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„Rutsche“ ist zurück

Der 31-jährige Schlussmann freut sich auf ein weiteres Jahr bei den Löwen

Bastian Rutschmann Bastian Rutschmann kehrt nach neun Jahren zu den Rhein-Neckar Löwen zurück. „Ich habe den Löwen auf der Brust“, sagt der 31-Jährige. Das sagt er nicht nur, weil auf seinem Trainingsshirt ein gelber Löwe platziert ist. Das sagt er, weil er es so meint, so empfindet. Und das sagt er, weil er schon mal drei Jahre ein Löwe war und weil er im Herzen irgendwie auch immer ein Löwe geblieben ist. Auch wenn es in den Zwischenjahren, in denen er Shirts mit anderen Vereinslogos trug, Spiele gab, in denen er es den Löwen ziemlich schwer gemacht hat. Etwa im September 2009, als die Badener im DHB-Pokal in Bittenfeld erst nach Verlängerung mit 33:32 gewannen, Rutschmann hielt 23 Bälle. Oder im April 2012, als er in zwei engen Halbfinal-Duellen mit Frisch Auf Göppingen gegen die Löwen ins Endspiel um den EHF-Pokal einzog.

Rutschmann, der aus Karlsruhe stammt, spielte von 2002 an drei Jahre für die SG Kronau-Östringen, wie die Rhein-Neckar Löwen damals noch hießen. In der Zweiten Liga, in der Bundesliga, dann wieder in der Zweiten Liga. Im Frühjahr 2005 stieg er, der damals schon mit Uwe Gensheimer zusammenspielte, ein zweites Mal mit den Badenern auf – und ging.

Er wäre gerne geblieben, denn er hatte damals schon das Gefühl, dass aus den Löwen mal ein richtiger guter Verein wird. Doch die Löwen verpflichteten im Sommer 2005 mit dem Polen Slawomir Szmal einen Weltklassemann. Rutschmann war plötzlich nur noch Torwart Nummer drei und es war klar, Spielpraxis würde er bei den Badenern nicht viel bekommen. Aber als junger Torwart brauchte „Rutsche“ viel Spielpraxis. Also wechselte der gebürtige Karlsruher zur HG Oftersheim/Schwetzingen. „Natürlich war ich damals traurig“, erzählt der 31-Jährige, „aber für meine persönliche Entwicklung war der Weggang ein wichtiger Schritt“.

Es war der Beginn einer Reise quer durch die Republik. Oftersheim/Schwetzingen, Wilhelmshaven, Bittenfeld, Göppingen, zuletzt ein halbes Jahr in Balingen-Weilstetten. Und es war auch der Beginn eines Aufstieges, der ihn zwischenzeitlich zurück in die Zweite Liga führte, und nun für ein Jahr zu einem der besten Vereine in Handball-Deutschland. „Es ist für natürlich unglaublich toll, zu solch einer Mannschaft zu kommen“, sagt Rutschmann. Er meint das nicht nur aufs Menschliche bezogen. Er meint das auch auf die Erfolge bezogen.

Und es ist natürlich auch eine Rückkehr in die Gegend, in der er aufgewachsen ist. Rund 30 Kilometer Anfahrt hat Rutschmann, der seine ersten handballerischen Schritte bei der HSG Ettlingen-Bruchhausen machte, zum Löwen-Trainingszentrum nach Kronau. Die Wohnung in Göppingen, wo er noch bis 2016 unter Vertrag steht und wohin er kommenden Sommer zurückkehren wird, hat er behalten – übrigens in Nachbarschaft zu Nationalspieler Manuel Späth und dem Ex-Löwen Zarko Sesum. Momentan bewohnt er, sozusagen als Zwischenmieter, eine Etage im Haus seiner Eltern in Karlsruhe.

Rutschmann möchte nun versuchen, seine in den neun Zwischenjahren gewonnene Erfahrung einzubringen. Er weiß, dass die Löwen mit Niklas Landin einen sehr guten, „wenn nicht den weltbesten“ (Rutschmann) Torwart haben, er weiß, dass er sich hinten anstellen muss, er weiß aber auch, dass er noch einiges von dem Dänen lernen kann. „Es wäre vermessen, sich mit ihm auf eine Stufe zu stellen. Ich versuche, ihn zu unterstützen, wenn er mal eine Pause braucht“, sagt Rutschmann. Mit Erstaunen hat er die Auftritte von Landin in der Vorsaison verfolgt, etwa in den Partien der VELUX EHF Champions League gegen Kielce oder Barcelona. Nun hofft er selbst auf Einsätze in der Königsklasse – mit dem Löwen auf der Brust.