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„Uwe Gensheimer wird langsam sauer auf mich“

Löwen-Torwart Niklas Landin Jacobsen vor der Partie gegen Eisenach im Interview

Die Rhein-Neckar Löwen erwarten am Mittwoch den ThSV Eisenach zum nächsten Bundesliga-Heimspiel in der Mannheimer SAP Arena. Anwurf der Partie gegen den Aufsteiger ist um 20.15 Uhr, die Halle öffnet um 19.15 Uhr. Es gibt noch Tickets an der Abendkasse. Vor dem Duell mit der Truppe aus Thüringen sprachen wir mit Keeper Niklas Landin Jacobsen.

Niklas, anstrengende Wochen mit vielen langen Reisen und einem dicht gedrängten Spielplan liegen hinter und vor euch. Behältst du da den Überblick?

Niklas Landin Jacobsen (lacht): Ich weiß auf jeden Fall immer, wer unser nächster Gegner ist. Dann wird es schon schwer. Meines Wissens spielen wir vor Weihnachten noch in Hamburg. Frag’ mich aber nicht, an welchem Tag und erst recht nicht nach der Uhrzeit. Bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit. Wenn mir gesagt wird, ich soll an einem bestimmten Tag um 7 Uhr in Kronau sein und in den Bus steigen, dann bin ich da.

In dieser Saison spielst du mit den Löwen in der Champions League. Da ist der Reisestress größer als in der vergangenen Spielzeit.

Landin Jacobsen: Aber das ist doch nicht schlimm. Ich bin glücklich darüber, so viele Spiele zu haben, denn die Champions League war doch unser großes Ziel. Ich finde es super, dass wir das geschafft haben.

Eure letzte Auswärtsreise führte euch nach Kiel. Hast du die Niederlage im Topspiel schon verkraftet?

Landin Jacobsen: Mittlerweile schon. Aber es hat ein bisschen gedauert, bis ich das verdaut hatte. Am Tag nach dem Spiel in Kiel saßen wir eine Stunde bei der Videoanalyse und unser Trainer Gudmundur Gudmundsson zeigte uns unsere Fehler. Das tat weh. Aber noch viel schlimmer war, dass man auch sehen konnte, dass wir dieses Spiel hätten gewinnen können. Die letzten 15 Minuten waren wir im Angriff aber leider zu schlecht.

Und jetzt müsst ihr im Pokal ausgerechnet noch einmal nach Kiel.

Landin Jacobsen (lacht): Das verstehe ich auch nicht: Es waren doch so viele andere Mannschaften im Lostopf. Aber ich will mich nicht beschweren, sondern sehe dieses Spiel vielmehr als Chance. Jetzt können wir zeigen, dass für uns wirklich ein Sieg in Kiel möglich ist.

Wie bewertest du eure bisherige Bundesliga-Saison?

Landin Jacobsen: Wenn man auf die Tabelle guckt, dann sieht man: zwei Niederlagen, davon einmal in Kiel verloren. Beim THW muss man nicht gewinnen, auch wenn es möglich war. Aber diese zweite Niederlage in Lübbecke tut schon sehr weh. Das war unsere schlechteste Saisonleistung.

Könnt ihr Kiel nicht mehr einholen?

Landin Jacobsen: Das würde ich nicht sagen. Der THW wird auch noch ein paar Begegnungen verlieren. Wichtig ist nur, dass wir unsere Partien gewinnen. Ich bin nach wie vor optimistisch. Wir haben schon viele schwere Auswärtspartien hinter uns und noch zahlreiche Heimspiele vor uns.

In der Bundesliga bestreitet ihr jetzt gegen Eisenach das dritte Heimspiel innerhalb von vier Wochen gegen einen Aufsteiger. Wie geht ihr mit diesen Begegnungen um?

Landin Jacobsen: Wir unterschätzen keinen Gegner, wissen aber, dass wir in diesen Spielen der klare Favorit sind und diese Partien gewinnen müssen. Bislang haben wir das gut gemacht, gegen Emsdetten und den Bergischen HC war zur Pause eigentlich klar, dass wir diese Spiele gewinnen.

Gegen den Bergischen HC habt ihr die zweite Halbzeit zwar verloren, trotzdem fällt in dieser Saison auf, dass ihr viele Spiele sehr hoch gewinnt.

