Veröffentlichung:

Die Löwen von A bis Z: Uwe Gensheimer

In Mannheim geboren, im Stadtteil Friedrichsfeld aufgewachsen – kein Wunder, dass die Kombination Uwe Gensheimer und Rhein-Neckar Löwen ideal zusammen passt. Er ist nicht nur Kapitän, sondern auch Publikumsliebling und Leistungsträger. Uns verrät er seine Sicht auf den Handball von A bis Z.

A wie Achillessehnenriss: Die schwerste Verletzung, die ich bislang in meiner Karriere hatte. Es war nicht immer einfach in der Reha, weil man dann auch immer ein bisschen ein Einzel- und kein Mannschaftssportler mehr ist. Andererseits versuche ich das Positive aus dieser Zeit in den Vordergrund zu stellen. Ich konnte viel für mein Studium machen, weil ich meinen eigenen Trainingsplan hatte – und mit dem Sieg im EHF-Cup fand die Leidenszeit ja auch noch ein richtig gutes Ende (lacht).

B wie BWL-Studium: Es ist wichtig für mich, neben dem Profisport noch etwas anderes zu machen und etwas mit anderen Leuten außerhalb des Handballs zu tun zu haben. Ich habe mich schon immer für junge aufstrebende Unternehmer interessiert, deswegen passt dieses Studium an der SRH-Hochschule in Heidelberg gut zu mir. Wenn ich im normalen Trainingsbetrieb stecke, ist es allerdings nicht möglich, in alle Vorlesungen zu gehen. Es wird daher schwer, in der Regelstudienzeit zu bleiben (lacht). Aber das war auch nie beabsichtigt. Wichtig ist mir, dass ich das Studium während meiner Karriere abschließe, damit ich etwas in der Hand habe, auf das ich aufbauen kann.

C wie Champions League: In diesem Wettbewerb wollen wir immer spielen, denn die Königsklasse ist einfach das Größte. Dort messen sich die besten Mannschaften der Welt. Mit den Löwen haben wir in der Champions League gute Erfahrungen gemacht: Immerhin standen wir schon zwei Mal im Halbfinale. Nicht zuletzt war die Final-Four-Teilnahme in Köln 2011 ein schönes und unvergessliches Erlebnis, gerade auch für mich persönlich mit der Ehrung zum Torschützenkönig.

D wie Debüt: Mein erstes Bundesligaspiel bestritt ich gegen die SG Flensburg-Handewitt in der Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle. Ich bin diese Premiere mit jugendlicher Unbekümmertheit angegangen. Aber als ich auf der Platte stand, schlotterten dann doch ein bisschen die Knie.

E wie EHF-Cup: Der erste Titel für die Löwen und auch für mich der erste große Triumph mit einer Vereinsmannschaft. Dass ich mir in diesem Wettbewerb erst einen Achillessehnenriss zugezogen und dann ein paar Monate später im Finale zehn Tore gemacht habe, macht diese ganze Geschichte noch unglaublicher. Ich habe ja schon oft genug betont, wie viel mir dieser Titel mit dieser Mannschaft bedeutet.

F wie Friedrichsfeld: (lacht) Meine sportliche Heimat. Der TV Friedrichsfeld war mein erster Verein, mit dem ich viele gute Erinnerungen verbinde und bei dem ich noch immer viele Freunde habe. Der Verein liegt mir nach wie vor noch sehr am Herzen, aber es ist aufgrund unseres dicht gedrängten Spielplans mit drei Wettbewerben fast nicht möglich, auch mal wieder persönlich in der Halle vorbeizuschauen.

G wie Geduld: Für mich ist es mittlerweile nichts Außergewöhnliches mehr, dass ich nach unseren Spielen ein gefragter Mann bin. Ich erfülle gerne jeden Autogrammwunsch oder posiere für Fotos. Die Fans sind mir sehr wichtig, denn sie haben mir in den vergangenen Jahren auch viel gegeben.

H wie Handballer des Jahres: Das bin ich zum dritten Mal in Folge geworden – und immer wieder freue ich mich riesig darüber. Das ist einfach eine tolle Auszeichnung, die ich als Anerkennung meiner Leistung sehe. Gleichzeitig ist diese Ehrung aber auch ein Ansporn für mich, ein noch besserer Spieler zu werden.

