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„Die Leute sollen sich danach sehnen, die Löwen zu sehen“

Löwen-Neuzugang Kim Ekdahl du Rietz spricht vor dem Heimspiel gegen die HSG Wetzlar am Samstag (19 Uhr/SAP Arena) über den Reiz bei den Löwen zu spielen, den Stellenwert der Bundesliga und seine ganz persönlichen Ziele. „Wir haben eine Mannschaft mit Perspektive“, sagt der Schwede: „Das Konzept überzeugt mich, es ist interessant.“ Tickets für dieses Duell sind noch an der Abendkasse erhältlich. Die Halle öffnet eine Stunde vor Spielbeginn um 18 Uhr. Vor der Partie zwischen den Rhein-Neckar Löwen und der HSG Wetzlar sprachen wir mit Kim Ekdahl du Rietz.

 

Kim, beim 24:19-Sieg über den TuS N-Lübbecke hast Du Dein Heimspiel-Debüt für die Löwen gefeiert. Wie hast Du Deine Premiere in der SAP Arena erlebt und wie ist Dein erster Eindruck von der Bundesliga?

Kim Ekdahl du Rietz: Wir haben gegen Lübbecke gewonnen, das ist erst einmal das Wichtigste. Und ich finde auch, dass wir ganz gut gespielt haben. Man muss immer bedenken, dass wir erst seit ein paar Wochen zusammen trainieren. Da kann noch nicht alles rund laufen. Trotzdem haben wir das bislang gut gelöst, der Sieg in Göppingen zu Beginn war schon ein echtes Highlight. Die Jungs hatten mir vorher erzählt, wie wichtig ein Derby-Erfolg ist und welch aggressive Stimmung dort herrschen wird. Aber dann waren die Göppinger Fans recht schnell ganz ruhig, was wohl an uns lag.

Du hast in den ersten Spielen einen starken Eindruck hinterlassen, obwohl Du erst kurz vor Saisonbeginn zur Mannschaft gestoßen bist. Hast Du Dich selbst überrascht?

Ekdahl du Rietz: Erst einmal muss ich sagen: Alles bei den Löwen ist noch viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Mir wurde die Eingewöhnung sehr leicht gemacht, wahrscheinlich lief es auch deshalb für mich ganz gut. Vor allem freue ich mich, dass ich so viele Spielanteile bekomme. Aber richtig zufrieden bin ich nicht. Es geht noch besser. Manchmal habe ich geworfen, wenn ich es besser nicht getan hätte. Und dann wiederum habe ich abgespielt, wenn ich besser geworfen hätte. Ich bin eben noch lange kein fertiger Spieler, sondern kann mich in allen Bereichen verbessern. Ich habe mir vorgenommen, noch schlauer zu spielen.

Kim, blicken wir ein paar Jahre zurück. Wann hast Du mit dem Handballspielen angefangen?

Ekdahl du Rietz: Ich habe mich schon in meiner Kindheit für viele Sportarten interessiert. Als ich sieben oder acht Jahre alt war, begann ich, Handball zu spielen. Nach einem Jahr habe ich wieder aufgehört, dann wiederum überredete mich mein bester Freund, doch wieder die Harzkugel in die Hand zu nehmen. Seit ich zwölf Jahre alt bin, konzentriere ich mich ausschließlich auf Handball.

Welche Sportarten hast Du noch betrieben?

Ekdahl du Rietz: Fußball stand bei mir neben Handball ganz oben auf der Liste, dann habe ich mich noch in Tischtennis, Volleyball und Judo versucht. Aber dann lief eben irgendwann alles auf Handball hinaus.

Und Deine Familie hat Dich von Anfang an unterstützt?

Ekdahl du Rietz: Absolut, obwohl ich nicht unbedingt aus einer sportbegeisterten Familie stamme. Niemand von uns hat jemals intensiv eine Sportart betrieben, doch dann kam ich – und alles änderte sich. Meine Mutter und mein Vater verfolgten meine Handball-Spiele als Jugendlicher, wann immer es möglich war. Mein Bruder und meine Schwester schauen sich meine Partien im Fernsehen an, wenn sie übertragen werden. Ich denke sogar, Mama und Papa haben begonnen, andere Sportarten und Handballspiele zu schauen, obwohl ich gar nicht mitwirke. Insofern hat mein Handball-Interesse die ganze Familie beeinflusst.

