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Die Löwen von A bis Z: Gedeón Guardiola

Gedeón Guardiola ist ein zentraler Spieler im Deckungssystem der Rhein-Neckar Löwen, bei denen er noch bis Sommer 2016 unter Vertrag steht. Uns verrät der Weltmeister aus Spanien seine ganz persönliche Sicht auf den Handball von A bis Z.

A wie Abwehr: Im Handball will natürlich jeder ein Tor erzielen, aber die Abwehrarbeit macht mir auch jede Menge Spaß und auch in der Nationalmannschaft ist das inzwischen die Position, auf der ich am meisten zum Zug komme. Ich mag den Körperkontakt, den Kampf mit dem gegnerischen Kreisläufer. Aber das ist nicht nur eine körperliche Angelegenheit. Abwehrarbeit hat auch viel mit dem Kopf zu tun. Ich kann zum Beispiel dem Torwart mit einem guten Blockspiel helfen und wir schauen natürlich auch viel Video und stellen uns auf die gegnerischen Angreifer ganz individuell ein.

B wie Bundesliga: Für mich die beste Liga der Welt – vor allem wegen der Leistungsdichte. Alle Spieler sind topfit, körperlich extrem gut ausgebildet und es wird alles in vollem Tempo gespielt. Im ersten Jahr musste ich mich wirklich an diese Umstände gewöhnen, in Spanien hatten wir ein viel größeres Leistungsgefälle und es wurde auch nicht so intensiv trainiert. Aber im zweiten  Jahr wusste ich, woran ich bin, und habe mich ebenfalls weiterentwickelt. Ich kann der Mannschaft immer besser helfen.

C wie Champions League: Das war meine erste Saison in der Königsklasse, ein Erlebnis für jeden Handballer. Allerdings hatte ich in der Vorrunde ein gleichmäßigeres Niveau erwartet, der Aufwand und die Zusatzbelastung kamen aber dennoch hinzu.

D wie Deutschland: Ich fühle mich sehr wohl in Deutschland, besonders hier im Südwesten ist das Wetter ja fast wie in Spanien – na ja, vielleicht nicht ganz so warm (lacht). Aber meine Frau und ich haben uns hier gut eingelebt und schätzen auch die deutsche Küche. Spätzle, Schnitzel oder Flammkuchen – auch wenn der jetzt nicht gerade aus Deutschland kommt. Auch mit der Sprache klappt es immer besser. Wenn es um Handball-Deutsch geht, kann mir keiner etwas vormachen.

E wie Europameisterschaft: Mit Platz drei bei der vergangenen EM in Dänemark können wir zufrieden sein. Eine Medaille bei einer Europameisterschaft ist immer ein Erfolg, weil so viele starke Mannschaften am Start sind. Und vor zwei Jahren bei der EM in Serbien haben wir das Spiel um Platz drei gegen Kroatien noch verloren. Umso besser, dass wir den Spieß nun umdrehen konnten. Das hatten wir nicht zuletzt unserer starken Abwehr zu verdanken, die wohl zu den besten Defensivreihen überhaupt gehört.

F wie Finca: Ja, ich habe gehört, dass viele Deutsche von einer Finca auf Mallorca oder in Spanien als Ferienhaus träumen. Wenn ich mir eine Finca aussuchen könnte, sollte sie am besten in Andalusien stehen, einen Swimming-Pool haben und inmitten von Olivenbäumen stehen. Dann könnten wir auch gleich unser eigenes Öl machen.

G wie Gegenstoß: Im Moment mein einfachster Weg, um zu Toren zu kommen. Sogar in der Nationalmannschaft musste ich zuletzt immer wieder Gegenstöße laufen, wenn die anderen von ihren Angriffspositionen werfen durften. Genug Ausdauer sollte ich also haben. Allerdings muss ich mehr auf die Abpraller aufpassen und darf mich nicht zu früh auf den Weg machen. Hier mache ich ab und zu noch Fehler, das muss besser werden.

H wie Handball: Als kleiner Junge habe ich es auch mit Futsal und Karate versucht, aber seitdem ich neun Jahre alt war, gab es eigentlich nur noch Handball. Mit 15 habe ich dann schon in der ersten Mannschaft gespielt. In meinem Heimatort Petrer hat Handball eine große Tradition, Fußball spielt dort gar keine Rolle. In meiner Freizeit fahre ich gerne Mountainbike oder spiele mal eine Runde Tennis – aber nur zum Spaß.

