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„Wir brauchen noch Zeit“

Kim Ekdahl du Rietz im Interview

Mit Frisch Auf Göppingen treffen die Löwen am Mittwoch auf die einzige noch ungeschlagene Mannschaft der Liga. Kim Ekdahl du Rietz gibt einen Ausblick auf das Derby, den Start der VELUX EHF Champions League und erklärt warum auch die Löwen noch Zeit brauchen.

Kim, nach der jüngsten 23:24-Niederlage beim Bergischen HC hattet ihr wegen der Länderspielpause rund eineinhalb Wochen Auszeit in der Liga. Wie fällt deine Bilanz des ersten Saisonabschnitts aus?

Kim Ekdahl Du Rietz: Wir hatten eigentlich schon gehofft, dass wir alle sechs Spiele gewinnen können. Schließlich hatten wir einen guten Spielplan zum Auftakt und Gegner, die wir alle schlagen können. Fünf Siege aus sechs Spielen sind jetzt natürlich nicht schlecht, aber die Niederlage beim Bergischen HC war natürlich vermeidbar.

Ihr habt die Partie sicher analysiert. Was ist in Wuppertal schief gelaufen?

Ekdahl Du Rietz: An der Abwehr hat es sicher nicht gelegen. 24 Gegentore sind okay, aber im Angriff haben wir weit unter unseren Möglichkeiten gespielt. Wir haben viel zu wenig aus unseren Überzahlsituationen gemacht. Ich glaube, wir waren ein Viertel der Spielzeit einen Mann mehr, konnten aber kein Kapital daraus schlagen. In diesen Situationen haben wir immer wieder die falschen Entscheidungen getroffen, das war enttäuschend.

Auch in den anderen Partien ist aufgefallen, dass es in der Offensive immer mal wieder hakt. Das Angriffsspiel könnte flüssiger sein. Liegt das am frühen Zeitpunkt der Saison? Müsst ihr euch noch endgültig finden?

Ekdahl Du Rietz: Der Eindruck stimmt. Auch gegen Magdeburg und in Gummersbach hatten wir schon unsere Probleme. Wir haben bisher noch kein richtig
gutes Spiel über die kompletten 60 Minuten gemacht. Das müssen wir noch verbessern. Wir spielen einige neue Sachen, das braucht natürlich noch
Zeit. Aber mit Blick auf die vergangenen Trainingseinheiten habe ich eigentlich ein gutes Gefühl.

Mit dieser Problematik steht ihr offenbar nicht allein. Es gab in der noch jungen Saison schon einige Überraschungen…

Ekdahl Du Rietz: Ja, auch andere Teams suchen sich noch, sogar Kiel hat schon zwei Patzer hingelegt. Deshalb ist die Niederlage beim BHC besonders ärgerlich. Natürlich ist noch nichts passiert und alles ist eng zusammen, aber mit einem Sieg hätten wir den Druck auf andere Mannschaften schon ein bisschen erhöhen können. Und aus der Erfahrung der vergangenen Saison wissen wir, dass so ein Fehltritt wie bei den Bergischen einem teuer zu stehen kommen kann. Aber ganz ohne schlechten Tag kommt sowieso keine Mannschaft aus.

Der Gegner am Mittwoch Göppingen ist als einzige Mannschaft noch ungeschlagen. In der SAP Arena kommt es deshalb gleich zu einem ersten Spitzenspiel Erster gegen Zweiter. Freust du dich auf dieses Kräftemessen?

Ekdahl Du Rietz: Ehrlich gesagt habe ich mich noch gar nicht so intensiv um die anderen Mannschaften gekümmert. Ob man so früh in der Saison schon von einem Spitzenspiel sprechen kann, weiß ich nicht. Aber Göppingen ist offenbar gut in die Runde gekommen und nachdem im vergangenen Jahr dort viel schiefgegangen ist, spielen sie jetzt wohl wieder das, was sie können.

Mit Magnus Andersson sitzt bei Frisch Auf ein Landsmann von dir auf der Bank. Hattet ihr schon mal persönlichen Kontakt?

