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Unglaubliche Aufholjagd mit Punkt belohnt

Löwen beweisen Riesenmoral und erkämpfen 27:27 beim TBV Lemgo

Was für ein Nervenkrimi! Die Rhein-Neckar Löwen krallten sich am Mittwochabend in allerletzter Sekunde einen Zähler. Bravo! Für eine ganz unglaubliche Aufholjagd! Die Badener trennten im  Bundesliga-Duell vom TBV Lemgo mit 27:27 (12:13), nachdem sie in der mit 3911 Zuschauern gefüllten Lipperlandhalle zeitweise schon mit sechs Toren zurückgelegen hatten. 

Nach 60 hart umkämpften Minuten bilanzierte Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson: „Wir haben heute nicht gut genug gespielt, um  zu gewinnen. Aber am Ende müssen wir sehr zufrieden sein mit diesem Punktgewinn. Und für die kämpferische Leistung verdient mein Team ein Riesenlob. Denn das war zeitweise eine Mission Impossible und ganz klar, haben wir am Schluss auch Glück gehabt.“ Manager Thorsten Storm erklärte: „Wir haben heute über weite Strecken nicht gut gespielt und aus dem Rückraum kam zu wenig Druck. Aber angeführt von Alex Petersson hat die Mannschaft wieder ihr großes Herz gezeigt und sich auch diesen Auswärtspunkt verdient. Das war in unserer Situation ganz klar ein gewonnener Punkt und ich freue mich sehr darüber. Schließlich hat Lemgo die zurückliegenden sieben Partien nicht durch Zufall gewonnen.“ TBV-Coach Dirk Beuchler meinte beim anschließenden Pressegespräch: „Ein Sieg wäre für meine Mannschaft heute verdient gewesen. Beim 25:20 haben viele – auch ich – daran gedacht, dass wir dieses Spiel gewinnen können. Der Sieg war zum Greifen nah, aber wir haben nicht zugepackt.“

Die Rollen vor dieser Partie am 24. Spieltag waren klar verteilt. Die Mannschaft der Stunde empfing das Überraschungsteam der Saison: Zuvor hatten die Ostwestfalen sieben Spiele gewonnen, die Badener wollten ihrer bislang so tollen Ausbeute in der laufenden Runde ein weiteres Erfolgserlebnis hinzufügen. Klar war für Coach Gudmundsson: Lösbar wird diese Aufgabe nur mit einer kompakten Abwehrleistung.  Und die Löwen spürten gegen die heimstarken Ostwestfalen früh, dass ihnen da ein ganz hartes Stück Arbeit bevorstehen würde. Das lag aber vor allem am eigenen Angriff. Denn im ersten Abschnitt wurden für die Badener insgesamt zehn Fahrkarten notiert, darunter einen Siebenmeter.  Die schwer erkämpften Bälle in der Defensive wurden vorne nicht konsequent genug genutzt. Anstatt mit einer Führung in die Pause zu gehen, mussten die Löwen deshalb kurz vor dem Wechsel den erneuten Rückstand hinnehmen. 12:13, nachdem die Gäste beim 4:3 (7.) zum ersten Mal in Front gelegen hatten und diese Führung bis zum 6:3 ausbauen konnten (10.). Dann allerdings gelang dem TBV ein 4:0-Lauf, Lemgo drehte die Partie, weil die Abwehr der Löwen in dieser Phase nicht kompakt genug stand – und in der Offensive die Durchschlagskraft und phasenweise auch die Konzentration fehlte. Die Folge: Den Ostwestfalen gelangen leichte Treffer. Aber die Löwen zeigten Moral, holten ein 7:9 und 9:11 (23.) auf.