I wie Ikea: Oh, da habe ich eher weniger Geduld, wenn ich Möbel aufbauen muss (lacht). Wenn ich da eine Schraube falsch verbaue, kann ich schnell auch mal die Beherrschung verlieren. Da kriege ich mich dann auch schon mal mit meiner Freundin Sandra in die Haare, weil ich auf so etwas dann echt keine Lust mehr habe.

J wie Jugend: Es war nicht immer einfach, die Schule und den Sport unter einen Hut zu bekommen. Als ich 2003 den TV Friedrichsfeld verlassen habe, war das schon eine besondere Situation. Denn ich wechselte nicht nur zur SG Kronau/Östringen, sondern auch die Schule. Dann kamen die Jugend- und Junioren-Nationalmannschaft, Spiele mit der A-Jugend, in der Regionalliga und ab Winter in der ersten Herren-Mannschaft dazu. Letztendlich musste ich die elfte Klasse wiederholen, was im Nachhinein aber der richtige Schritt war. Wie gesagt, wenn man Profisportler werden und erfolgreich sein will, ist es nicht einfach. Dann muss man auch mal Opfer bringen und auf Dinge verzichten, die der eigene Freundeskreis machen kann. Ich war am Wochenende eben meistens in irgendeiner Halle zu finden. Ich bin allerdings der Auffassung, dass sich das ausgezahlt hat (lacht).

K wie „Kretzsche“: Eines der größten Gesichter im deutschen Handball. Stefan Kretzschmar hat vor meiner Zeit die Linksaußenposition geprägt und es macht mich stolz, wenn er mich lobt und meine Spielweise ihm gefällt.

L wie Lawrow: Er war 2004 nur ein paar Monate bei uns, aber die Zeit mit Andrei Lawrow war toll. In meiner Karriere habe ich bislang schon mit vielen großen Stars in einer Mannschaft spielen dürfen, von jedem habe ich etwas gelernt. Andrei hat zum Beispiel viel von seiner Erfahrung an mich weitergegeben. Ich habe schon immer den Dialog mit unseren Torhütern gesucht, um von ihnen zu erfahren, wie sie meine Würfe und meinen Bewegungsablauf sehen und was sie daraus deuten. Als Andrei bei uns war, bin ich noch ein junger Kerl und er ein Star gewesen. Trotzdem war er sich nach dem Training nicht zu schade, sich noch ins Tor zu stellen, wenn ich noch ein paar Würfe aus-probieren wollte.

M wie Mannschaftskapitän: Es ist immer ein tolles Gefühl, die Mannschaft als Kapitän aufs Feld zu führen. Und noch besser war das Erlebnis, den EHF-Pokal als Löwen-Kapitän in Empfang zu nehmen und in die Höhe zu strecken.

N wie Nationalteam: Es war immer ein Traum von mir, in der deutschen Nationalmannschaft zu spielen. Das ist einfach eine große Ehre. Auch wenn wir zuletzt mit der DHB-Auswahl nicht ganz so erfolgreich waren, bin ich davon überzeugt, dass auch wieder gute Zeiten auf uns zukommen. Wir haben eine Mannschaft, die in Zukunft wieder Erfolg haben kann.

O wie Oleg Velyky: Für alle in der großen Handball-Familie war es ein Schock, dass er 2010 seinen Kampf gegen den Krebs verloren hat und viel zu früh gestorben ist. Oleg war ein begnadeter Instinkt-Handballer, mit dem ich selbst bei den Löwen zusammenspielen durfte. Keine Frage: Wir alle werden ihn nie vergessen.

P wie Privatleben: Die wenige Freizeit genieße ich mit meiner Familie und mit Sandra. Mir sind die Menschen in meinem privaten Umfeld sehr wichtig. So habe ich mich ja auch vor meiner Vertragsverlängerung bei den Löwen lange mit Sandra ausgetauscht.

