Veröffentlichung:

In zehn Minuten alles verspielt

Bittere Niederlage bei der SG Flensburg-Handewitt

Die Rhein-Neckar Löwen haben am Sonntagmittag das Spitzenspiel in der DKB Handball Bundesliga verloren. Beim Vizemeister SG Flensburg-Handewitt unterlag der Deutsche Meister mit 22:27 (9:12) und kassierte damit in seinem zweiten Saisonspiel die erste Niederlage. Damit endetegleichzeitig eine vierjährige Siegesserie der Löwen an der Förde, nach vier Auswärtssiegen in Folge machten sich die Badener direkt nach dem Spiel in dieser Saison ohne Punkte auf den Heimweg.

Mit zehn schwachen Minuten im gesamten Spiel brachten sich die Löwen am Ende selbst um einen erneuten Erfolg in Flensburg, der auch in dieser Saison wieder möglich war. Denn auch die SG bot am heutigen Sonntag keine überragende Leistung, nutzte allerdings eine Schwächephase der Gäste fünf Minuten vor und nach der Pause um sich entscheidend abzusetzen. Neben dem starken Mattias Andersson im Tor der Flensburger bekamen die Löwen auch Linkshänder Holger Glandorf zu keiner Zeit in den Griff. Nach zwischenzeitlichem Rückstand von sechs Toren kamen die Löwen in einer hektischen Schlussphase zwar noch einmal bis auf zwei Tore an die Gastgeber heran, einen möglich Anschlusstreffer vergab Andy Schmid jedoch fünf Minuten vor dem Ende.

„Es ist sehr schade, dass wir uns mit zehn schlechten Minuten das Spiel selbst kaputt gemacht haben. Denn ich habe auch viele Dinge gesehen, die wir heute gut gelöst haben. Am Ende müssen wir aber Flensburg zum Sieg gratulieren“, erkannte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen die Niederlage an. Der Vizemeister von der dänischen Grenze betrieb mit dem Erfolg gegen die Löwen unterdessen Wiedergutmachung für die Niederlage am vergangenen Donnerstag bei der TSV Hannover-Burgdorf. Beste Torschützen waren die Flensburger Rückraum-Asse Holger Glandorf und Rasmus Lauge mit je sieben Treffern. Bei den Löwen traf Patrick Groetzki sechsmal. „Bis zur 25. Minute waren wir richtig gut im Spiel“, sagte Löwen-Spielmacher Andy Schmid gegenüber dem Fernsehsender Sky, sah aber auch, dass er und seine Nebenleute in der zweiten Halbzeit „zu wenig“ brachten, um starke Flensburger zu schlagen. Alexander Petersson widersprach im Sky-Interview, dass der Gegner eine größere Willensleistung gezeigt habe. „Wir wollten das auch, und zwar über das gesamte Spiel, aber leider hat es heute nicht geklappt.“

Die Anfangsphase der Partie dominierten die Linkshänder beider Teams, nach jeweils zwei Toren von Flensburgs Holger Glandorf und Patrick Groetzki besorgte Alexander Petersson nach sieben Minuten beim 3:2 die erste Führung die Gäste, die Groetzki sogar noch auf 4:2 ausbaute. Doch Flensburg kam umgehend zurück, Treffer von Mogensen und Svan brachten zunächst den 4:4 Ausgleich, ehe die SG  gegen Mitte der ersten Halbzeit selbst mit zwei Toren in Führung gehen konnte. Andreas Palicka hielt die Löwen in dieser Phase mit seinen Paraden im Spiel. Der Schwede kam nach zwölf Minuten schon auf fünf gehaltene Bälle.

