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Erst Beton in der Abwehr, dann stimmt die Wurfquote

Löwen gewinnen 32:26 in Hannover und holen achten Sieg in Serie

Die Rhein-Neckar Löwen haben auch die achte Hürde erfolgreich genommen: Der badische Handball-Bundesligist sicherte sich am Sonntag mit einem 32:26 (14:10) Auswärtssieg bei der TSV Hannover-Burgdorf die beiden Zähler und blieb damit auch in der achten Partie in Folge ohne Punktverlust. 16:0 – und zurück auf dem Platz an der Sonne: Ein toller Anblick, wie Manager Thorsten Storm mit der Tabelle konfrontiert, bestätigt. Aber auch nur eine schöne Geschichte im Hier und Jetzt, mit der die Protagonisten umzugehen wissen. „Die Tabelle kann sich im Laufe der Saison noch oft ändern“, bringt es Abwehrspezialist Oliver Roggisch auf den Punkt. „Wir schauen weiter auf uns und die nächsten Aufgaben.“

Eine Serie, ein Startrekord – den Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson zwar mit einem zufriedenen Lächeln quittiert, der für ihn aber tatsächlich keine große Rolle spielt: „Wir haben in Hannover bei einem sehr gefährlichen Gegner gewonnen. Das war für uns ein wichtiger Erfolg und wieder ein Schritt nach vorn“, gilt für den 51-Jährigen das Motto: „Von Spiel zu Spiel denken“. Deshalb war der Isländer wenige Stunden nach der Partie in Hannover in Gedanken bereits in Gummersbach. Dort treffen die Löwen am Mittwoch (19.30 Uhr) in der dritten DHB-Pokalrunde auf die Oberbergischen.

Doch zurück nach Niedersachsen, in die Stadt an der Leine, wo die Badener von Beginn an das Heft in die Hand nahmen. Schließlich hatte nicht nur der Isländer vor dem Anwurf in der AWD-Hall die weniger erfreulichen Bilder aus der zurückliegenden Spielzeit im Kopf: Das 32:33 hatte sich eingebrannt, war vor dem aktuellen Duell zum größten Warnsignal bei den Badenern geworden. „Wir sind mit sehr viel Respekt hierher gefahren“, unterstrich Gudmundsson und fügte an: „und haben uns intensiv auf diese Begegnung vorbereitet.“

Nach dem Abschlusstraining am Samstag hatte festgestanden: Niklas Landin Jacobsen tritt die Fahrt in die niedersächsische Landeshauptstadt mit an. Der Keeper, der sich im Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt an der linken Schulter verletzt hatte, gab grünes Licht – nahm in der AWD-Hall am Sonntag aber nur auf der Bank Platz. Goran Stojanovic rückte von Beginn an zwischen die Pfosten und parierte gleich drei Mal reaktionsschnell. Vor dem Montenegriner rührten die Badener ordentlich Beton an. Die Löwen präsentierten sich in der Anfangsphase hoch konzentriert, aggressiv unnd beweglich in der Abwehr – und führten schnell mit 4:1 (5.). TSV-Coach Nordmeyer schnappte sich die grüne Karte. Allerdings dauerte es bis zur 11. Minute, bis er sie auch auf den Zeitnehmertisch legte. Zwischenzeitlich hatten die Niedersachsen beim 3:4 und 4:5 (9.) jeweils den Anschluss geschafft, aber danach brach die stärkste Phase der Löwen in diesem ersten Abschnitt an. Sie ließen acht Minuten keinen Treffer zu, bauten ihren Vorsprung auch nach der Auszeit der Hausherren weiter aus – 9:4 (15.). Dann rückte der TSV-Kapitän Jan-Fiete Buschmann auf die halbrechte Position. Und der Linkshänder nutzte seine Chancen, traf vier Mal im ersten Durchgang und hielt seine Farben im Spiel. Dagegen gingen die Löwen zeitweise recht fahrlässig mit ihren Gelegenheiten um: Für die Badener wurden neun Fahrkarten in den ersten 30 Minuten notiert, vielleicht das einzige Manko beim geschlossen guten Auftritt der Gudmundsson-Sieben, die sich erneut auf ihren Torhüter Goran Stojanovic verlassen konnte. 17 Paraden wies die Statistik am Ende für den 34-Jährigen aus – ein Klasse-Rückhalt. „Wir haben in der ersten Hälfte überragend in der Defensive agiert und nur zehn Treffer zugelassen“, bilanzierte Coach Gudmundsson im Pressegespräch nach der Partie. Allerdings monierte er die Leistung der Offensivabteilung: „Im Angriff haben wir nicht so gut gespielt, haben zu langsam agiert und unnötige Fehler gemacht.“

Das änderte sich nach der Pause. „Da waren wir im Angriff überragend, haben aber in der Defensive nachgelassen“, urteilte der Isländer zu einer guten Wurfquote seines Teams. Hannover-Burgdorf jedenfalls rückte nie weiter als bis auf drei Tore an die Badener heran. Die Löwen wussten stets die passende Antwort – angeführt von einem bärenstarken Linkshänder Alexander Petersson, der auch durch die zeitweise Manndeckung nicht kaltgestellt werden konnte und mit tollen Anspielen sowie wichtigen Treffern zu glänzen wusste. Nervenstark die beiden Außen Uwe Gensheimer (auch vom Siebenmeterstrich) und Patrick Groetzki sowie Kreisläufer Bjarte Myrhol, der sich ein ums andere Mal erfolgreich in die gegnerische Abwehr schraubte. „In den entscheidenden Situationen haben wir die richtige Entscheidung getroffen. Vielleicht haben genau diese Momente am Ende den Ausschlag gegeben“, sagte Manager Storm, der für den ganz wichtigen Sieg neben großem Kampfgeist und Wille aber noch eine Voraussetzung anführte: „Alle ziehen an einem Kabel, die mannschaftliche Geschlossenheit gibt den Ausschlag – und das stimmt mich froh.“

TSV Hannover-Burgdorf: Puljezevic, Ziemer (ab 45.) – Mocsai (2), Olsen (6/1), Patrail (4) – Johannsen (2), Lehnhoff (5) – Andreu (3) – Hykkerud, Rydergard, Buschmann (4), Jurdzs, Fauteck, Pollex.

Rhein-Neckar Löwen: Stojanović , Landin-Jacobsen (n.e.) – Petersson (7), Schmid, Ekdahl du Rietz (3) – Groetzki (5), Gensheimer (8/4) – Myrhol (6) – Roggisch, Sesum (2), I. Guardiola, G. Guardiola, Steinhauser (1), Bitz (n.e.).

Strafminuten: Andreu (2) – Myrhol (2), Roggisch (2), Ekdahl du Rietz (2), G. Guardiola (2).
Trainer: Christopher Nordmeyer – Guðmundur Guðmundsson.
Zuschauer: 3054
Zeitstrafen: 1 – 4

Spielfilm: 1:4 (5.), 3:5 (8.), 4:7 (11.), 5:9 (17.), 7:12 (22.), 10:14 (Hz.), 12:16 (34.), 13:18 (37.), 15:20 (41.), 17:22 (44.), 20:23 (48.), 21:26 (53.), 22:28 (54.), 26:32 (Endstand)

Siebenmeter: 1/1 – 4/4
Schiedsrichter: Christoph Immel/Ronald Klein (Tönisvorst/Ratingen)
Beste Spieler: Olsen, Lehnhoff – Petersson, Myrhol, Groetzki.