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„Das Final Four in Köln zu erreichen ist eine riesen Motivation“

Mads Mensah Larsen im Interview

Im Achtelfinale der VELUX EHF Champions League treffen die Rhein-Neckar Löwen auf den THW Kiel.

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Vor dem Duell mit dem Rekordmeister spricht Olympiasieger Mads Mensah über seine Anfänge beim Handball, seine Ziele mit den Löwen und natürlich auch über Trainer Nikolaj Jacobsen, mit dem der Rückraumspieler schon vor seiner Zeit in der Bundesliga zusammengearbeitet hat.

Mads, Du bist in dem Küstenstädtchen Holbaek in Sjaelland aufgewachsen. Wie kommt man dort zum Handball? Hat der Sport da eine besondere Tradition?

Mads Mensah Larsen: Es gab bei Holbaek Handbold tatsächlich mal eine Mannschaft, die in der Ersten Liga gespielt hat, aber das war, bevor ich mit dem Handball angefangen habe. Ich bin vor allem über meinen drei Jahre älteren Bruder zum Handball gekommen, der auch gespielt hat. Ich war dann immer in der Halle dabei und als ich fünf war, wurde ich dann auch im Verein angemeldet. Mein Opa war zudem Jugendtrainer in Holbaek, das hat viel Spaß gemacht, das mit ihm zu erleben.

Handball lag also immer in der Familie. Was hast Du sonst für Erinnerungen an Deine Jugend in Holbaek? Man ist dort immer nah am Wasser…

Mensah Larsen: Ja, aber da ist es meistens nicht warm genug (lacht). Da war es in der Handball-Halle schon angenehmer oder ich habe die Zeit mit Freunden verbracht. Aus meinem Jahrgang hat aber keiner Handball gespielt und ich musste immer bei den Älteren mitspielen. Das war nicht schlecht, aber auch nicht optimal, deshalb bin ich mit 13 Jahren nach Himmelev. Das ist eine halbe Stunde von Holbaek weg und meine Eltern haben mich immer gefahren. Da hat es dann so richtig intensiv mit dem Handball angefangen.

Vermisst Du das heute ab und zu? Wie viel Dänemark nimmst du dir bei deinen Heimatbesuchen immer mit zurück in die Kurpfalz? Du warst ja gerade am Wochenende nach dem Spiel gegen Brest dort.

Mensah Larsen: Na ja, die Familie, die alten Freunde. Meine Oma lebt immer noch in Holbaek und meine Eltern auch. Aber meine engsten Freunde spielen ja auch Handball, die würde ich also auch nicht öfter sehen als jetzt. Und Kopenhagen und Aalborg sind auch zwei schöne Städte, in die ich immer wieder gerne zurückkehre und wo ich noch viele Kontakte habe.

Du hattest in der Schule auch etwas Deutsch. Wie viel hatte das mit der Sprache zu tun, die man hier in der Kurpfalz spricht?

Mensah Larsen: Nicht viel (lacht). In Dänemark musste man zu meiner Zeit ab der siebten Klasse Deutsch oder Französisch wählen, auf meiner Schule war Deutsch dagegen Pflicht. Da habe ich schon ein bisschen etwas gelernt, auch wenn nicht so viel hängen geblieben ist. Aber ich musste immerhin nicht von Null anfangen, was mir vieles erleichtert hat. Aber so richtig flüssig wird das natürlich erst, wenn man auch im Alltag deutsch reden muss.

Auf halben Weg zwischen Holbaek und Kopenhagen liegt Roskilde mit seinem berühmten Rock-Open-Air. War das auch nach deinem Geschmack?

Mensah Larsen: Ehrlich gesagt war ich da im vergangenen Jahr zum ersten Mal. Zuvor war ich wohl mit Schule und Handball immer beschäftigt. Aber das hat mir tatsächlich gut gefallen.

Du kamst über Himmelev und FIF Kopenhagen 2010 zu AG Kopenhagen, wurdest mit 21 Jahren schon dänischer Meister mit AG Handbold und warst beim Champions League Final Four dabei. Wie sehr hat dich das geprägt oder motiviert?

Mensah Larsen: Das hat natürlich großen Spaß gemacht und da habe ich früh erfahren, was man in diesem Sport alles erreichen kann, wenn man hart arbeitet und alles klappt. Das möchte man dann natürlich wieder erleben. Das Final Four in Köln zu erreichen ist eine riesen Motivation. Ich will sehr gerne noch einmal dort dabei sein, oder einen weiteren nationalen Titel gewinnen.

Auch deine übrige Titelsammlung kann sich mit gerade mal 25 Jahren sehen lassen: 2013 mit Aalborg zum zweiten Mal Dänischer Meister, 2016 mit den Löwen Deutscher Meister und Olympiasieger mit Dänemark. Was steht noch auf deiner Wunschliste?

Mensah Larsen: Es wäre natürlich schön, mit den Löwen noch einmal die Meisterschaft zu holen, um zu beweisen, dass das keine einmalige Vorstellung gewesen ist. Cool ist es natürlich aber auch, Dinge zu gewinnen, die man noch nicht erreicht hat. Also Titel mit der Nationalmannschaft bei der EM oder WM. Oder mit den Löwen zum Champions-League-Final-Four nach Köln zu kommen. Wenn man erst einmal dort ist, hat man wie die anderen drei Mannschaften auch eine richtig gute Chance zu gewinnen. Die Champions League – das ist wohl mein größter Traum.

