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„Jungs haben einen Schritt nach vorne gemacht“

Guðmundur Guðmundsson vor dem Spiel gegen die TSG Friesenheim im Interview

Auf den Urlaub freuen sich bei den Rhein-Neckar Löwen alle Beteiligten. Schließlich neigt sich eine lange Saison ihrem Ende entgegen und in der Sommerpause wollen nun Spieler, Trainer und die Verantwortlichen ihre Akkus wieder auffüllen, um mit frischer Kraft in die Spielzeit 2011/12 starten zu können. In besonderem Maße gilt das für Guðmundur Guðmundsson, den Coach des Löwen-Rudels. Schließlich gilt der Isländer als Arbeitstier, der sich keine Ruhe gönnt, wenn er stattdessen den nächsten Gegner analysieren kann. Im September 2010 kam „Guðmi“ kurzfristig zum Traineramt bei den Badenern, als er auf Ola Lindgren folgte. Von da an gab es kaum einen freien Tag für den Coach, der seine Mannschaft immerhin in zwei Halbfinals führte. Wie er über sein erstes Jahr als Löwentrainer denkt, warum er noch keine Gedanken an den Urlaub im Sommer verschwendet und wie er im letzten Heimspiel gegen Friesenheim (Mittwoch, 20:15 Uhr) zum Erfolg kommen will, verrät er im Interview.

Guðmundur, am vergangenen Wochenende stand das VELUX EHF Final4 in Köln auf dem Programm, wie fällt Dein Fazit aus?

Irgendwie bin ich natürlich enttäuscht, denn wir hatten uns viel vorgenommen. Ich hatte im Vorfeld ein gutes Gefühl, denn die Jungs waren wirklich heiß. Leider haben wir es in beiden Partien nicht geschafft, unsere Anzahl an Fehlern so klein zu halten, damit wir erfolgreich sein konnten. In beiden Spielen haben wir die ersten Minuten verschlafen und lagen jeweils mit 0:4 hinten. Das war sehr teuer und es hat uns viel Kraft gekostet, das wieder auszugleichen. Insgesamt haben wir in den entscheidenden Phasen der Begegnungen nicht die richtigen Entscheidungen getroffen und das hat letztlich für die beiden knappen Niederlagen gesorgt.

Bist Du stolz auf die Mannschaft?

Ja, das bin ich, denn wir haben gekämpft wie richtige Löwen und sind immer wieder in die Spiele zurückgekommen. Ich finde, wir waren gut vorbereitet und hatten auch die Möglichkeit, gegen diese Teams zu gewinnen. Und man darf nicht vergessen, dass wir gegen zwei absolute Weltklasse-Mannschaften gespielt haben.

Was war aus Deiner Sicht ursächlich für die beiden Niederlagen?

Das ist schwer zu sagen. Es fehlt immer ein Tick, mal hier und mal dort. Insgesamt konnten wir aber mit erhobenem Kopf zurück nach Mannheim fahren. Wir haben den Klub gut vertreten und gute Leistungen gezeigt. Wir haben aber auch gesehen, dass wir in einigen Bereichen noch aufholen müssen und wollen das in Zukunft auch tun.

Wie sehr hat die Saison in der Champions League Auswirkungen auf die anderen Wettbewerbe gehabt?

Das kann man so pauschal nicht sagen, aber es ist Fakt, dass wir schon vor dem Final4 17 schwere Spiele in der Königsklasse hatten. Und da haben wir ja nicht gegen Gurken-Teams gespielt, sondern gegen die besten Mannschaften der Welt. Wir hatten es ja in der Hammergruppe nur mit Topteams zu tun und das kostet natürlich sehr, sehr viel Kraft. Inwieweit die in anderen Wettbewerben gefehlt hat, lässt sich nur schwer beziffern. Es ist aber insgesamt so, dass es schwer ist, bei dem Programm, wie wir es hatten, immer die Konzentration auf dem höchsten Level zu halten. Dafür braucht man einen sehr breiten Kader und muss sehr eingespielt sein. Wir haben in allen drei Wettbewerben sehr lange mitgespielt und das zeigt, dass wir ein Stück weitergekommen sind.

Was war auschlaggebend, dass es nicht zu einem Titel gereicht hat?

Wir haben es immer mit den besten Mannschaften der Welt zu tun, wenn es um einen Titel geht, das darf man nicht vergessen. Unser hartes Programm hat uns viel Kraft gekostet, weil wir Verletzungspech hatten. Wichtige Spieler sind lange ausgefallen, so dass wir nicht genug wechseln konnten, um Kräfte zu schonen. Außerdem sind die anderen Mannschaften etwas eingespielter, was sich in den entscheidenden Phasen der Partien manchmal bemerkbar gemacht hat.

Es geht jetzt noch gegen Friesenheim und Lemgo, dann ist die Saison 2010/11 beendet. Kann man von einer erfolgreichen Spielzeit reden?

Das ist endgültig erst dann zu sagen, wenn die beiden Duelle gespielt sind. Wir wollen natürlich zwei Mal gewinnen, um die Chance zu haben, uns direkt für die nächste Champions-League-Saison zu qualifizieren.

Hast Du die Ziele erreicht, die Du Dir vorgenommen hast?

Unser erstes Ziel war, mehr Konstanz zu zeigen und ich finde, das haben wir geschafft. Wir haben auch gezeigt, dass wir gegen die Spitzenteams mithalten können, denn wir haben Kiel zwei Mal geschlagen und auch gegen Berlin drei Punkte geholt. Das zeigt, dass wir Schritte nach vorne gemacht haben und das macht mich zuversichtlich, dass wir weiter voran kommen. Die Luft an der Spitze ist sehr dünn und wir haben bewiesen, dass wir mit den besten Teams mithalten können.

Aber der erhoffte erste Titel steht noch nicht in der Vereinsvitrine.

Das ist richtig und deshalb bleibt auch ein trauriger Beigeschmack, denn wir wollten einen Titel holen. Aber wir wissen, dass wir näher heran gekommen sind und das gibt mir Zuversicht, dass wir das nächste Saison schaffen.

Wie denkst Du über die Partie gegen Friesenheim?

Es ist völlig klar, dass wir der Favorit in diesem Spiel sind und dieser Rolle wollen wir gerecht werden. Es wird schwer, die Akkus so schnell nach dem Final4 wieder aufzuladen, aber wir wollen unseren Zuschauern noch einmal eine gute Leistung anbieten.

Gibt es für Dich einen Spieler der Saison?

Es gibt einige Jungs, die mich positiv überrascht haben, weil sie einen Sprung in ihrer Entwicklung gemacht haben. Aber die möchte ich nicht nach vorne rücken, denn für mich ist die Mannschaft entscheidend.

Freust Du Dich schon auf den Urlaub im Sommer, und wo geht es hin?

Ich habe daran noch keinen Gedanken verschwendet, weil ich voll auf die letzten Spiele fokussiert war und bin. Erst nach dem Ende der Saison werde ich sehen, wie ich den Sommer verbringe. Immerhin stehen auch noch Länderspiele an, deshalb ist der Urlaub für mich noch ein Stück weit entfernt.