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Badisches Bollwerk begeistert und legt die Basis

Löwen bezwingen den SC Magdeburg mit 30:22

Neun Spiele, neun Siege: Die Rhein-Neckar Löwen setzten ihre Erfolgsserie auch gegen den SC Magdeburg fort. Die Badener schlugen am Sonntag den SCM mit 30:22 (17:9) und holten sich damit auch wieder die Tabellenführung zurück. Die Basis für den Triumph vor 7278 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena war eine phänomenale erste Hälfte, in der die Löwen ihren Gegner mit Begeisterung und Euphorie quasi überrannten.

Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson meinte beim anschließenden Pressegespräch: „Im ersten Abschnitt haben wir vorne und hinten überragend gearbeitet. In den ersten zehn Minuten nach dem Wechsel haben wir uns dann zu schnell Würfe genommen. Das war eine schwache Phase von uns. Die letzten 20 Minuten waren dann aber wieder in Ordnung.“ Dagegen meinte SCM-Coach Frank Carstens: „Wir sind eigentlich nie richtig ins Spiel gekommen und haben in der ersten Halbzeit so ziemlich alles vermissen lassen, was uns ansonsten auszeichnet. Nach der Pause haben wir dann den Kopf hoch genommen und bis auf drei Treffer verkürzt, aber dann sind wir wieder in die alten Fehler verfallen. “

Die Partie begann wie schon die zurückliegenden der Löwen: Mit einer bärenstarken Abwehrleistung. Schnell setzten sich die Badener ab. 6:1 stand es nach neun Minuten, da hatte Niklas Landin Jacobsen seinen ersten Siebenmeter bereits pariert, es sollte neben fünf Paraden noch ein weiterer in diesem ersten Abschnitt folgen. Ein Däne in bester Laune zwischen den Pfosten – und eine Offensive, die es ordentlich krachen ließ. Beim 8:2 (11.) legte SCM-Coach Carstens die grüne Karte, das clevere und disziplinierte Spiel der Löwen konnte er damit aber nicht unterbinden. Mit Übersicht und ruhig spielten sie den bestpostierten Akteur frei – und trafen. Auch per Gegenstoß, wenn die Defensive ihrem Ruf als Bollwerk erneut gerecht wurde – und die Außen für die leichten Treffer verantwortlich zeichneten. Uwe Gensheimer trug sich bis zur Pause sechs Mal in die Torschützenliste ein und sorgte mit dafür, dass der Vorsprung der Badener zeitweise bis auf neun Treffer anwuchs.

Magdeburg war mit der Empfehlung, unter der Woche Frisch Auf Göppingen in der dritten Runde um den DHB-Pokal niedergekämpft zu haben, gekommen – ein Auswärtscoup nach Verlängerung, der Selbstvertrauen verliehen hatte. Aber der SCM wirkte im ersten Durchgang zeitweise ratlos, die Löwen hatten dagegen fast immer die richtigen Antworten parat. Die schnellen Außen der Ostdeutschen, Yves Grafenhorst und Robert Weber,  kamen kaum zum Zug, aus dem Rückraum ballerten Kneer, Schäpsmeier und Co. auch nicht wie sie sich das vorgestellt hatten. Zu beweglich, zu aggressiv agierte die Abwehr der Hausherren, die nur neun Gegentreffer bis zum Wechsel zuließ.

