Veröffentlichung:

„Ich will immer gewinnen“

Löwen-Neuzugang Bogdan Radivojevic im Interview

Seit diesem Sommer ist Bogdan Radivojevic ein Löwe. Der superschnelle Rechtsaußen mit serbischem Pass kommt von der SG Flensburg-Handewitt nach Mannheim und in die Metropolregion Rhein-Neckar. Im Interview spricht er über seine neue Heimat, sein neues Team – und den alten Erfolgshunger.  

Hallo Bogdan. Du bist ja jetzt schon eine Weile in der Region – hast Du Dich schon eingelebt und eine passende Wohnung gefunden?

Bogdan Radivojevic: Ja, in St. Leon-Rot.

Deine letzte Station war Flensburg. Wie gefällt es Dir hier im Süden?

Bogdan: Sehr gut. Das Wetter ist viel besser. Ich mag das, bin gerne draußen. In meiner Heimat Serbien haben wir im Sommer 35, 40 Grad.

Du bist gerne draußen…

Bogdan: Am liebsten beim Kaffeetrinken und in der Sonne sitzen.

Was die Region anbelangt bist Du also angekommen – gilt das auch für die Mannschaft?

Bogdan: Ja, auf jeden Fall. Die Jungs sind sehr nett und haben mich sehr gut aufgenommen.

Bist Du ein Typ, der sich leicht auf ein neues Umfeld einstellt?

Bogdan: Eigentlich schon. Die Jungs haben mir das außerdem sehr leichtgemacht.

Rund um die Testspiele hatte man den Eindruck, dass die Stimmung in der Mannschaft sehr gut ist.

Bogdan: Das ist auch so. Wir machen sehr viel Spaß miteinander.

Du hast einmal gesagt, dass Du gerne unter Druck spielst – ist das immer noch so?

Bogdan: Nicht in dem Sinne, dass man unbedingt jedes Spiel gewinnen muss, so wie das damals bei Partizan Belgrad der Fall war. Mir geht es eher darum, dass ich es mag, wenn die Halle voll ist, vor allem auswärts. Wenn alle gegen mich sind, kommt der Kämpfer in mir am besten zur Geltung. In der Hinsicht bin ich ein positiv Verrückter.

Die SAP Arena kennst Du bisher nur aus der Sicht des Gegners. Wie sind Deine Erinnerungen?

Bogdan: Da war immer mächtig was los und es kamen meist sehr gute Spiele zusammen.

Freust Du Dich auf die Arena als Heimspielort?

Bogdan: Klar, ich kann es kaum erwarten, dort das erste Heimspiel zu bestreiten, zusammen mit der Mannschaft und den Fans zu kämpfen und Erfolge zu feiern.

In den Testspielen lief es ja richtig gut. Gehst Du mit einem entsprechend guten Gefühl in die Saison?

Bogdan: Natürlich – auch wenn das nur Testspiele waren. Wir haben da vor allem auch taktisch nicht alles gezeigt. Gespielt haben wir aber zu 100 Prozent, wollten alles gewinnen – und haben das auch geschafft. Das gibt uns schon ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen. 

Gegen Flensburg, Deinen alten Club, geht es gleich am zweiten Spieltag – ein besonderes Spiel für Dich?

Bogdan: Das ist alleine schon deshalb so, weil Flensburg die vergangenen Jahre über immer oben dabei war. Außerdem habe ich vier Jahre dort gespielt. Nervös bin ich deswegen aber nicht. Ich will einfach nur ein gutes Spiel machen.

Zum Handball bist Du ja eigentlich mehr oder weniger durch Zufall gekommen – bei einem Probetraining von Partizan Belgrad…

Bogdan: Ja, damals war ich sieben oder acht Jahre alt. Meine Eltern wollten von mir, dass ich Sport mache. Bekannte haben mich dann mitgenommen zum Training, weil deren Sohn auch Handball spielte. Ich bin mit hingegangen und weil ich der Jüngste war, bin ich eigentlich nur nebenhergelaufen. Aber es hat mir gefallen – und ich bin dabeigeblieben.

