Veröffentlichung:

„Wahnsinn bis zum Schluss“

Starke DHB-Auswahl spielt 25:25 (12:10) gegen Titelverteidiger Frankreich / Einzug in Zwischenrunde bei Heim-WM fix

Bundestrainer Christian Prokop sah ein starkes deutsches Team.Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat am Dienstagabend für ein Ausrufezeichen gesorgt. In einem dramatischen, kampfbetonten Duell mit dem amtierenden Weltmeister Frankreich hatte man sogar den Sieg in der Hand, kam durch einen Flüchtigkeitsfehler aber „nur“ zu einem 25:25 (12:10). Das vor allem taktisch und kämpferisch auf höchstem Niveau geführte Spitzenspiel von Gruppe A bringt beiden Teams den Einzug in die WM-Hauptrunde, welche sowohl Deutschland, als auch Frankreich aller Voraussicht nach mit drei Pluspunkten angehen werden.

Er habe viele Nerven verloren in den vergangenen 60 Minuten, gestand Bundestrainer Christian Prokop im ZDF-Interview. „Wir haben dem Weltmeister einen großen Fight geboten und eine tolle Einheit zusammen mit den Fans in der Halle gebildet. Meine Jungs waren sehr diszipliniert. Das hier war Wahnsinn bis zum Schluss.“ Wesentlich emotionaler, nahezu außer sich vor Wut, zeigte sich Kapitän Uwe Gensheimer über die Tatsache, dass gegen die hoch gehandelten Franzosen sogar der Sieg möglich, ja sogar greifbar war. Das Remis fühle sich an wie eine Niederlage, sagte der gebürtige Mannheimer. „Wir haben es in der Hand und werfen dann den Ball weg. Wir haben wieder ein Super-Spiel geboten, uns wieder nicht belohnt.“ Die Köpfe hängen lassen werde man aber nicht: „Es geht weiter.“

Gegen den Titelverteidiger, der die vergangenen beiden WM-Turniere für sich entschieden hat, sahen die Deutschen in der letzten Spielminute wie der Sieger aus. Man führte, hatte den Ball. Christian Prokop nahm die Auszeit, sagte Spielzüge an. Doch Fabian Böhm, bis dahin mit superstarker Leistung, und Uwe Gensheimer leisteten sich ein Missverständnis, der Pass von Böhm ging weit an Gensheimer vorbei ins Toraus. Frankreichs Timothey N’Guessan hatte dann mit der letzten Sekunde auch Wurfglück, als er durch den Doppelblock Wiencek/Lemke hindurch zum Ausgleich traf. Dass die Franzosen diesen wie den WM-Titel feierten, zeigt, wie stark die deutsche Mannschaft an diesem Dienstagabend in Berlin aufgetreten ist – und macht Mut für die kommenden Aufgaben.

Abwehrreihen dominieren – und das Drama nimmt seinen Lauf

Patrick Groetzki versenkte drei von drei Würfen.Vor dem dramatischen Finale hatten vor allem die Abwehrreihen das Spielgeschehen dominiert. Die Rhein-Neckar-Löwen Jannik Kohlbacher und Steffen Fäth sorgten für die 2:0-Führung Deutschlands. Als Frankreich das erste Mal traf (zum 2:1), waren mehr als sechs Minuten gespielt. Auch die DHB-Auswahl tat sich in der Folge schwer, zu klaren Chancen zu kommen. Beide Teams waren darauf bedacht, das gefürchtete Tempospiel des Gegners nicht zu beliefern. Nach mehr als einer Viertelstunde waren erst sieben Tore gefallen. Löwe Patrick Groetzki erzielte das 5:5 in der 20. Minute und startete einen 3:0-Lauf der Deutschen bis zum 7:5. Die Zwei-Tore-Führung sollte bis zur Pause (12:10) halten.

Nach dem Wechsel drehten die Franzosen, angeführt von einem überragenden Kentin Mahé, auf, kamen schnell zum Ausgleich (13:13, 33.) und durch Mahé zur Führung (14:15, 36.). Deutschland aber hielt dagegen, steigerte sich wieder in der Abwehr. Der starke Martin Strobel und der genauso stark von der Bank gekommene Böhm sorgten immer wieder für den Ausgleich, Hendrik Pekeler für den erneuten Führungswechsel (18:17, 44.). Mit wilder Entschlossenheit zogen die Jungs von Christian Prokop in die Abwehrschlacht, aber auch gegen die Defensive Frankreichs. Paul Drux und Fabian Wiede übernahmen genauso wie der wieder überzeugende Gensheimer Verantwortung. Kohlbacher stellte in der 56. Minute auf 24:22, Wiede auf 25:23 (57.). Danach gelang den Deutschen kein Treffer mehr. Und Frankreich feierte nach schwerem Kampf das Unentschieden wie die Titelverteidigung.

Deutschland ist am Donnerstag gegen Serbien wieder im Einsatz, Frankreich muss dann gegen Russland ran. Von den Rhein-Neckar Löwen trugen sich Patrick Groetzki mit drei, Jannik Kohlbacher mit zwei Treffern und Steffen Fäth mit einem Tor in die Liste der erfolgreichen Werfer ein.   

Bilder: Marco Wolf / Imago