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Die Löwen von A bis Z: Alexander Petersson

Vorbildlicher Führungsspieler – Alexander Petersson ist ein Ausnahmekönner, der die anderen Spieler mitzieht. Uns erklärt der Linkshänder seine Sicht auf den Handball von A bis Z.

A wie Athletik: Athletik war immer wichtig für mich, weil ich nicht gerade der Größte war und mir so einen Vorteil über Kraft und Schnelligkeit verschaffen wollte. Man darf hier nicht nachlassen und wo wir früher ohne groß nachzudenken für eine Strandfigur trainiert haben, ist es mittlerweile viel wichtiger, den Körper über die gesamte Muskulatur zusammenzuhalten.

B wie Berlin: Ein wichtiger Schritt in meiner Karriere. 2011 haben wir uns dort von Platz neun auf Rang drei verbessert, uns für die Champions League qualifiziert und diese Position in der Saison 2011/2012 bestätigt. Nach meiner Zeit in Flensburg hat es ein halbes Jahr gedauert, bis wir in dieser Riesenstadt heimisch geworden sind, aber dann hat alles gepasst. Dort gehst du aus dem Haus und bist zum Beispiel in zwei Minuten in einem tollen Café. Aber ich vermisse das nicht unbedingt. In Rauenberg ist es ruhiger und wir fühlen uns dort mit der gesamten Familie richtig wohl.

C wie Champions League: Die Königsklasse ist Last und Lust zugleich. Die zusätzliche Belastung ist nicht zu unterschätzen, aber im Endeffekt überwiegt die Lust daran, sich mit den Besten zu messen und sich auf der europäischen Bühne zu zeigen. Leider konnte ich mich wegen meiner Verletzung in der Königsklasse bis jetzt noch nicht so einbringen, wie ich das möchte, aber ich hoffe auf die zweite Phase in diesem Jahr.

D wie Düsseldorf: Die HSG Düsseldorf war von 2003 bis 2005 meine erste Station in Deutschland. Mein Traum, Handball-Profi zu sein, ist dort wahr geworden. Wir sind als Zweitligist aufgestiegen und haben dann die Klasse gehalten. Ich hatte dort als Neuling gleich viele Spielanteile und konnte mich gut entwickeln. Ich würde diesen Weg über die zweite Liga deshalb auch jedem jungen Spieler empfehlen. Allerdings hatte ich dort ein viel härteres Training erwartet. In Island hatten wir intensiver geübt.

E wie Eivor: Meine Frau ist die zweite Hälfte von mir und hat mich immer unterstützt. Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Wenn du jung bist, ist es okay, ungebunden zu sein. Aber irgendwann brauchst du eine Frau und eine Familie, um einen Halt zu haben und damit dein Leben in die richtige Richtung geht. Sie und ihre Familie haben mich neben der Nationalmannschaft auch zu einem richtigen Isländer gemacht.

F wie Flensburg: Ich bin 2005 von Großwallstadt nach Flensburg gewechselt und mein erstes Jahr bei der SG habe ich in guter Erinnerung. Danach musste ich an der Schulter operiert werden und habe fast sechs Monate pausiert. Dann kam Trainer Per Carlen mit seinem Sohn Oscar und ich hatte immer weniger Spielanteile. Also war es Zeit, im Sommer 2010 zu wechseln. Aber auch solche Dinge prägen einen Spieler und ich kann heute jungen Spielern aus eigener Erfahrung berichten, dass im Profi-Geschäft nicht immer nur die Sonne scheint.

G wie KR Grótta: Mein erster Verein, nachdem ich Lettland verlassen hatte. Ich dachte, ich bin jetzt Profi, aber ich musste nebenher noch bei einer Firma arbeiten, die Zelte verliehen, aufgebaut und repariert hat. Wir mussten beispielsweise früh morgens Zelte aufbauen, abends ging es ins Training und ich habe mit einem anderen lettischen Handballer bei einer Familie gelebt. Der hatte nach ein paar Monaten genug, aber ich bin geblieben und das hat mich geprägt. Ich spüre heute noch den Wind, wenn wir am Meer entlang gejoggt sind. Das waren harte, aber gute Zeiten.

H wie Humor: Man muss immer Spaß an seiner Arbeit haben. Vor allem in Island ging es nicht ohne Spaß und Humor, weil wir da kaum Geld verdienten. Ich selbst war anfangs eher zurückhaltend, aber spätestens seit Flensburg klappt es auch mit der Sprache ganz gut und deshalb mache ich auch mal gern einen Spruch.

I wie Island: Island wird mit jedem Jahr mehr zu meiner Heimat. Auf Island kennen sich alle und sind freundlich zu einem. Man spürt einen unglaublichen Rückhalt, wenn man etwas geleistet hat. Wenn es in Deutschland dunkel und kalt wird, erinnert mich das fast ein wenig an Island – aber zum Glück wird es hier schneller wieder warm.

J wie Jugend: Ich habe in Riga, wo ich geboren wurde, Fußball gespielt bis ich elf war und nach zwei Jahren Pause dann in der Schule mit Handball begonnen. Ein Lehrer hat mich dann für eine Auswahlmannschaft vorgeschlagen und die Aussicht, ein Turnier in Prag zu spielen, hat mich total motiviert. Mit dem Sport mehr von der Welt zu sehen, hat mich immer angetrieben und mich vor Dummheiten bewahrt, während einige Freunde richtig abgerutscht sind.

