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Niclas Kirkeløkke: Dynamit im Arm

Niklas Kirkeløkke hat ein klares Ziel vor Augen.

Dass die Dänen Dynamit im Blut haben, ist der Sportwelt spätestens seit 1992 klar. Damals gewannen die Fußballer aus dem südlichsten der skandinavischen Länder sensationell die Europameisterschaft. Der Slogan damals: „We are red and we are white (bezogen auf die Trikotfarben), we are Danish dynamite.“

Was für die Kicker um die legendären Brüder Laudrup und deren Offensivfeuerwerk galt, gilt für deren Landsmann Niclas Kirkeløkke genauso. Davon werden sich die Fans der Rhein-Neckar Löwen spätestens in der SAP Arena ein sehr genaues Bild machen können. Wer das Vergnügen hatte, den 25-Jährigen auf seiner Position im rechten Rückraum live oder zumindest auf Bewegtbild zu beobachten, der wird sich dieser Vorhersage fraglos anschließen.

Emotionaler Abschied nach 13 Jahren

Niclas Kirkeløkke auf der Bank der Löwen.

Im gelb-roten Dress des dänischen Spitzenklubs GOG hat er einige sagenhafte Auftritte hingelegt. Zuletzt in den Play-offs um die Meisterschaft, in denen ein überragender Niclas Kirkeløkke seine Farben bis ins Finale feuerte – leider ohne Happy End. Der Abschied fiel nicht nur deshalb emotional aus. 13 Jahre lang hat der 30-fache dänische Nationalspieler für GOG gespielt und damit genauso lange wie ein gewisser Nikolaj Jacobsen.

„Es hat sich schon ein bisschen verrückt angefühlt, nach so langer Zeit den Verein zu verlassen“, sagt Niclas Kirkeløkke, ergänzt aber auch: „Jetzt ist es einfach an der Zeit, den nächsten Schritt zu machen – und dazu habe ich alle Chancen hier bei den Rhein-Neckar Löwen.“ Nicht nur wegen der sportlichen Perspektive, die ein Top-Klub in der Handball-Bundesliga bietet.

Im Gespann mit Alex Petersson

Weiß, was er will: Niclas Kirkeløkke.

Von seinem neuen Positionskollegen kann und will sich Niclas Kirkeløkke einiges abschauen. „Mit einem Spieler wie Alex Petersson zusammenzuspielen, ist eine Riesensache. Ich will von ihm so viel wie möglich lernen.“ Dass die beiden unterschiedliche Spielertypen sind, Niclas eher der klassische Shooter, Alex der bärbeißige Zweikämpfer, passe nicht nur ins Mannschaftsgefüge, sondern auch in die persönlichen Erfahrungswerte: „Ich denke, dass wir beide voneinander profitieren werden.“

Generell erwartet der Däne mit dem Dynamit im Arm eine anspruchsvolle Aufgabe bei und mit den Löwen: „Die Bundesliga kann man kaum mit der dänischen Liga vergleichen. In der HBL geht es viel härter zu, gibt es mehr Spiele mit viel stärkeren Gegnern. Es ist eine der besten Ligen der Welt. Das war auch einer der wichtigsten Gründe für mich, hierher zu wechseln.“

Dunkle Zeit im Winter

Der Löwen-Neuzugang im Gespräch mit Trainer Kristjan Andresson.

Dass die Löwen auf einen fitten und zu 100 Prozent einsatzfähigen Niclas Kirkeløkke zurückgreifen können, ist dabei alles andere als selbstverständlich. Im vergangenen Winter, kurz vor Start der Handball-WM in Deutschland und Dänemark, riss dem ehrgeizigen Profi das Kreuzband. Die womöglich einmalige Gelegenheit eines Großturniers im eigenen Land, sie war dahin. „Das war vielleicht die härteste Zeit meines bisherigen Handballerlebens“, sagt der 1,95-Meter-Mann ganz ohne Umschweife.

Mit welchem Ehrgeiz er seine Genesung verfolgte, zeigt die Tatsache, dass Niclas Kirkeløkke bereits im April wieder auf der Platte stand. Ob er stärker zurückgekommen sei nach diesem einschneidenden Erlebnis? „In einer Hinsicht auf jeden Fall: Ich habe an Muskeln zugelegt, da ich sehr viel Zeit hatte, im Kraftraum zu arbeiten.“ So können sich die Löwen auf eine Extraportion Dynamit freuen.

„Keine Chance, nicht Handball zu spielen“

Machte direkt einen fitten Eindruck: Niclas Kirkeløkke auf der Aschebahn.

Woher die Leidenschaft für den Handball kommt, ist im Fall Niclas Kirkeløkke schnell erklärt: „Meine Eltern haben Handball gespielt, meine Großeltern haben Handball gespielt. Ich hatte gar keine Chance, nicht Handball zu spielen“, sagt der junge Mann und lächelt. Angefangen hat er mit sechs Jahren. Zunächst noch parallel zum Fußball. Bis er schließlich gemerkt habe, dass ihm Handball einfach mehr Spaß macht.

Apropos Spaß: Im Löwenrudel fühlt sich der Däne nicht nur wegen Landsmann Mads Mensah bestens aufgehoben. Es wird viel gelacht, viel gescherzt. Der Mann mit der speziellen Feuerkraft im linken Arm ist schnell angekommen in der neuen Heimat.