Du hast in Aalborg zum ersten Mal mit Nikolaj Jacobsen zusammengearbeitet und bis mit ihm dann 2014 zu den Löwen gekommen. Du scheinst viel Vertrauen in ihn zu haben, er hält gleichzeitig große Stücke auf dich, wie er immer wieder betont. Hattest du zuvor ein ähnlich enges Verhältnis zu einem Trainer?

Mensah Larsen: Dadurch, dass wir jetzt schon so viele Jahre zusammen arbeiten, ist das natürlich schon etwas enger geworden. Er kennt mich sehr gut und ich weiß ebenfalls genau,was er erwartet und welche Idee er vom Handball hat. Aber ich habe schon immer ein gutes Verhältnis zu meinen Trainern gehabt und pflege auch noch die alten Kontakte wie etwa zu Magnus Andersson oder aus meiner Zeit in Nordsjaelland zu Henrik Kronborg, der ja auch Assistenztrainer in der dänischen Nationalmannschaft ist.

Nikolaj ist der Meinung, dass du oft zu Unrecht kritisiert wirst. Empfindest Du das ähnlich?

Mensah Larsen: Also ehrlich gesagt nehme ich das gar nicht wahr, weil ich eigentlich keine deutschen Medien lese, sondern hauptsächlich auf dänischen Seiten unterwegs bin. Und insgesamt lasse ich mich da wenig beeinflussen, weil ich mittlerweile selbst ein gutes Gefühl dafür habe, ob ich in einem Spiel der Mannschaft helfen konnte oder nicht. Und dann gibt es ja auch noch die Rückmeldung vom Trainer, die bei Nikolaj ja schon sehr direkt ist – und das ist letztendlich auch das, was zählt und wonach ich mich orientieren muss.

Du bist jetzt das dritte Jahr in Deutschland, die Eingewöhnungszeit ist schon etwas länger vorbei, oder?

Mensah Larsen: Ja, auf jeden Fall. Das ist hier schon so etwas wie meine zweite Heimat. Ich fühle mich in Heidelberg sehr wohl, die Möglichkeiten im Verein sind optimal und auch der sportliche Erfolg ist ja gegeben. Es ist eigentlich alles so, wie ich es mir wünsche.

Es heißt immer, das erste Jahr im Ausland ist besonders schwer. Kannst du das bestätigen?

Mensah Larsen: Auf jeden Fall. Das hatte jetzt aber weniger mit dem neuen Land zu tun, sondern die Bundesliga war schon ein anderes Niveau – Woche für Woche, und ich musste mich ja auch mit den neuen Mitspielern zusammenfinden. Da habe ich schon etwas Anlaufzeit gebraucht.

Du wolltest hier von erfahrenen Spielern etwas lernen. Wie weit siehst Du dich in dieser Entwicklung und von wem nimmst Du am meisten mit?

Mensah Larsen: Von Gudjon Valur Sigurdsson beispielsweise, wie er sich immer noch in dieser Top-Form hält, wie er jedes Training angeht und wie man sich körperlich verbessern kann. Und von Andy Schmid natürlich, wie er das Spiel lenkt, wie er die Kreuzungen anzieht oder mit dem Kreis spielt – das ist schon ein Erlebnis, mit ihm zu spielen. Und dann macht es natürlich viel aus, dass wir auf allen Positionen doppelt und stark besetzt sind. Da hat schon das Training ein ganz hohes Niveau. Das macht jeden täglich besser, das merke ich auch an mir.

Du hast dich vor rund einem Jahr bis 2020 an die Löwen gebunden, junge Spieler denken sonst eher kurzfristiger. Was spricht für so einen langen Vertrag?

Mensah Larsen: Es gab keinen Grund etwas zu verändern. Ich fühle mich hier wohl, bin endgültig angekommen und kann mich jetzt ganz auf den Sport konzentrieren. Wir haben hier weiter tolle Perspektiven.

Bis 2020 verlassen Spieler wie Hendrik Pekeler oder Kim Ekdahl du Rietz die Löwen, andere kommen dazu. Wie siehst du die Mannschaft in der Zukunft?

Mensah Larsen: Wechsel gehören zum Profi-Geschäft dazu, ich gehe aber davon aus, dass wir keinen Qualitätsverlust im Kader haben. Und was Kim betrifft: Ich kann seine Entscheidung persönlich nicht ganz verstehen, aber respektiere das natürlich. Wenn er wirklich keine Freude mehr am Sport hat, muss er natürlich etwas ändern. Und seit er uns über seine Entscheidung informiert hat, spielt er noch besser als bisher. Er wirkt irgendwie befreit – und wenn er so weitermacht, haben am Ende vielleicht alle etwas von dieser Entscheidung.

Du selbst hast in Aalborg ein Studium der Kulturinformatik begonnen. Machst du auch hier in Heidelberg etwas parallel zum Handball?

Mensah Larsen: Das habe ich mit dem Wechsel zu den Löwen wieder aufgegeben, aber irgendwann fehlt dann natürlich auch die Herausforderung für den Kopf. Deshalb möchte ich im Sommer ein Wirtschafts-Fernstudium an einer dänischen Uni beginnen. Ich bin jetzt lange genug hier und meine Zukunft ist auch geregelt, so dass ich den Kopf für so etwas wieder frei habe.