K wie Köln: Das Final Four der Champions League ist ein Wettbewerb, zu dem ein Handballer nicht oft kommt. Mit Berlin war ich schon einmal dort, mit den Löwen wäre es ein Traum, das nochmal zu schaffen. Ich denke acht bis zwölf Mannschaften haben die Chance, nach Köln zu kommen. Dazu gehören auch wir, aber da müssen auch die Auslosung und die Tagesform passen.

L wie Linkshänder: Ich mache sonst alles mit rechts, vielleicht hat es damit zu tun, dass in der früheren Sowjetunion die Linkshänder in der Schule umerzogen wurden. Aber im Handball war es dann natürlich ein Vorteil für mich – auch wenn es immer heißt, Linkshänder haben eine Macke.

M wie Meisterschaft: Dieser Titel fehlt mir noch, vor allem in Deutschland ist die Meisterschaft natürlich unheimlich viel wert und ein Traum für jeden Profi. Langsam läuft mir die Zeit davon, aber man muss sich seine Träume erhalten.

N wie Nationalmannschaft: Ein schwieriges Thema. Natürlich hätte ich nach dem Abschneiden bei der WM gerne wieder geholfen, und ich stand und stehe immer in Kontakt mit Trainer Aron Kristjánsson. Aber mit dem Spielrhythmus bei einer EM hätte ich nach meiner Schulter-Operation wohl wieder viel von dem kaputtgemacht, was ich gerade aufbaue.

O wie Odyssee: Ja, ich bin mit dem Handball schon viel herumgekommen, aber einen Zielhafen habe ich noch nicht im Blick. Vielleicht bleiben wir später mal in Deutschland, schließlich sind meine beiden Kinder hier zur Welt und in die Schule gekommen. Vielleicht gehen wir nach Island zurück – aber das ist momentan noch kein Thema.

P wie Peking: Die Silbermedaille von Peking war sicher der Höhepunkt in meiner bisherigen Laufbahn. Leider habe ich mich da auch verletzt und musste später an der Schulter operiert werden. Aber auf dieses Turnier werde ich natürlich immer gerne zurückblicken.

Q wie Qualität: Wenn man etwas älter wird, merkt man, wie wichtig Qualität in vielen Bereichen wird. Früher sind wir beispielsweise oft mit billigen Möbeln umgezogen, heute wollen wir Dinge, die einen bleibenden Wert haben, auch wenn man zunächst etwas investieren muss.

R wie Riga: Meine Geburtsstadt ist immer noch in meinem Herzen. Leider war ich zuletzt viel zu selten dort. Besuche dort sind fast etwas stressig, weil man dann bei vielen Leuten vorbeischauen muss. Aber ich komme immer gerne nach Hause.

S wie Schnelligkeit: Das Tempo im Handball hat extrem zugenommen. Früher konntest du dich über ein Tor freuen und locker zurücklaufen, heute geht es sofort weiter. Du musst schnell auf den Beinen und schnell im Kopf sein. Auch hier bin ich sicher noch nicht am Ende meiner Entwicklung.

T wie Trikotnummer: 23, 25, 27, 30 und 32. Ich habe die Trikotnummer nach einem Vereinswechsel immer mit Blick auf mein Alter gewählt. Was als nächstes kommt? Vielleicht schaffe ich die 40 noch. Olafur Stefansson hat auch bis 39 gespielt.

U wie Urlaub: Wenn keine Heimatbesuche anstehen, sind wir in unserer Familie absolute Sonnen-Typen. Aber die Kinder haben zuletzt im Schwarzwald mit dem Skifahren begonnen. Vielleicht geht ja bald Sonne und Schnee im Wechsel.

V wie Vorfahren: Ich wurde in Lettland oft auf meinen Nachnamen angesprochen. Wir haben wohl schwedische Vorfahren und auch einmal versucht, das nach zu verfolgen. Weiter als bis zu meiner Oma sind wir aber nicht gekommen.

W wie Wurfarm: Mein Wurfarm und ich waren zuletzt keine dicken Freunde. Vielleicht war er etwas eingeschnappt, weil ich mich zuletzt nicht gut genug um ihn gekümmert habe. Aber ich arbeite daran, dass wir wieder ein richtig gutes Paar sind.

X wie X-treme: Extremsportarten haben mich schon immer fasziniert, ich liebe Dinge, bei denen man seine Angst überwinden muss und das Adrenalin spürt. Ich hoffe, meine Kinder nehmen sich da kein Beispiel an mir.

Y wie Yoga: Habe ich noch nicht ausprobiert, aber zum Entspannen reichen mir einfache Dinge. Zuhause habe ich einen bequemen Sessel mit Fußlehnen. Etwas Leckeres zu essen, dann in den Sessel und etwas einnicken – das reicht mir eigentlich, um etwa zwischen zwei Trainingseinheiten abzuschalten.

Z wie Ziele: Wenn du keine Ziele mehr hast, kannst du aufhören. Aktuell ist mein Ziel natürlich, wieder ganz gesund zu werden und zu zeigen, dass ich keinesfalls zu alt bin und mich noch niemand abschreiben darf. Privat wünsche ich mir Glück und Ruhe für meine Familie.