I wie Iberische Halbinsel: Tja, dort liegt Spanien, das in meinen Augen beste Land der Welt . . .(lacht). Wir haben dort tolles Wetter, die besten Strände, gutes Essen, schöne Restaurants und die Leute sind entspannt. Deshalb versuche ich immer, wenn es geht, einen Abstecher nach Spanien zu machen. Leider drückt momentan immer noch die wirtschaftliche Lage auf die Stimmung. Spanier sind eigentlich nicht so traurige Typen. Aber ich hoffe, dass es in nächster Zeit wieder bergauf geht.

J wie Juan Carlos: Ich durfte den scheidenden König einmal kennenlernen, als er vor London 2012 die spanische Olympia-Mannschaft verabschiedet hat.

K wie Kreisläufer: In Petrer habe ich eigentlich als Rückraumspieler begonnen und durfte auf Halblinks Tore werfen. Als ich später in Valencia war, ist unser Kreisläufer ausgefallen und der Trainer hat mich – vielleicht auch wegen meiner Größe – an den Kreis gestellt. Das hat gleich gut funktioniert. Ich mag die Position, die Enge, den Kontakt. Man muss sich durchsetzen können. Hier kann ich auch viel von Bjarte Myrhol lernen, der viel kleiner als ich, aber kaum zu halten ist.

L wie Logroño: In Logroño, wo der Klub Natur-house La Rioja beheimatet ist, habe ich zwar nur ein Jahr bis 2009 gespielt, habe dort aber sehr viel gelernt. Das Training dort war sehr modern, es wurde schon sehr viel mit Video gearbeitet. Ich konnte mich dort auch als Kreisläufer sehr gut weiterentwickeln und da Logroño mitten in einem Weinbaugebiet liegt, konnte man dort auch sehr gut leben.

M wie Manojlovic, Nikola: Wir zwei versuchten in der abgelaufenen Saison in der Abwehr eine Mauer zu bilden, das war unser Job. Von Nikola konnte ich sehr viel lernen, weil er viel Erfahrung hat. Wir verstanden uns in manchen Situationen blind, redeten aber auch viel miteinander und schauten bei der Videoanalyse sehr genau und gemeinsam hin, um Lösungen gegen den Gegner zu finden.

N wie N-Lübbecke: Tja, gegen diesen Gegner hatten wir im Hinspiel der zurückliegenden Spielzeit nicht unseren besten Tag erwischt. Diese Niederlage tut uns heute noch weh.

O wie Olé: Wenn Freunde aus Spanien zu Besuch sind, lachen sie immer, wenn sie in der Halle sind, ich ein Tor werfe und die Fans „Olé“ rufen. Klar, ist das ein Klischee, aber es gehört wohl irgendwie zu Spanien dazu und ist einfach Spaß. Ich habe kein Problem damit.

P wie Petrer: In meiner Heimatstadt sind mein Bruder Isaias und ich tatsächlich so etwas wie Prominente. Die Leute haben unsere Karriere immer verfolgt und freuen sich, wenn wir nach Hause kommen. Sie erzählen uns dann immer, wo sie uns im Fernsehen gesehen haben und wie stolz sie auf uns sind. Nach der WM haben sie sogar einen großen Empfang organisiert. Es ist schön, wenn man nicht vergessen wird und etwas zurückgeben kann. Ich war zuletzt im vergangenen Sommer in Petrer, in der Winterpause hat leider die Zeit nicht gereicht.

Q wie „Que?“: Das war meine Standard-Vokabel in meinen ersten Wochen bei den Löwen. Ich musste immer Tomas Svensson „Was?“  fragen, wenn der Trainer etwas erklärt hat. Die deutsche Sprache unterscheidet sich sehr vom Spanischen, aber mittlerweile klappt es ganz gut – auch wenn ich vor Interviews oder Mikrofonen noch immer großen Respekt habe. Ich nehme heute noch regelmäßig Sprachunterricht und im Alltag komme ich mittlerweile bestens durch.