Im zweiten Abschnitt fielen die Badener dann in ein Konzentrationsloch. „Wir hatten in der Pause extra darauf hingewiesen, dass uns genau das nicht passieren darf, wir wollten schließlich auch die zweite Halbzeit gewinnen“, sagte Patrick Groetzki und begründete: „Es hat uns die Geschwindigkeit und die Power gefehlt und man darf eben in der Bundesliga keinen Deut nachlassen.“ Fehlpässe, Fehlwürfe, technische Fehler – fast acht Minuten blieben sie ohne Tor. Der SCM verkürzte auf 18:15 (40.), dann erlöste Rechtsaußen Groetzki die Gelbhemden, die nun wieder hellwach waren. Sesum und erneut Groetzki unterstrichen dies – 21:15 (44.). Die Löwen hatten den Schalter erneut umgelegt. Obwohl es nun in der Defensive nicht mehr ganz so gut klappte – auf Gensheimer, der es auf insgesamt elf Treffer brachte, war Verlass. Der Linksaußen blieb cool. Als der 26-Jährige den Siebenmeter zum 28:21 (56.) verwandelte und wenig später den Pass auf Groetzki spielte, der zum 29:21 vollendete, glich die SAP Arena einem Tollhaus. „Die Konzentrationsschwäche zu Beginn der zweiten Halbzeit war das einzige Manko. Ansonsten habe ich mich riesig über die Art und Weise gefreut, wie wir den ersten Durchgang absolviert haben“, erklärte Kapitän Gensheimer.

18:0 Punkte – weiter eine makellose Bilanz für die Badener. „Im August wussten wir nicht, wo wir stehen. Nun freuen wir uns, dass im Moment die Null steht. Keine Frage, das ist ein geiles Gefühl – und ich hoffe, dass wir das noch einige Zeit halten können“, so Gensheimer. 

„Das zeigt, dass die Mannschaft auf einem sehr, sehr guten Weg ist. Das zeigt aber auch, dass die Jungs Spaß haben, Handball zu spielen. Und die Freude springt immer mehr auf die Zuschauer über“, bilanzierte Manager Thorsten Storm.

Wo führt das hin? „Zum nächsten Spiel“, so Storm, der ebenso wie Löwen-Coach Gudmundsson den Blick auf die nächsten Aufgaben in der Liga lenkte. Nach den Partien der Nationalmannschaften in der EM-Qualifikation in der kommenden Woche lauten die nächsten Stationen: Hamburg (7.), Gummersbach (10.), zu Hause gegen Berlin (17.), Minden (20.) und zu Hause gegen Kiel (28.) – ohne Zweifel ein „heißer“ November für die Badener. Am Sonntag allerdings feierten sie erst mal einen ganz coolen Auftritt gegen Magdeburg. Und schickten die besten Wünsche an Bjarte Myrhol und seine Lebensgefährtin Charlotte, die ihr erstes Kind erwarten. Der Norweger hatte sich deshalb kurzfristig abgemeldet und weilte im Krankenhaus, wo sich der kleine Mann Zeit ließ, auf die Welt zu kommen.

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Stojanovic (ab 52.); Schmid (2) – Gensheimer (11/4) – Roggisch – Sesum (1) – I. Guardiola – Gerlich- Steinhauser (1) – Groetzki (5)- G. Guardiola (2)- Petersson (3)- Bitz (1)- Ekdahl du Rietz (4)

SC Magdeburg: Eijlers, Hammerschmidt; Wiegert (1) – Kneer (2) – Rojewski (6) – Landsberg- Pajovic (1) – van Olphen (2) – Hornke (3) – Grafenhorst (1) – Tönnesen (2/2) – Schäpsmeier – Weber (2/1) – Jurecki (2),

Strafminuten: Roggisch (2), Gerlich (2) – Wiegert (2), Pajovic (2), Jurecki (2) Grafenhorst (2)

Trainer: Gudmundur Gudmundsson – Frank Carstens

Zuschauer: 7278

Zeitstrafen: 2 – 4

Spielfilm: 4:1 (5.), 8:2 (10.), 11:4 (16.), 13:7 (20.) 16:8 (27.) 17:9 (Hz), 18:12 (36.) 18:14 (39.) 21:15 (44.) 24:18 (48.) 25:21 (53.), 28:21 (56.) 30:22 (Endstand)

Siebenmeter: 4/4 – 6/3

SC Magdeburg: Weber scheitert zwei Mal an Landin, Tönnesen trifft den Pfosten

Schiedsrichter: Andreas Pritschow / Marcus Pritschow (Leinfelden / Stuttgart)

Beste Spieler: Gensheimer – Rojewski