Veröffentlichung:

Mit dem Rad durch Handball-Deutschland

Alexander Saade besucht jeden Bundesliga-Standort mit dem Fahrrad / Abstecher nach Mannheim und Ludwigshafen lohnt sich gleich in mehrfacher Hinsicht

Alexander Saade vor der SAP Arena.Alexander Saade hat ein bisschen was in den Beinen. Auf dem Weg nach Ludwigshafen und Mannheim, erzählt der 57-Jährige, habe er die 3000-Kilometer-Marke geknackt. Mit Beginn der neuen Handball-Saison ist Saade auf sein Fahrrad gestiegen und radelt seither von Bundesliga-Standort zu Bundesliga-Standort. Sein Ziel: bei jedem Club ein Heimspiel live in der Halle miterleben. Zu Gast bei den Rhein-Neckar Löwen gönnt er sich sogar einen Bonus.

Wir treffen Alexander Saade vor der Champions-League-Begegnung mit IFK Kristianstad. Weil er einen Tag vor seinem Besuch der Eulen Ludwigshafen (gegen Magdeburg) sowie drei Tage vor dem Bundesliga-Spitzenspiel Löwen gegen Kiel in der Region angekommen ist, folgt er der Einladung zum Besuch der Heimpartie in der Königsklasse gerne. „Ich war ja noch nie in Ludwigshafen und auch noch nicht in Mannheim“, sagt Saade und holt sich gleich ein paar Tipps in Sachen Stadtbesichtigung. Dabei hat der „Handball-Radler“ in der Regel gar nicht so viel Zeit, sich vor Ort umzuschauen: „Meistens bin ich auf meinen Stationen damit beschäftigt, die Weiterreise zu planen, Routen rauszusuchen und Hotels zu buchen sowie mich mit den Vereinen abzustimmen. Das braucht doch mehr Zeit, als ich gedacht hatte.“

Von Flensburg über Erlangen nach Mannheim

Und dann sind da ja noch die Fahrten von Halle zu Halle. Los ging es in Flensburg, von dort über Kiel Richtung Süden. Zuletzt fuhr er von Wetzlar, wo er auch schon ein Spiel mit Löwen-Beteiligung erlebt hat, nach Erlangen. Von Erlangen schließlich nach Mannheim und Ludwigshafen. „Zur Verstärkung“ hat sich Alexander Saade ein E-Bike gegönnt. Mit dieser Unterstützung sowie einem Navigationsgerät radelt er quer durch die Handball-Republik. „Bisher hatte ich auch weitgehend Glück. Einmal hat man mir das Display geklaut, einmal hatte ich einen Platten und bisher nur einen harmlosen Sturz – beim Bergabschieben“, sagt Saade und zeigt sich sehr zufrieden mit seiner bisherigen Tour.

Alexander Saade mit seinem E-Bike.Die unterschiedlichsten Städte, Hallen, Mannschaften und Fans hat er erlebt, deutscher Handball-Kultur nachgespürt. In Gummersbach feierte er den Heimsieg gegen Leipzig zusammen mit den Spielern, in Wetzlar konnte er die Enttäuschung nach dem späten Siegtreffer der Löwen am eigenen Leib fühlen. In Bietigheim wurde er in der Halbzeit auf dem Feld interviewt, in Flensburg staunte er über die Heftigkeit, mit der die Leute in der Halle versuchen, Einfluss auf den Schiedsrichter zu nehmen. So hat jede Halle ihre Eigenheiten, jedes Publikum seine bestimmte Note. Unter dem Strich ist Alexander Saade überzeugt, dass Handball in Deutschland einen besonderen Stellenwert genießt und auch einen ganz eigenen, starken Reiz versprüht. „Wenn man sieht, wie die Leute hier mitgehen, wie viele Fanclubs es gibt und wie ausführlich die Regionalzeitungen darüber berichten, dann muss man schon sagen, dass der Sport hier definitiv ein großes Thema ist.“

Abschluss in Berlin

Auf die Idee der ungewöhnlichen Handball-Radtour ist er vor vier Jahren gekommen, wollte ein Sabbatjahr an seiner Schule mit dem Hobby Handball und der Lust, sich sportlich zu betätigen, verbinden. „Wegen meiner Knie sind Handball und Fußball nichts mehr für mich. Da habe ich mich für das Radfahren entschieden und den Besuch der Handballspiele als Verbindung von beidem gewählt.“ Der weitere Fahrplan führt ihn nach der Länderspielpause nach Stuttgart, Göppingen, Leipzig und schließlich, zum Abschluss in der Heimat, nach Berlin.