Im zweiten Durchgang brauchten die Löwen zunächst erneut zu viele Chancen, um zum Torerfolg zu kommen, sie agierten zu langsam und scheiterten ein ums andere Mal an Keeper Lichtlein im Kasten. So zog Lemgo zum 18:15 (40.) davon. Und während die Hausherren weiter zu leichten Toren kamen und nach einem technischen Fehler der Badener zur ersten Vier-Tore-Führung vollendeten – 20:16 (43.), schickte sich Lichtlein an, das Torhüterduell für sich zu entscheiden. Auszeit Löwen. Wieder so ein Fehler, aber Petersson passte auf. 20:17. Groetzkis fünfter Treffer. Aber Lemgo blieb am Drücker. Schmid vergibt seinen zweiten Siebenmeter. Und Sorrentino zum 22:17 (46.).  Die Badener nun mit der Brechstange, aber der TBV ist frischer, kriegt die Abpraller. Die Badener wechseln die Torhüter erneut, nun wieder Landin für Stojanovic und sie stemmen sich mit aller Kraft gegen die drohende Niederlage. Allen voran Alex Petersson, der einen Doppelpack zum 23:19 markiert, Groetzki per Siebenmeter – ein 3:0-Lauf der Löwen. 

Auszeit Lemgo. Die Gudmundsson-Sieben zeigt Charakter und Leidenschaft, dann bekommt Roggisch eine Zeitstrafe. In Unterzahl kassieren sie das 20:25 (54.). Aufgeben gibt’s nicht. Schmid, Sigurmannsson, Groetzki in Überzahl. Die Badener holen auf. Myrhol zum Anschluss. Das war nichts für schwache Nerven. 25:24 (58.), Bechtloff mit seinem achten Treffer, aber Petersson antwortet prompt. Landin lenkt ein Geschoss an die Latte – und Sigurmannsson mit dem 26:26-Ausgleich. Die letzte Minute läuft, Lemgo in Ballbesitz. Noch 25 Sekunden. Auszeit Lemgo. Gedeon Guardiola gegen Gunnar Dietrich. Zu hart entscheiden die Schiedsrichter. Siebenmeter Lemgo. Bechtloff verwandelt. Die Uhr läuft runter. Aber die grüne Karte von Coach Gudmundsson liegt. Spielaufsicht Uwe Stemberg zeigt noch fünf Sekunden an. Und die nutzen die Löwen. Mit zwei Kreisläufern – und Spielmacher Schmid mit aller Macht und Verzweiflung aus dem Rückraum: Die Kugel rutscht unter Keeper Lichtlein zum 27:27 ins Netz. Aus, Schluss, vorbei. Die Löwen jubeln über einen sensationell erkämpften Punkt.

Bereits am Samstag steht für die Badener die nächste Aufgabe im EHF-Cup an. Dann ist das slowakische Team von Tatran Presov Gegner der Löwen in der Mannheimer GBG-Halle. Anwurf ist um 19 Uhr. Die Halle öffnet um 18 Uhr.

  

TBV Lemgo: Lichtlein, Dresrüsse (n.e.), Niemeyer (1), Bechtloff (10/5),Kehrmann (3), Sorrentino Sala (2), Strobel (4), Hermann (1), Pekeler (4), Dietrich (1), Haenen (n.e.), Schmidt (n.e.), Zieker (1),

Rhein-Neckar Löwen: Landin-Jacobsen, Stojanović ( 25.-47.); Schmid (6/4), Roggisch, Sesum (3), I. Guardiola (1) , Sigurmannsson (2) , Myrhol (2), Steinhauser (n.e.) , Abt (n.e.), Groetzki (7/1), G. Guardiola, Petersson (6) , Bitz (n.e.)

Trainer: Dirk Beuchler –  Guðmundur Guðmundsson

Strafminuten: Hermann (4), Sorrentino Sala (2), Pekeler (4), Dietrich (2) – Sesum (2), Myrhol (2), G. Guardiola (2), Petersson (2), Roggisch (2)

Zuschauer:  3911

Zeitstrafen: 11

Spielfilm: 3:3 (5.), 3:6 (9.), 7:6 (14.), 9:9 (19.), 12:12 (25.) 13:12 (HZ) 15:14 (35.), 18:15 (40.), 20:16 (43.), 23:20 (50.), 25:21 (55.), 25:24 (57.), 27:26 (60.), 27:27 (EN)

Siebenmeter: 5 / 4 – 5 / 3

TBV Lemgo: Bechtloff scheitert an Landin-Jacobsen

Rhein-Neckar Löwen: Schmid scheitert an Lichtlein

Rhein-Neckar Löwen: Schmid wirft neben das Tor

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies ( Magdeburg)

Beste Spieler: Bechtloff – Schmid, Groetzki