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Grenzenlose Leidenschaft für die Rhein-Neckar Löwen

Natascha Obergföll ist seit 2013 Teil der Löwen-Familie

Angefangen hat es 2013. Natascha Obergföll machte sich zum ersten Mal auf den Weg zu einem Heimspiel der Rhein-Neckar Löwen, atmete das spezielle Flair in der Mannheimer SAP Arena – und schon war es um sie geschehen. Das Herz blieb direkt am Handball der Gelbblauen hängen. Gegenwehr zwecklos. „Es hat einfach einen Riesenspaß gemacht, ich wurde direkt angesteckt von dieser tollen Stimmung hier“, sagt Natascha Obergföll, wenn sie sich ihr erstes Löwen-Erlebnis in der SAP Arena ins Gedächtnis ruft. Heute gehört die 26-Jährige nicht nur zu den leidenschaftlichen, sondern auch zu den treuesten Fans des Deutschen Handball-Meisters. Abzulesen ist dies nicht zuletzt an ihrem ganz persönlichen Kilometerzähler.

5000 bis 6000 Kilometer spult Natascha Obergföll im Schnitt pro Saison ab, um bei möglichst jedem Heimspiel ihrer Idole sowie bei den allermeisten Auswärtsspielen mit dabei zu sein. Zumindest, was die Auftritte in der DKB Handball-Bundesliga anbelangt. Geht es an die VELUX EHF Champions League, muss auch der Edelfan regelmäßig passen, zumal man eine Reise ins mazedonische Skopje oder ins weißrussische Brest nicht mal so eben nebenbei plant. Dennoch hat Natascha die Löwen schon ein paar Mal in der Königsklasse auf Auswärtsfahrt begleitet, erinnert sich besonders gerne an die zwei Reisen nach Nantes in Frankreich sowie die Fahrt ins schwedische Kristianstadt. Dort sah sie damals auch zum ersten Mal einen jungen Mann namens Jerry Tollbring, der heute zu einem ihrer Lieblinge im Löwen-Trikot gehört.

Herz für die Jungen

„Generell habe ich ein Herz für die jungen Spieler“, sagt Natascha, die neben „Super-Jerry“ Filip Taleski und Harald Reinkind zu ihren persönlichen Favoriten zählt. „Jerry hat sich klasse entwickelt und gezeigt, was er jetzt schon draufhat, als er zu Saisonbeginn für den verletzten Gogi (Gudjon Valur Sigurdsson, Anm. d. Red.) eingesprungen ist. Filip hat mich vor allem mit seiner Leistung in Barcelona begeistert, als er für den verletzten Gedeon Guardiola in den Innenblock gegangen ist und da eine starke Partie geliefert hat.“ Zu Harald Reinkind, der in diesem Jahr auch nach Meinung der Trainer mit den größten Schritt nach vorne gemacht hat, muss man schon fast nichts mehr sagen – von dem Norweger hat Natascha auch eines ihrer schönsten Andenken.

In den heimischen vier Wänden hängt ein riesiges Banner des wurfgewaltigen Linkshänders – und sticht vor allem durch seine beachtliche Größe hervor. Weil Natascha Obergföll neben ihrer Handball-Passion auch eine große Sammelleidenschaft pflegt, ist in den vergangenen Jahren so einiges zusammengekommen an Trikots, Postern, T-Shirts und Plakaten. Eine detaillierte Beschreibung des Obergföllschen Fundus gibt es in einem Video zu betrachten, das Natascha eigens für die Rhein-Neckar Löwen und Radio Regenbogen gedreht hat.

Oli Roggisch als Wegweiser

Wenngleich es die Jungen ihr besonders angetan haben, ist es ein etwas älterer Haudegen, der Natascha einst zu den Rhein-Neckar Löwen führte. Oliver Roggisch heißt der Mann. Geboren wurde der gefeierte Abwehrchef der deutschen Handball-Weltmeister-Mannschaft von 2007 in Villingen-Schwenningen – und damit nur eineinhalb Autostunden entfernt von Mahlberg, wo Natascha Obergföll das Licht der Welt erblickte. Den Werdegang des großen Herrn Roggisch hatte Natascha schon immer auf dem Schirm. Als er bei den Löwen mehr und mehr zur Institution wurde, wollte sie sich das Ganze mal aus der Nähe anschauen – und verlor, wie eingangs geschildert, ihr Herz an die Löwen.

