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Psycho-Spielchen vor dem „Clasico“

Rhein-Neckar Löwen empfangen am Sonntag den THW Kiel

Wenn die Rhein-Neckar Löwen und der THW Kiel aufeinandertreffen, ist das mehr als ein gewöhnliches Handball-Spiel. Es geht um Prestige, um die Gelegenheit, sich bei den eigenen Fans nachhaltig verdient zu machen – und meistens auch um einen Fingerzeig in Sachen Titelambitionen. An diesem Sonntag (1. Oktober), wenn die Löwen um 15 Uhr in der SAP Arena die Zebras empfangen, kommt noch ein Stück zusätzliche Brisanz dazu. Karten für den Clasico des deutschen Handballs gibt es noch wenige, Fans von absolutem Spitzensport greifen am besten online oder an der Tageskasse zu. Kasse und SAP Arena öffnen am Sonntag um 13.30 Uhr.  

Der THW, Rekordmeister und Daueranwärter auf Deutschlands Handball-Nummer-eins, steckt in einer der größten Krisen seiner jüngeren Vereinsgeschichte. Drei Niederlagen setzte es in den ersten sechs Partien der DKB Handball-Bundesliga, zudem wurden zwei von drei Duellen in der VELUX EHF Champions League verloren. Das Ergebnis ist ein mittleres Erdbeben auf allen Etagen, hinterfragt werden die Mannschaft, Manager Thorsten Storm, Trainer Alfred Gislason. Die große Frage an der Kieler Förde lautet: Wie kommt man raus aus dem Schlamassel?

Nächste Runde Psycho-Spielchen

Eine mögliche Antwort wollen die Norddeutschen im Südwesten geben. Mit einer Top-Leistung beim Deutschen Meister könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, sich sowohl sportlich, als auch mental zurückmelden im Rennen um den wichtigsten nationalen Titel. Dabei schieben die Kieler die Favoritenrolle ganz klar den Löwen zu: „Wir spielen beim Meister, beim Top-Favoriten auf den Titel. Deshalb ist der Druck für meine Mannschaft nicht allzu hoch. In Mannheim muss sehr viel passieren, um dort Punkte mitnehmen zu können“, lässt THW-Coach Gislason auf der Vereinshomepage verlauten. Psycho-Spielchen, wie man sie aus der Vergangenheit kennt, und die mittlerweile auch die spezielle Atmosphäre beim Nord-Süd-Gipfel ausmachen.

In der SAP Arena wird es jedenfalls ordentlich knistern. Spätestens am Sonntagnachmittag kurz vor dem Anpfiff dürfte „Ausverkauft!“ gemeldet werden. Dann werden sich die Spieler der Rhein-Neckar Löwen auf ihre Fans und die Gelbe Wand als achten Mann verlassen können. Bereits gegen Barcelona herrschte Gänsehaut-Stimmung auf den Rängen, spürten die Spieler, was auch in dieser Runde mit den Fans auf ihrer Seite möglich ist. Unterschätzen wird man den THW in jedem Falle nicht: „Die Kieler sind angeschlagen und werden mit allem kommen, was sie haben“, sagt Löwen-Kapitän Andy Schmid, der sich aktuell in bestechender Form zeigt.

Besonderes Spiel für „Peke“

Dasselbe gilt für Hendrik Pekeler, für den das Duell etwas Besonderes ist. „Peke“ wechselt im Sommer zurück nach Kiel, zuvor hat er aber mit den Löwen noch einmal Großes vor. Zur Löwen-Monsterwoche mit vier Spielen – inklusive Champions League am Samstag, 7. Oktober, in Kristianstad – hat er eine klare Meinung: „Wir werden bei dieser Termin-Taktung auf jeden Fall den gesamten Kader benötigen und in jedem Spiel die 100-prozentige Konzentration brauchen. In der Bundesliga gewinnt man kein Spiel mehr mal eben so“, wirft Pekeler auch schon einen Blick auf die nächsten Bundesliga-Partien daheim gegen Überraschungs-Tabellenführer Hannover (Dienstag, 3. Oktober, 17.30 Uhr) und Hüttenberg (Donnerstag, 5. Oktober, 19 Uhr).

„Hannover war schon in der vergangenen Saison stark besetzt und nach der Hinrunde oben dabei. Dass es solch einen Absturz in der Rückserie gibt, konnte ja keiner richtig nachvollziehen – die Hannoveraner selbst wahrscheinlich am allerwenigsten.“ Hüttenberg sieht Pekeler als „Aufsteiger, der sehr achtbare Ergebnisse erzielt hat. Hüttenberg ist ein sehr unangenehmer Gegner mit einer 3:2:1-Abwehr, die nicht so viele Mannschaften spielen. Diese Abwehr ist der kleine Hüttenberger Vorteil, hinzukommen zwei starke Torhüter und mannschaftliche Geschlossenheit.“

Auf Letztere wollen und müssen sich auch die Löwen verlassen können – genauso wie auf die Unterstützung von den Rängen. Gegen Hannover und Hüttenberg geht es nicht nur um Qualität und Kraft, sondern auch um Überwindung. Dabei ist das Löwen-Rudel auf jeden einzelnen Fan angewiesen.