Ekdahl Du Rietz: Natürlich kenne ich Magnus und er scheint dort gute Arbeit zu leisten. Aber wir kennen uns nicht näher.

Mit Zarko Sesum dürfte dich mehr verbinden. Er kehrt heute mit Frisch Auf in die SAP Arena zurück und trägt nun erstmals das Trikot des Gegners…

Ekdahl Du Rietz: Darauf freue ich mich sehr, das gibt bestimmt ein nettes Wiedersehen. Zarko war während der Vorbereitung mal in Heidelberg und wir waren mit ein paar Teamkollegen essen. Er ist ein toller Typ, und wir haben immer noch ein gutes Verhältnis. Aber geschenkt kriegt er heute natürlich nichts (lacht).

Ihr habt nach der Vorbereitung nun auch die ersten sechs Spiele mit eurem neuen Trainer absolviert. Hat sich viel verändert? Was macht Nikolaj Jacobsen anders als sein Vorgänger Gudmundur Gudmundsson?

Ekdahl Du Rietz: Beide sind sehr unterschiedliche Typen, deshalb kann man sie schwer vergleichen. Aber so viel verändert hat sich gar nicht. Wir haben zum Beispiel auch bei Gudmundur Gudmundsson schon eine 5:1-Abwehr gespielt, vielleicht machen wir das jetzt öfter. Aber es gibt keine grundlegenden Unterschiede in der Philosophie. Wir mussten uns da nicht groß umgewöhnen.

Nach der Bundesliga-Partie gegen Göppingen beginnt am Samstag die neue Saison in der VELUX EHF Champions League. Hast du Lust auf die Königsklasse?

Ekdahl Du Rietz: Na klar. Wir haben wieder die Osteuropa-Tournee gebucht, das gibt ein paar lustige Spiele (lacht). Aber im Ernst: Wir haben zwar eine schwere Gruppe, aber ich finde es gut, wenn man in jedem Spiel gefordert wird. Dafür spielt man doch in der VELUX EHF Champions League.

Die Reisen verlangen aber auch eine Umstellung, teilweise geht es aus dem Flieger und zwei Tage später wieder in den Bundesliga-Alltag…

Ekdahl Du Rietz: Ja, aber das kennen wir ja schon aus dem Vorjahr und sind gut damit umgegangen. Ich mag zudem das Reisen. Immer mal wieder etwas
anderes zu sehen, finde ich sehr interessant.

Der erste Gegner ist Montpellier. Was sagt dir diese Mannschaft?

Ekdahl Du Rietz: Die Mannschaft hat sich in den vergangenen Jahren natürlich sehr verändert, aber wer in der französischen Liga Dritter wird, kann kein schlechtes Team sein. Ich freue mich darauf, im Rückspiel wieder nach Montpellier zu kommen. Das kenne ich schließlich noch aus meiner Zeit in
Nantes, bevor ich zu den Löwen kam. Mittlerweile spielt auch ein ehemaliger Teamkollege aus Nantes bei Montpellier. Mit Torhüter Arnaud Siffert habe ich heute noch Kontakt.

Im kommenden Jahr bekommt die VELUX EHF Champions League einen neuen Modus. Dann wird zunächst in zwei Achter-Gruppen gespielt, darunter treten weitere zwölf Teams in zwei Sechser-Gruppen in einer Art B-Liga an, um ebenfalls zwei Teilnehmer am Viertelfinale zu ermitteln. Der Liga-Verband
deines Heimatlandes Schweden erwägt aufgrund der Reform inzwischen den Ausstieg aus den europäischen Wettbewerben. Kannst du das nachvollziehen?

Ekdahl du Rietz: Mir fällt da ehrlich gesagt auch nicht besonders viel Positives ein. Das wären dann nochmals vier Vorrundenspiele mehr als bisher und das sind jetzt schon genug. Wo sollen die denn im ohnehin schon knappen Terminkalender untergebracht werden? Als Spieler sind wir da natürlich nicht so begeistert, aber das wurde nun mal so beschlossen. Wir müssen abwarten, wie das dann in der Praxis aussieht, wobei ich keine Verbesserung erkennen kann.