Dabei sitzt Natascha bei ungünstiger Verkehrslage schon einmal bis zu vier Stunden im Auto auf der A5, wenn sie zu einem Heimspiel der Löwen anreist. Rund 180 Kilometer liegen zwischen Mahlberg und Mannheim, ein Pappenstiel ist das nicht. Dabei treibt ihre Leidenschaft derart kuriose Blüten, dass die viel näher an Mannheim lebende Tante aus Heidelberg mittlerweile auch mitgerissen und zu den Spielen in der SAP Arena mitgeschleppt wird. „Manchmal nutzen wir die Wohnung der Tante auch zum Übernachten, vor allem nach späten Spielen“, erklärt Natascha, die sich hin und wieder tatsächlich auch Gedanken über einen Zweitwohnsitz in der Quadratestadt macht. „Praktisch wäre das allemal.“

„Das gibt es beim Fußball nicht“

Alternativen, die schon rein geografisch wesentlich günstiger gelegen wären, gäbe es allemal. So war Natascha vor ihrem ersten Löwen-Spiel in der SAP Arena schon großer Fan des SC Freiburg, der im Verhältnis zu Mannheim quasi direkt vor der Haustür spielt. Zudem ist Frisch Auf! Göppingen eine feste Bezugsgröße, weil dort mit Jens Schöngarth ein Freund aus ihrer Heimat aufläuft. Doch an den Löwen gibt es für Natascha Obergföll kein Vorbeikommen. „Die Rhein-Neckar Löwen sind für mich wie eine Familie. Das gilt auch für die Spieler, die sich immer Zeit nehmen für Autogramme und Fotos. Das gibt es beim Fußball nicht.“

Dass der Sport Nummer eins in Deutschland dennoch eine große Rolle in Nataschas Leben spielt, liegt unter anderem daran, dass sie schon früh mit Fußball in Berührung kam. In ihrem Heimatverein war sie sogar schon Jugendtrainerin, sitzt mittlerweile im Vorstand. Sportlich geht es im Hause Obergföll eigentlich immer zu. „Ich bin über ein paar Ecken mit Christina Obergföll verwandt“, verrät Natascha. Die einstige Weltklasse-Speerwerferin aus Lahr im Schwarzwald hat sie auf zahlreichen Wettkämpfen begleitet. Im Sommer geht es unter anderem wegen des neuen deutschen Speerwurf-Asses Johannes Vetter zur EM nach Berlin. Der amtierende Weltmeister wird aktuell von Christinas Ehemann Boris Obergföll in Offenburg – ein paar Kilometer von Mahlberg entfernt – trainiert.  

Am 8. Februar wieder in Block 205

Zuvor geht es aber erst einmal zur Handball-Europameisterschaft nach Kroatien, und am 8. Februar wieder in die SAP Arena. Gegen den TBV Lemgo, zum Start in die zweite Saisonphase, wird Natascha Obergföll dann auf ihrem Platz ganz nah am Spielfeld in Block 205 sitzen und genau beobachten, was ihre Stars auf der Platte abliefern. Auch den einen oder anderen Blick auf Trainer Nikolaj Jacobsen und Co-Trainer Oli Roggisch wird sie dann wieder werfen. „Wegen der Lautstärke in der Arena hört man nicht unbedingt, was die sagen. Aber an der Mimik und den Gesten lässt sich schon ganz gut ablesen, was gerade in ihnen vorgeht.“ So nahe, sagt Natascha Obergföll, komme man beim Fußball einfach nicht ran. Und so bleibt sie den Löwen weiter treu – egal, wie weit der Weg auch ist.