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Deutsche Handballer fahren zur EM

29:24-Sieg über Polen / Uwe Gensheimer und Silvio Heinevetter überragend

Bundestrainer Christian Prokop konnte zufrieden sein. Mit einem verdienten 29:24 (16:16) über Polen haben sich Deutschlands Handballer für die Europameisterschaft 2020 qualifiziert. Im ausverkauften Gerry Weber Stadion von Halle/Westfalen tat sich das DHB-Team bis zur 35. Minute schwer, fand dann sowohl in der Abwehr, als auch im Angriff mehr und mehr zu seiner Linie und gewann am Ende deutlich. Polen zeigte sich nach dem 18:26 im Hinspiel am Mittwoch vor allem kämpferisch verbessert, leistete sich aber wieder zu viele technische Fehler.

Bester deutscher Werfer war Kapitän Uwe Gensheimer, der im Sommer zurück zu den Rhein-Neckar Löwen kehrt. Der Mannheimer traf zehnmal. Torwart Silvio Heinevetter landete ein Dutzend Paraden und war der große Rückhalt seiner Mannschaft. Den Deutschen ist mit nun 8:0 Punkten der Sieg in Gruppe 1 praktisch nicht mehr zu nehmen. Polen muss weiter um sein EM-Ticket bangen.

Deutschland startet stark

Die Deutschen starten gut. Den ersten Wurf der Polen entschärft Silvio Heinevetter. Im Gegenzug macht Patrick Wiencek das 1:0. Der bestens aufgelegte „Heine“ landet beim Siebenmeter von Arkadiusz Moryto die zweite Parade (4.), kurz danach die dritte. Davor und danach ist auf der Gegenseite Uwe Gensheimer zur Stelle, erzielt das 2:1 nach einem Steal im Gegenstoß und das 3:1 per Siebenmeter.

Löwe Patrick Groetzki traf zum 4:4.  Anstatt den starken Beginn als Basis für ein souveränes Auftreten zu nehmen, leisten sich die Deutschen in der Folge mehr und mehr Nachlässigkeiten. Vorne gibt es schwache Abschlüsse und technische Fehler, in der Abwehr Lücken über Lücken für den polnischen Rückraum. So drehen die Gäste das 3:1 in ein 3:4 (10.). Nach Patrick Groetzkis 4:4 legen die Polen den zweiten 3:0-Lauf nach, ziehen auf 4:7 aus deutscher Sicht davon (13.).

In seiner ersten Auszeit beim 5:8 (14.) fordert Bundestrainer Christian Prokop eine „aggressive 6:0“, zuvor hatte er schon von 3:2:1 auf die defensivere Deckungsformation umgestellt. Tatsächlich gelingt es, den Spielfluss der Polen zu stören. Die Durchbrüche zum Kreis bekommen sie nicht komplett verhindert. Dem mittlerweile durchgestarteten Gensheimer gelingt beim 11:11 mit dem sechsten Tor zwar der Ausgleich (20.). Bis zur Pause bleiben die Polen aber voll auf Augenhöhe. Nach 30 spielerisch durchwachsenen, aber äußerst intensiven Minuten steht es 16:16. Überragende DHB-Spieler bis dahin: Uwe Gensheimer mit acht Toren und Silvio Heinevetter mit sechs Paraden.

Weinhold dreht spät, aber entscheidend auf

Durchgang zwei beginnt mit einem Fehlerfestival auf beiden Seiten. Als erster die Kurve kriegen dann die Deutschen. Und zwar vorentscheidend. Vier Treffer erzielen sie am Stück, dem 18:16 von Gensheimer (9. Tor) per Siebenmeter geht ein zauberhaftes Zuspiel von Groetzki auf Jannik Kohlbacher voraus (36.). Als Tomasz Gebala das 20:17 glückt, hat das DHB-Team die Grundlage für den angepeilten Heimsieg schon gelegt. Auch wenn die Polen couragiert weiterkämpfen – näher als auf zwei Tore kommen sie nicht mehr heran.

Steffen Weinhold drehte spät, aber richtig auf. Das liegt zum einen an den eigenen Fehlern im Spielaufbau, zum anderen an der stark verbesserten Abwehrleistung Deutschlands. Die 6:0-Formation verschiebt schneller, stößt entschlossener auf die ballführenden Gegenspieler heraus – und zwingt die Polen immer wieder in ungünstige Abschlusspositionen. Als es doch noch einmal spannend zu werden droht, das deutsche Angriffsspiel ins Stocken gerät, nimmt sich der bis dahin glücklose Steffen Weinhold die Verantwortung. Vom 24:19 (45.) bis zum 27:23 (58.) erzielt er sämtliche DHB-Treffer. In dieser schwierigen Phase sind es Einzelaktionen des Kieler Halbrechten, die Deutschland auf Kurs Heimsieg halten.

Mit Heinevetters zwölfter Parade ist das Spiel endgültig entschieden. Die Tore der Rhein-Neckar Löwen Steffen Fäth und Jannik Kohlbacher zum 28:23 und 29:24 sind schön anzusehen und stellen den verdienten Endstand mit klarem deutschem Sieg her. Lohn für ein hartes Stück Arbeit: die Qualifikation für die EHF Euro 2020.