Veröffentlichung:

KEDR: Den Löwen für immer verbunden

Kim Ekdahl Du Rietz wechselt nach seinem Comeback im Sommer nach Paris

Am Ende saß er am Rand der Bühne, die Beine von sich gestreckt, ausgepumpt, mit leerem Blick. Die Verabschiedung durch seine Chefin hatte er hinter sich, die Collage vom Fanclub war überreicht, der offizielle Teil beendet. Kim Ekdahl Du Rietz wurde in diesem Augenblick ganz offensichtlich bewusst: Das hier sind die letzten Momente im Trikot der Rhein-Neckar Löwen. Wirklich. Die letzten Momente.

Schon einmal hatte er Abschied gefeiert, schon einmal unter Tränen „Goodbye“ gesagt zu seinen Kameraden, seinen Freunden, Kollegen und Fans. Auch damals hatte er für sich ein Comeback ausgeschlossen, sogar generell, egal bei welchem Klub. Nun war er, ein Dreivierteljahr nach der Beendigung seiner aktiven Handball-Karriere, im März 2018 zu den Löwen zurückgekehrt. Aus alter Verbundenheit, aber auch aus Neugier. Für ihn sei die Rückkehr ein noch größeres Abenteuer als das Aufhören, sagte Kim Ekdahl Du Rietz bei der Comeback-Pressekonferenz in der SAP Arena. Und man darf dem Bauchmenschen ruhig glauben, dass er das so meinte, wie er es sagte. Nun also der zweite Abschied, womöglich der endgültige. „Ich würde euch am liebsten alle mitnehmen nach Paris“, sagte das Rückraum-Ass in Richtung der Löwen-Fans auf den Tribünen. Dabei rang er spürbar mit seinen Gefühlen, man sah deutlich: Das nimmt ihn mit.

„Hier ist mein Zuhause“

Die Station Rhein-Neckar Löwen, so viel steht fest, wird eine besondere bleiben im Sportlerleben des Kim Ekdahl Du Rietz. Nicht nur wegen des Comebacks und der Tatsache, dass er die drei Comeback-Monatsgehälter für gute Zwecke spendet. „Hier ist mein Zuhause, und das wird wohl auch so bleiben“, sagt der weltenbummelnde Schwede, wenn er an die Region zwischen Rhein und Neckar, zwischen Odenwald, Pfalz und Kraichgau denkt. Dabei zielt er weniger auf die Landschaft, als auf die Leute ab. Die Menschen hier, die Spielerkollegen, Trainer und Betreuer, die liebgewonnenen Freunde, sie werden ihm fehlen, wenn er diesen Sommer südwärts weiterzieht, in die Metropole an der Seine. Paris. Wie kam es dazu? „Ich wollte ohnehin nach Frankreich, ob mit oder ohne Handball. Die Stadt gefällt mir sehr gut. Und wenn dann dort auch noch einer der größten Vereine der Welt sitzt und dieser sich für mich interessiert, dann passt einfach alles zusammen. Höher kannst du als Handballer nicht spielen“, sagt Kim Ekdahl Du Rietz auf seine ganz eigene, charmant-naive Art.

Und so viel kann man schon einmal zu seinem neuen Arbeitgeber sagen: Er darf sich freuen. Im Sommer wechselt ein „Kimi“ zu Paris St. Germain, der im vergangenen Vierteljahr nicht nur gezeigt hat, dass er trotz langer Pause rein gar nichts in Sachen Handball verlernt hat. Er hat sogar noch einmal draufgesattelt, sein Repertoire, situationsbedingt, um den Mittelblock erweitert. Dass er auf der Position im halblinken Rückraum zu den explosivsten Spielern der Welt zählt, hat er ganz nebenbei ebenfalls unterstrichen. Kurzum: Man darf sehr gespannt sein, wohin dieses Engagement beide Seiten führt. Jedenfalls sei ihm mittlerweile klargeworden, dass er „viel tiefer drinhängt im Handball“, als er gedacht hatte. Bei den Löwen habe ihn der Alltag eines Profi-Handballers sehr schnell eingeholt. „Da hatte ich sehr schnell das Gefühl, gar nicht weg gewesen zu sein.“ Letztlich sei er glücklich damit, wie es gekommen ist, wenn auch sportlich nach dem Pokalsieg der erhoffte Meistertitel nicht mehr gefeiert werden konnte. 

Lehrmeister im Innenblock

Mit der eigenen Performance zeigt sich Kimi, der Ehrgeizige, „nicht unzufrieden“ und ergänzt: „Es hätte auch noch besser laufen können.“ Am Anfang sei es für ihn aufgrund der mangelnden Spielpraxis und körperlichen Fitness ein purer „Überlebenskampf“ gewesen. „Es war schwer, die richtige Balance zu finden zwischen Rückstand aufholen und zu viel trainieren.“ Nun freue er sich auf den Sommer, in dem er wieder neue Substanz aufbauen könne. Durch die Erfahrung seines spontanen Comebacks habe er jetzt richtig „Bock aufs Trainieren“. Etwas, dass er so schon länger nicht mehr erlebt habe. Die drei Monate bei den Löwen haben ihn sportlich durchaus weitergebracht. „Ich habe bisher ja noch nie so viel im Innenblock gespielt. Es war spannend, diese neue Perspektive auf das Spiel kennenzulernen. Dank Hendrik Pekeler habe ich sehr viel gelernt. Mit ihm war es ziemlich einfach, er macht das richtig, richtig gut.“

In Paris nun erwartet Kim Ekdahl Du Rietz das nächste Kapitel in seinem bewegten Leben. Womöglich sieht man sich schon bald wieder. Ob dort oder hier, in Mannheim oder Paris oder an einem ganz anderen Ort. Der schwedische Abenteurer und die Rhein-Neckar Löwen werden verbunden bleiben. Wirklich.