Hast Du dann schon früh gemerkt, dass aus Dir eines Tages ein Profi-Handballer werden könnte?

Bogdan: Nein, auf keinen Fall. Meine Trainer haben mich auch immer damit motiviert, dass sie mich nicht gelobt, sondern durch Kritik angestachelt haben. Das war wahrscheinlich genau das Richtige, weil ich deswegen nie die Nase hoch getragen habe und arrogant geworden bin. Auch ich selbst habe lange nicht daran gedacht, den Sport professionell auszuüben. 

Ist die Karriere dann so verlaufen, wie Du Dir das im Nachhinein vorgestellt hättest?

Bogdan: Absolut. Auch bei dem Wechsel hierher zu den Rhein-Neckar Löwen war es so, dass es mir darum ging, mich selbst weiterzuentwickeln – und Erfolg zu haben. 

Die Löwen haben sich ja gerade in der Breite verstärkt, um in allen drei Wettbewerben möglichst weit kommen zu können. Da dürfte für jeden ausreichend Einsatzzeit abfallen…

Bogdan: Genau. Uns steht eine schwere Saison bevor mit einem anstrengenden Programm.

Du spielst auf der Seite mit Patrick Groetzki. Da gibt es schlechtere, mit denen man sich gegenseitig pushen kann…

Bogdan: Klar. Ich sehe ihn nicht als Konkurrent, das habe ich in meinen bisherigen Mannschaften auch nie gemacht. Wir verstehen uns sehr gut.

Könnt Ihr voneinander profitieren?

Bogdan: Auf jeden Fall. Man lernt sein Leben lang – das gilt auch für den Handball. Vor allem unterstützen wir uns gegenseitig und schauen, was der andere vielleicht anders macht, als man selbst. Außerdem können wir viel von unserem Trainer lernen, der selbst ein Weltklasse-Außen war.

Reden wir über Ziele: Was möchtest Du persönlich in dieser Saison erreichen – und wo soll es mit den Löwen hingehen diese Saison?

Bogdan: Ich selbst denke nicht darüber nach, wie viel ich spielen werde. Ich gebe alles und hoffe darauf, meine Chancen zu bekommen. Diese werde ich dann versuchen zu nutzen. Ich werde nicht sagen, dass ich bestimmte Einsatzzeiten haben möchte. Für die Ziele der Mannschaft gilt: Ich will immer gewinnen. Wenn man keine hohen Ziele hat, braucht man meiner Meinung nach erst gar nicht anzutreten. Wir haben eine richtig gute Mannschaft und entsprechend wollen wir für weitere Erfolge kämpfen. Deshalb bin ich hier.

Apropos Erfolge: Im Pokal hat das ja für die Löwen nicht so gut geklappt…

Bogdan: Ja, viermal war ich mit dabei…

…auf der anderen Seite…

Bogdan: Genau.

Und jetzt, mit Dir auf der „richtigen Seite“, sollte es klappen, oder?

Bogdan: Klar, das wollen wir versuchen.

Vielleicht trägst Du ja mit Deiner Fokussierung und Deinem Erfolgshunger das entscheidende Puzzleteil dazu bei?

Bogdan: Das hoffe ich doch sehr. Bisher war ja auch oft Pech dabei.

Du bist ein großer Fan von Cevapcici. Hast Du hier schon ein Restaurant gefunden, wo die so gemacht werden, wie Du sie liebst?

Bogdan: Direkt hier noch nicht. Filip Taleski hat mir allerdings von einem Restaurant in Frankfurt erzählt, das richtig gute Cevapcici machen soll. Das muss ich unbedingt ausprobieren.

Es muss so schmecken wie daheim…

Bogdan: Genau. Deshalb muss auch das Fleisch vom Balkan kommen. Sonst schmeckt es eben nicht so wie Zuhause.