Die große schwedische Nationalmannschaft mit Staffan Olsson, Stefan Lövgren, Magnus Wislander und vielen anderen Weltklassespielern gewann zwischen 1990 und 2002 einen Titel nach dem anderen. Welcher dieser Superstars war Dein Idol?

Ekdahl du Rietz: Ich erinnere mich genau an diese Zeit und sehe mich noch vor dem Fernseher sitzen, als sei es gestern gewesen. Nach jedem gewonnenen Titel der schwedischen Nationalmannschaft wurde damals mein Wunsch, Handball zu spielen und ein Profi zu werden, noch größer. Aber ein richtiges Idol hatte ich eigentlich nicht. Mir gefiel allerdings die Spielweise von Mommi Flemister, der auch einmal für die HSG Nordhorn aktiv war. Er stammt aus dem gleichen Verein wie ich. Als seine Karriere sich dem Ende entgegen neigte und meine gerade erst begann, spielten wir noch bei Lugi Lund zusammen in der ersten Mannschaft.

Du warst gerade einmal 16 Jahre alt, als Du Dein Debüt in der ersten schwedischen Liga gefeiert hast. Wie groß war anschließend der Hype um Dich? 

Ekdahl du Rietz: Ehrlich gesagt gab es da überhaupt keine Probleme. Im schwedischen Handball herrscht nicht so ein großer Medienrummel wie in Deutschland. Deshalb wurde ich auch nicht plötzlich mit großen Erwartungen konfrontiert. Ich war auch nach dem Debüt ein normaler 16-Jähriger.

Ein Thema ist aber schon immer Deine Schuhgröße 51.

Ekdahl du Rietz: Darüber kann ich nur noch müde lächeln. Ich denke, ich habe alle Witze über große Füße gehört. Das Thema wird mich sicherlich ein Leben lang verfolgen, aber mir macht das nichts aus. Als ich ein Kind war, fand ich es lästig, mich ständig dazu äußern zu müssen. Aber ehrlich gesagt habe ich bis heute nicht verstanden, was einige Menschen an großen Füßen so fürchterlich aufregend finden.

2011 hast Du Deine Heimat verlassen und bist nach Frankreich gegangen. Wie wichtig war die Zeit bei HBC Nantes für Dich?

Ekdahl du Rietz: Der Wechsel war eine gute Entscheidung, der richtige Schritt für meine Karriere. Ich habe in Schweden mein ganzes Leben lang gespielt, doch die schwedische Liga ist nicht sonderlich stark. In Frankreich ging es viel härter zur Sache, darauf musste ich mich einstellen. In Nantes bin ich auf jeden Fall ein besserer Handballer geworden, auch wenn ich zwischenzeitlich wegen einer Verletzung fehlte. Doch nicht nur für meine sportliche Entwicklung war der Wechsel nach Frankreich gut, ich bin dort auch als Mensch gereift. Erstmals allein im Ausland zu leben, das war eine großartige Erfahrung.

Warum hast Du Dich nach nur einem Jahr in Frankreich für einen Wechsel nach Deutschland entschieden?

Ekdahl du Rietz: Dafür gibt es viele Gründe. Die deutsche Liga ist die stärkste der Welt, sie ist die NBA des Handballs. Jedes Spiel ist eine Party – und es gibt ein riesiges öffentliches Interesse. Es ist einfach großartig, gegen die weltbesten Spieler vor so vielen Zuschauern in diesen tollen Arenen zu spielen. Diese Kombination ist zweifelsohne reizvoll und attraktiv. Da macht es doch richtig Spaß, Handball zu spielen.

Was gab den Ausschlag für den Wechsel zu den Löwen?

Ekdahl du Rietz: Das Konzept überzeugt mich, es ist interessant. Wir haben eine Mannschaft mit Perspektive, eine gute Mischung aus richtig starken und erfahrenen Spielern auf der einen Seite und jüngeren Talenten auf der anderen. Dazu kommen mit Gudmundur Gudmundsson und Tomas Svensson zwei tolle Trainer. Ich bin überzeugt davon, dass ich unter diesen Voraussetzungen bei den Löwen ein noch besserer Spieler werden kann.

Mit welchen Zielen gehst Du in die Saison?

Ekdahl du Rietz: Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass viele Menschen in die SAP Arena kommen. Die Leute sollen sich danach sehnen, so schnell wie möglich wieder ein Spiel der Löwen zu sehen. Damit das gelingt, müssen wir in jedem Spiel viel Leidenschaft zeigen und die Fans begeistern.