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Arbeitssieg hält Deutschland im Halbfinal-Rennen

22:19-Erfolg gegen Tschechien steht lange auf der Kippe / EM-Vorstellung weiter durchwachsen

Die von vielen Experten im Vorfeld angesprochene Ausgeglichenheit des Teilnehmerfeldes bei der Handball-Europameisterschaft in Kroatien bewahrheitet sich mehr und mehr. Gegen Tschechien, das in der Vorrunde auch schon Olympiasieger Dänemark und die höher gehandelten Ungarn besiegt hatte, taten sich die „Bad Boys“ des Deutschen Handball-Bundes richtig schwer. Im ersten Spiel der Hauptrunden-Gruppe 2 in Varazdin stand es nach 60 hart umkämpften Minuten 22:19 (9:10).

Von der aus der Mannschaft heraus deutlich geforderten Leistungssteigerung war in der kompletten ersten Halbzeit nichts zu sehen. Deutschland agierte vorne äußerst unglücklich und fahrig. Obwohl Bundestrainer Christian Prokop seiner ersten Sieben lange vertraute und seinen Spielern damit Sicherheit geben wollte, lief nicht sonderlich viel zusammen. Technische Fehler, Stürmerfouls, schlechtes Timing und schwache Würfe wechselten sich ab. Hinten verfielen die selbst ernannten Bad Boys immer wieder in jene Passivität, die Prokop auch bei der ersten Auszeit nach 20 Minuten anprangerte. Da stand es 8:7 für den krassen Außenseiter Tschechien. Auch Torwart Silvio Heinevetter waren bis dahin einige Bälle durch die Hände gerutscht, womit sich das recht triste Erscheinungsbild der deutschen Nationalmannschaft vervollständigte.

Zwischen der 13. und 22. Minute blieb der amtierende Europameister ohne Treffer, dann schummelte Steffen Fäth mit viel Glück einen Ball am tschechischen Keeper vorbei. Kurz darauf kassierten die Deutschen im 7-gegen-5 einen Treffer ins leere Tor zum 8:9. Das alte Muster, nachdem die Prokop-Schützlinge in diesem Turnier weder in ihren Rhythmus, noch zu einer festen Struktur finden, wiederholte sich immer wieder. In der 26. Minute wechselte Prokop den zuletzt starken Steffen Weinhold auf halbrechts ein, zunächst aber verloren die Deutschen wieder den Ball. Immerhin donnerte Fäth beim nächsten Angriff in Unterzahl die Kugel in die Maschen – sein fünftes Tor im siebten Versuch zum 9:10 aus Sicht der Bad Boys. Bis zur Pause sollte in einer Partie auf schwachem Niveau kein Treffer mehr fallen. Die wenig erbauliche Zwischenbilanz: 9 Treffer bei 22 Würfen, 8 Ballverluste!

Wolff bringt die Wende

Zu Beginn der zweiten Halbzeit übertrafen sich die deutschen Spieler im Auslassen hundertprozentiger Chancen. Nach 36 Minuten führten die Tschechen mit 13:11. Fäth, ab Sommer bei den Löwen, ging auch jetzt wieder voran, erzielte sein siebtes Tor zum 13:12, kassierte im Gegenzug aber – passend zur zerfahrenen Partie – die nächste Zwei-Minuten-Strafe. Weil Heinevetter gleich dreimal in kurzer Zeit großartig parierte, konnte Patrick Wiencek mit dem 15:14 (42.) für die erste deutsche Führung seit Mitte der ersten Hälfte sorgen. Abschütteln ließen sich die erbittert kämpfenden Tschechen aber nicht. Der starke Stanislav Kasparek drehte die Partie mit seinen Treffern vier und fünf zum 16:15, Fäth glich postwendend wieder aus. Es deutete sich der dritte Krimi in Folge für die Deutschen an.

Tschechien gelang es nun, sich auf 18:16 abzusetzen, Prokop brachte Andreas Wolff für Heinevetter im Tor. Die Maßnahme griff: Der Kieler Schlussmann bekam gleich ein paar Bälle zu fassen, auf der Gegenseite wühlten sich die Deutschen durch den tschechischen Abwehrblock, schafften den Ausgleich und durch Paul Drux sogar die Führung zum 19:18. Als Wolff einen Siebenmeter hielt, bot sich die Chance zur Zwei-Tore-Führung: Fäth servierte für Jannik Kohlbacher – 20:18 für Deutschland. Wolff legte mit den nächsten Paraden nach, beim 21:18 zwei Minuten vor Schluss war die Partie so gut wie entschieden. Und dieses Mal ließ der Titelverteidiger nichts mehr anbrennen. Steffen Fäth, zum „Man of the Match“ ernannt, sprach „von einem absoluten Kampf“. Die Mannschaft habe sich schwergetan. „Aber das Wichtigste war, dass wir uns zurückgebissen und das Spiel gewonnen haben.“

Deutschland – Tschechien 22:19 (9:10)

Deutschland: Wolff (ab 48.), Heinevetter – Weinhold (1), Gensheimer (3/1), Wiencek (1), Fäth (8), Reichmann, Weber (2), Pekeler (1), Drux (2), Groetzki (1), Kühn, Kohlbacher (2), Häfner (1), Janke, Lemke

Schiedsrichter: Matija Gubica / Boris Milosevic (Kroatien)

Strafzeiten: 3 – 4

Siebenmeter: 1/1 – 2/3

Spielfilm: 1:0, 1:1, 1:2, 2:3, 4:3, 4:4, 7:5, 7:8, 8:8, 8:10, 9:10 (HZ), 10:10, 10:11, 11:13, 12:14, 15:14, 15:16, 16:18, 18:18, 21:18, 22:18, 22:19 (EN)