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Zwei Ehemalige tragen wieder Gelb

Sergei Gorbok und Nikola Manojlovic sind zurück – und es scheint, als wären sie nie weg gewesen

Wer Sergei Gorbok und Nikola Manojlovic diese Woche beim Trainingsauftakt der Löwen beobachtet hat, der konnte schon den Eindruck gewinnen, die beiden seien nie weg gewesen. Sie scheinen ihr zweites Gastspiel bei den Gelbhemden zu genießen, das die beiden alten Bekannten gerne mit einem Titel krönen möchten.

Natürlich ist Sergei Gorbok zu den Löwen gekommen, um erfolgreich Handball zu spielen, um Titel zu gewinnen. Er hasst es, zu verlieren, er bezeichnet sich selbst als „Maximalist“, er hat eine Einstellung zu seinem Sport, die lobenswert ist. Aber es gibt da noch etwas, was für den Wechsel nach Mannheim sprach – zumindest so ein klitzekleines bisschen: Vor viereinhalb Jahren, Ende 2008, brachte seine Frau in Heidelberg Drillinge zur Welt. Knapp eineinhalb Jahre später verließ der heute 30-Jährige zusammen mit seinen vier Frauen, drei davon noch ganz klein, die Löwen, wechselte zum russischen Serienmeister Chekhovskie Medvedi. Wirklich etwas wahrgenommen haben seine Drillinge, die russisch und ein bisschen englisch sprechen, von Heidelberg, ihrer Geburtsstadt, in ihren ersten eineinhalb Lebensjahren natürlich nicht. „Ich möchte den Mädchen endlich mal zeigen, wo sie geboren sind“, erzählt Gorbok. Während er das sagt, strahlen seine Augen vor Glück.

Gorbok, ein Bär von einem Mann, lacht und strahlt generell sehr viel, er ist ein sehr positiv eingestellter Mensch. Er freut sich, wieder bei den Löwen zu sein („Habe noch viele Freunde hier“). Er freut sich, dass seine Frau mit den Kindern bald nachkommt („Das verbessert meine Laune dann nochmal. Das ist für sie gut – und für mich auch“). Und er freut sich darauf, mit ihnen dann in Heidelberg zu wohnen. Momentan lebt der neue, alte Löwe noch in Rauenberg. „Aber wir wollen unbedingt nach Heidelberg ziehen. Nicht nur, weil die Kinder da geboren sind. Wir haben die letzten Jahre in der Nähe von Moskau gelebt, ich bin große Städte gewöhnt.“

Drei Jahre hat er in Russland verbracht, was zu seiner neuen Heimat geworden ist, der gebürtige Weißrusse hat mittlerweile einen russischen Pass, spielt für die russische Nationalmannschaft. „Ich hatte eine gute Zeit in Moskau, habe dort sehr viel gelernt“, erzählt Rückraumspieler Gorbok. Die Fans der Rhein-Neckar Löwen dürfen sich also auf einen ganz anderen Spieler freuen. Nicht nur, weil Sergei Gorbok seit der Annahme der russischen Staatsbürgerschaft nicht mehr Siarhei Harbok heißt. Sondern auch, weil er sich spielerisch weiterentwickelt hat, gereift ist, nicht mehr nur ein „Shooter“ ist.

Er hatte keine schlechte Zeit bei den Löwen von 2007 bis 2010. Aber er hat dort eines nicht geschafft, was ihm bei allen anderen seiner bisherigen Vereinen (Arkatron Minsk, STR Saporischschja, RK Celje, Chekhovskie Medvedi) gelungen ist: mindestens einen Titel zu gewinnen. Das will er nun ändern. „Ich habe noch Ziele“, sagt Gorbok, der mit Alexander Petersson und Uwe Gensheimer regelmäßig Kontakt hatte.

Und auch mit Nikola Manojlovic, dem zweiten alten, neuen Löwen. Zwischen den beiden Osteuropäern, Manojlovic ist Serbe, ist der Kontakt nie abgerissen, zuletzt trafen sie mit ihren Nationalmannschaften in der Qualifikation zur Handball-Europameisterschaft 2014 aufeinander (Serbien schaffte den Sprung nach Dänemark als Gruppenerster souverän, Russland setzte sich vor Deutschland in der Rangliste der besten Gruppen-Dritten durch). „Nikola ist ein guter Typ, sehr nett, ein klasse Spieler. Ich freue mich, dass er wieder hier ist“, sagt Gorbok.

Manojlovic („Schön, dass Sergei auch wieder hier ist“) ist eigentlich irgendwie nie wirklich weg gewesen von den Löwen, er tauchte einfach öfters dort auf, wo auch die Löwen gerade waren. Natürlich spielte er in den vergangenen drei Jahren erst für RK Velenje und dann für RK Koper, beides slowenische Klubs. Aber, der Handball-Gott wollte es so, er traf immer mal wieder auf seinen Ex-Verein. Gleich ein paar Monate nach seinem Weggang trat er mit Velenje beim Champions-League-Qualifikations-Turnier gegen die Löwen an, in der Saison 2011/2012 kam es dann zum Aufeinandertreffen der beiden Vereine im Viertelfinale des EHF-Cups, die Löwen setzten sich knapp durch (30:29, 27:25). „Es ist sehr schön wieder hier zu sein. Es ist fast ein bisschen wie wenn man nach Hause kommt, ich kenne ja schließlich noch viele Leute von damals“, sagt Rückraumspieler Manojlovic.

Damals, das war in der Saison 2009/10. Trotz einiger Leistungsschwankungen war der Serbe vor allem in der Abwehr ein wichtiger Spieler, bildete oftmals zusammen mit Oliver Roggisch den Innenblock. Zum Erfolg beitragen, dass will Manojlovic, der auch gekommen ist, um seinen verletzten Landsmann Zarko Sesum (Anriss des hinteren Kreuzbandes und des Innenbandes im linken Knie sowie eine Fraktur des Schienbeinkopfes) zu ersetzen, nun natürlich auch wieder. „Die vergangenen Saison ist sicherlich schwer zu wiederholen, aber ich traue uns das zu“, sagt Manojlovic. Die Spiele der Löwen hat er verfolgt, sich regelmäßig übers Internet über die Ergebnisse informiert hat. „Ich habe mich immer gefreut, wenn die Löwen gewonnen haben.“

Nun ist Manojlovic, der – wie auch Gorbok – für ein Jahr unterschrieben hat, auch wieder ein Löwe. Noch wohnt der Neuzugang im Hotel, er hofft aber bald in eine eigene Wohnung einziehen zu können. Dann sollen auch seine Frau Ivana, die gerade zum zweiten Mal schwanger ist, und Sohn Mateja nach Deutschland nachkommen.