Landin Jacobsen: Als ich zu den Löwen kam, hieß es, dass diese Mannschaft bei einer klaren Führung nur noch das Nötigste machen würde. Davon kann in dieser Saison keine Rede sein. Wir wollten das ändern – und bislang ist uns das gut gelungen. Es reicht ein Blick auf unser Torverhältnis.

Vor dir stehen im Mittelblock meistens zwei Spieler aus dem Trio Gedeon Guardiola, Nikola Manojlovic und Oliver Roggisch. Wie sehr erleichtern sie dir deinen Job?

Landin Jacobsen: Es ist vollkommen egal, wer da vor mir steht von diesen drei Jungs. Jeder hilft mir ungemein, vor allem, weil alle sehr groß sind. Da kommt kaum mal ein Ball über den Kopf des Abwehrspielers Richtung Tor. Die kleinen Spielmacher der Gegner haben es schwer, mit Ausnahme unserer Partie in Berlin. Da hat Bartlomiej Jaszka zu viele Tore gemacht.

Hast du dein ganzes Leben schon im Tor gestanden?

Landin Jacobsen: Ich habe als Dreijähriger mit dem Handballspielen angefangen und mein Trainer hat mich einfach mal ins Tor gestellt. Im Nachhinein habe ich gehört, dass er mich gar nicht so gut als Torwart fand (lacht). Bis ich zwölf Jahre alt war, stand ich zwischen den Pfosten und plötzlich fand ich das total langweilig. Dann habe ein Jahr im Rückraum gespielt und anschließend abwechselnd im Tor und gegen die drei schlechtesten Mannschaften in der Liga im Rückraum. Irgendwann hat mich dann ein Jugendnationaltrainer gefragt: „Bist du Rückraumspieler oder Torwart?“ Von dem Tag an war ich Torwart.

Du hast dir vorgenommen, in dieser Saison mit präzisen Pässen das Gegenstoßspiel der Löwen noch stärker zu machen. Bist du zufrieden?

Landin Jacobsen: Nein, nicht zu 100 Prozent. Das geht noch besser. Mit Patrick Groetzki klappt das schon ganz gut, aber Uwe Gensheimer wird langsam ein bisschen sauer. Ich gucke immer erst nach rechts, wenn ich den Ball habe (lacht).

Im Januar steht die Europameisterschaft in deinem Heimatland an. Die Gedanken daran kannst du wahrscheinlich trotz der vielen Löwen-Spiele nicht ganz verdrängen?

Landin Jacobsen: Es ist doch klar, dass sich ein Handballer auf ein Turnier im eigenen Land freut. Ich hoffe, dass ich den nächsten zwei Monaten richtig stark spiele, damit wir mit den Löwen unsere Partien gewinnen und ich in einer guten Form zur Europameisterschaft komme. Dieses Turnier wird der Höhepunkt in meiner bisherigen Karriere.

Ihr seid Titelverteidiger, Vize-Weltmeister und Gastgeber. Kann es für euch nur ein Ziel geben?

Landin Jacobsen: Ja, wir wollen die Goldmedaille.

Welchen Stellenwert hat die dänische Liga in deiner Heimat?

Landin Jacobsen: Wenn man ein kleiner Junge ist und von einer großen Karriere träumt, dann will jeder nach Deutschland. Das ist doch klar. Vor ein paar Jahren erlebte die dänische Liga einen großen Aufschwung, viele ehemalige Nationalspieler wie Kasper Hvidt und Joachim Boldsen kamen zurück. Ein Weltstar wie Olafur Stefansson spielte in Kopenhagen, Mikkel Hansen ebenfalls. Die dänische Liga war stark, schließlich habe ich da auch gespielt (lacht). Doch momentan geht das Niveau wieder nach unten, neben der Bundesliga gewinnt die französische Liga immer mehr an Attraktivität. Doch das muss für den dänischen Handball kein Nachteil sein.

Wie meinst du das?

Landin Jacobsen: Wir haben sehr viele Talente in Dänemark – und da den Vereinen das Geld fehlt, um Stars einzukaufen, bekommen diese Spieler viel Einsatzzeit. Sie können sich in Ruhe entwickeln. In Deutschland ist so etwas schwieriger, dafür ist die Liga einfach viel zu stark.