R wie Rivera, Valero: Rivera ist ein Trainer alter Schule. Er legt sehr viel Wert auf Disziplin, bei ihm geht es fast etwas militärisch zu. Wenn er im Training spricht, hat kein anderer etwas zu melden, mit Spaß hat das nicht allzu viel zu tun (lacht). Aber die Erfolge sprechen für ihn, er weiß eigentlich immer eine Lösung. Mit ihm zu arbeiten, war eine wichtige Erfahrung.

S wie San Antonio: Bevor ich zu den Löwen kam, habe ich dort die letzten drei Jahre in Spanien gespielt. Ich hatte dort sehr viele Anteile im Angriff und in der Abwehr. Leider habe ich keine guten Erinnerungen an meinen Abschied aus San Antonio. Um zu den Löwen wechseln zu können, bin ich dem Klub auch finanziell ein gutes Stück entgegengekommen und hätte noch etwas zurückzubekommen. Dann ist der Verein pleite gegangen und mein Geld war weg. Kein schönes Ende einer ansonsten schönen Zeit.

T wie Teucro: Die dritte Station in meiner Karriere. Ich habe dort drei Jahre gespielt. Im ersten Jahr hatte ich als 19-Jähriger wenige Einsätze, wir spielten damals noch in der Zweiten Liga. Nach dem Aufstieg konnte ich mich dann mehr einbringen und habe von dieser Station profitiert.

U wie Urlaub: Wenn es um Urlaub geht, bin ich ein absoluter Strand-Typ, das ist bei uns Spaniern wohl so. Ab ans Meer und ein Sonnenbad, da bin ich sofort dabei. Aber ich möchte natürlich auch noch etwas von der Welt sehen. Im vergangenen Jahr war ich mit meiner Frau in New York, Italien und die Karibik stehen auch auf der Liste. Aber der Strand bei Alicante ist immer erste Wahl.

V wie Valencia: Meine erste Station nach Petrer und für unsere Eltern war es natürlich eine schwierige Entscheidung, meinen Bruder Isa und mich als 16-Jährige in eine andere Stadt ziehen zu lassen. Aber im Rückblick war es genau die richtige Entscheidung. Ich glaube, die Jahre in Valencia haben uns genau das mitgegeben, um jetzt Profis zu sein. Außerdem ist Valencia eine sehr schöne Stadt.

W wie Weltmeister: 2013 habe ich mir mit diesem Titel wie alle meine Mitspieler einen Traum erfüllt. Diesen Erfolg nimmt mir keiner mehr. Besonders schön war es natürlich, dass wir die WM im eigenen Land gewinnen konnten.

X wie XXL: Bei meiner Körpergröße von 1,99 Meter sollte natürlich alles etwas größer sein. Ich habe mir gerade den Kopf in einem Parkhaus angestoßen, weil dort die Leuchtröhren so tief hingen. Auch im Flugzeug ist das manchmal ein Problem. Nicht bei der Lufthansa – die sind offenbar große Leute gewohnt, aber bei Iberia weiß ich nie, wo ich die Beine hintun soll. Auch in manchen Hotels ist es schwierig, besonders unbequem war es im Olympischen Dorf von London. Deshalb achte ich nicht zuletzt bei Autos darauf, dass ich immer genug Kopffreiheit habe.

Y wie „ya cuarto“: „Viertel nach“ ist in Spanien kein Problem. Wenn Du sagst, „wir treffen uns um drei“, kommst du eben Viertel nach oder um halb vier. In Deutschland wird dagegen tatsächlich viel Wert auf Pünktlichkeit gelegt und außerdem haben wir einen Strafenkatalog in der Mannschaft. Wer unpünktlich ist, muss zahlen. Und da hört der Spaß auf (lacht).

Z wie Zwilling: Es schon etwas Besonderes einen Zwilling zu haben, bis wir ungefähr zwölf Jahre alt waren, mussten wir auch immer das Gleiche anziehen. Das hat irgendwann schon etwas genervt. Aber wir verlieren nie die Bindung, auch wenn wir mal eine Zeit lang auseinander sind. Und wenn Isaias eine Verletzung hat, zwickt es mich meistens an derselben Stelle. Viele lachen darüber, aber das ist wirklich so.