem Vorjahr spätestens dann Geschichte sind, ist dem Löwen-Coach bewusst. „Jetzt kommt die Zukunft“, blickte Gudmundsson trotz allem Stolz auf den Gewinn des EHF-Cups und Platz drei in der Bundesliga vor allem nach vorne und ist zuversichtlich, mit dem aktuellen Kader auch die Zusatzbelastung in der Champions League meistern zu können. „Wir sind dann fast auf jeder Position doppelt besetzt. Ich hoffe, dass wir da gut durchkommen. Das wird sehr interessant“, hat der Isländer bereits die Rückkehr in die Königsklasse im Hinterkopf, die bereits Ende September ihren Rhythmus aufnimmt.

Vage Zielsetzung

Was die Zielsetzung betrifft, ließen sich die Löwen wie in der zurückliegenden Saison nur ungern in die Karten schauen. „Darüber müssen wir uns zunächst mit dem Team unterhalten“, wich Gudmundsson hier aus, Geschäftsführer Thorsten Storm blieb ebenfalls im Allgemeinen. „Der Impuls muss aus der Mannschaft kommen. Es bringt ja nichts, ihr etwas überzustülpen, für das sie nicht bereit ist“, sieht der Manager zudem „wenig Luft, sich nach oben zu verbessern.“ Doch dass die Löwen nach dem Höhenflug in der vergangenen Saison auf dem Geschmack gekommen sein dürften und der Impuls in die gewünschte Richtung gehen wird, scheint klar: „Ich traue den Jungs jedenfalls einiges zu“, sagt Storm.

„Jeder träumt natürlich in den Pokalwettbewerben vom Final Four, aber auch in der Liga unter die ersten Fünf zu kommen, wird schon sehr schwer“, grenzte Gudmundsson zumindest den nationalen Zielkorridor später etwas genauer ein. „Der Fokus liegt aber zunächst auf dem ersten Spiel in Balingen.“

Spätestens bis dahin sollen dann auch die Neuzugänge Runar Karason, Sergei Gorbok und Nikola Manojlovic integriert sein, was vor allem den beiden Letztgenannten relativ leicht fallen sollte. „Ich freue mich, wieder hier zu sein“, strahlte beispielsweise Gorbok, der mit den besten Erinnerungen aus Russland zurückkehrt. „Meine drei Töchter sind 2009 in Heidelberg auf die Welt gekommen“, verbindet Gorbok seine Zeit bei den Löwen von 2007 bis 2010 auch mit ganz persönlichen Eindrücken. Sportlich setzt der 1,98 Meter große Rechtshänder ebenfalls einige Erwartungen in sein zweites Engagement bei den Gelbhemden. „Ich denke, wir haben hier eine sehr interessante Mannschaft zusammen.“

Nicht lange überlegen musste auch Manojlovic, als drei Jahre nach seinem Abschied die erneute Anfrage aus Nordbaden kam. „Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt und die Löwen waren der einzige Klub, zu dem ich mir eine Rückkehr vorstellen konnte“, begründete der Serbe seinen Wechsel vom mittlerweile insolventen slowenischen Spitzenverein RK Koper und ließ bei seiner Vorstellung wie der erfolgreiche Angler Gudmundsson die entsprechende Lust auf einen neuerlichen Beutezug aufblitzen.

Von Thorsten Hof