Q wie Qualität: Qualität kommt von Quälen – das hat mir schon ein Jugendtrainer vor vielen Jahren gesagt. Wenn man im Sport etwas erreichen will, muss man auch was dafür tun, damit man das Ziel erreicht. Insofern ist die Saisonvorbereitung traditionell sehr anstrengend und nicht immer besonders schön – aber es gehört als Bundesliga-Handballer eben auch dazu, den inneren Schweinehund zu überwinden und Grenzen auszuloten.

R wie Rückennummer: Die 3 war meine erste Nummer, seitdem ziehe ich das mit ihr durch und habe zu ihr auch schon eine Verbindung aufgebaut (lacht). Es läuft ja auch ganz gut. Deswegen gibt es keinen Grund, etwas zu ändern.

S wie Socken: Ein spannendes Thema. Unser kleines Startup-Unternehmen UANDWOO läuft ganz gut. Es macht Spaß, dieses Projekt zusammen mit meinen Geschäftspartnern Andy Schmid und Marko Vukelic voranzutreiben, denn es passt ganz gut als Ergänzung zu meinem Studium. Auch beim Versand packen Andy und ich selbst mit an, wir verpacken Socken bei ihm im Keller. Total-Quality-Management wird bei uns ganz groß geschrieben (lacht).

T wie Torschützenkönig: War ich in der Bundesliga und in der Champions League jeweils einmal. Um das zu werden, braucht man gute Mitspieler, die einen in Szene setzen. Das gilt gerade für einen Außenspieler wie mich. Mir bedeutet es sehr viel, sowohl in der Champions League als auch in der Bundesliga Torschützenkönig gewesen zu sein. Denn in beiden Wettbewerben muss man seine Leistung über eine ganze Saison gegen starke Gegner hinweg bringen.

U wie Uli Roth: Der ist mittlerweile ein guter Freund von mir. Holger Löhr, Matthias Rohr, Uli Roth und ich haben zusammen mit unseren Frauen und Freundinnen eine kleine Gourmet-Runde. Wir gehen immer mal wieder gemeinsam essen und haben dabei richtig viel Spaß.

V wie Vereinstreue: Das trifft dann wohl auf mich zu (lacht). Seit meinem Abschied vom TV Friedrichsfeld bin ich den Löwen treu geblieben. Es gab einfach nie irgendeinen Grund, den Klub zu verlassen. Das ist ein toller Verein, der meinem eigenen Anspruch gerecht wird, auf allerhöchstem Niveau Handball zu spielen.

W wie Wurfvarianten: Schon in meiner Jugend hatte ich mir in den Kopf gesetzt, auf dem Feld kreativ zu sein. Ich wollte Dinge beherrschen, die nicht jeder kann und mich von der Masse absetzen. Gerade als Außenspieler muss man bei seinen Würfen sehr variantenreich sein, damit man nicht so leicht auszurechnen ist.

X wie Xavier Naidoo: Ich hoffe, ihn irgendwann als Werbeträger für UANDWOO gewinnen zu können. Er ist eines der größten und prominentesten Gesichter der Rhein-Neckar-Region und vertritt Mannheim nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Kurzum: Xavier Naidoo ist einfach ein toller Repräsentant.

Y wie Youngster: Zur neuen Saison kommen wieder ein paar junge Spieler zu uns, auf die ich sehr gespannt bin und auf die ich mich freue. Schon in der Vergangenheit haben wir gezeigt, dass wir mit diesem Kurs recht erfolgreich sein können. Man denke nur an Niklas Landin oder Kim Ekdahl Du Rietz. Die beiden waren ja auch noch nicht sonderlich alt, als sie zu uns kamen. Ich denke, dass die Löwen ein toller Verein sind, um sich hier auf hohem Niveau weiterzuentwickeln.

Z wie Zweite Liga: Die war für mich wichtig. Die Zweite Liga hat mir geholfen, mich im Herren-Bereich zu etablieren. Ich bin davon überzeugt, dass es für jeden jungen Spieler wichtig ist, die Liga, in der er spielt, zu dominieren. Ich habe erst in der Regionalliga meine Leistung gebracht, dann in der Zweiten Liga und danach den Schritt in die Bundesliga gemacht. Mir hat das auf jeden Fall nicht geschadet.