Zunächst nutzte der Vizemeister aus Flensburg zwei Zeitstrafen gegen die Löwen (Schmid und Pekeler) um in Überzahl die Führung zurückzuholen. Nach dem 7:5 der SG nahm Nikolaj Jacobsen seine erste Auszeit, brachte damit Ruhe ins Spiel seiner Mannschaft, die sich eindrucksvoll zurückmeldete. Zwei Anspiele an den Kreis zu Rafael Baena und Hendrik Pekeler brachten den 7:7 Ausgleich, und nach dem dritten Löwen-Tor in Folge durch Patrick Groetzki führte der Meister beim 8:7 wieder. Die Schlussminuten der ersten Halbzeit gehörten dann aber den Gastgebern, die sich bis zum Seitenwechsel auf 12:9 absetzen konnten. Dabei profitieren die Norddeutschen nicht nur von zwei Fehlwürfen der Löwen, sondern auch einem Fehlpass von Momir Rnic kurz vor der Pause. Lauge reagierte blitzschnell und traf mit dem Einwurf eigentlich erst nach der Halbzeitsirene zum 12:9 für die SG. Die beiden Schiedsrichter mussten sich erst beraten, gaben am Ende aber den Treffer, der so nicht hätte zählen dürfen.

Die Löwen schienen geschockt, Flensburg dagegen kam mit einer Energieleistung aus der Kabine. Innerhalb von fünf Minuten schraubte die SG die eigene Führung auf 16:10, Nikolaj Jacobsen reagierte mit seiner zweiten Auszeit auf den Sturmlauf der Gastgeber. Direkt nach der Pause hatten die Löwen ihre schlechteste Phase. Fast fünf Minuten blieben sie ohne Tor, erst als Jacobsen auf 6:0-Abwehr umstellte und vorne den siebten Feldspieler brachte, konnten sich die Löwen wieder stabilisieren. Da aber bis zum Ende zu wenig Druck aus dem Rückraum kam, auch in der Abwehr längst nicht alles passte, kamen die Gäste zwar Tor um Tor näher, schafften die Wende im Spiel aber nicht mehr. So dauerte es bis zur 43. Minute, ehe Mads Mensah das erste Tor von der linken Rückraumposition der Löwen gelang. Beim 24:22 für Flensburg und Ballbesitz für die Löwen schien fünf Minuten noch alles möglich, doch Andy Schmid vergab mit einem Wurf über das Tor den möglichen Anschlusstreffer. Mit einem verwandelten Strafwurf im Gegenzug sorgte Kentin Mahé dann beim 25:22 für die Entscheidung. Am Ende schraubte die SG ihren Vorsprung dann beim 27:22 wieder auf fünf Treffer.   „Wir haben heute eine beeindruckende Reaktion gezeigt. Jeder hat zugepackt, jeder hat seinem Nebenmann geholfen“, sagte SG-Trainer Maik Machulla bei Sky mit Blick auf die Leistung seiner Mannschaft und die offensichtliche Steigerung gegenüber dem Hannover-Spiel.

SG Flensburg-Handewitt – Rhein-Neckar Löwen 27:22 (12:9)

SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Lind; Karlsson, Glandorf (7), Mogensen (5), Svan (5), Wanne, Jeppsson, Steinhauser, Heinl, Zachariassen, Toft Hansen, Gottfriedsson, Lauge (7/1), Mahe (2/2), Röd,

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Palicka; Schmid (3), Bliznac, Radivojevic, Baena (2), Rollbring (1), Rnic, Mensah (2), Pekeler (4), Groetzki (6), Reinkind, Taleski, Guardiola (1), Petersson (3)

Trainer: Maik Machulla – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies

Zeitstrafen: 5 – 3

Siebenmeter: 4/3 – /

SG Flensburg-Handewitt: Lauge scheitert an Palicka

Strafminuten: Karlsson (2), Wanne (2), Zachariassen (2), Lauge (4) – Schmid (2), Mensah (2), Pekeler (2)

Spielfilm: 2:2 (5.), 4:4 (10.), 7:7 (20.) 12:9 (HZ), 16:10 (36.), 19:15 (45.), 22:17 (50.), 24:22 (55.), 27:22 (EN)