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Löwen kämpferisch top, aber mit Luft nach oben

EHF-Cup: Badener verlieren das Viertelfinal-Hinspiel in Magdeburg mit 28:31

Die Hypothek beträgt drei Treffer: Die Rhein-Neckar Löwen haben im Viertelfinal-Hinspiel um den EHF-Cup beim SC Magdeburg eine 28:31 (12:16)-Niederlage kassiert und müssen nun im Rückspiel am nächsten Samstag diesen Drei-Tore-Rückstand wettmachen, wenn sie doch noch auf den Zug Richtung Final Four in Nantes aufspringen wollen. Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson konstatierte: „Ich bin mit der Abwehrleistung in der ersten Halbzeit und zeitweise auch im zweiten Durchgang nicht zufrieden, als wir auch in der Rückwärtsbewegung zu langsam waren. Zufrieden bin ich allerdings mit der kämpferischen Leistung und dem Willen meiner Mannschaft. Schließlich sah es Mitte des zweiten Abschnitts nicht so gut für uns aus. Deshalb bin ich am Ende froh, dass wir nur mit drei Toren verloren haben.“ Vor 3342 Zuschauern in der Magdeburger GETEC Arena lagen die Badener im zweiten Abschnitt zeitweise mit sieben Treffern zurück, kämpften sich in der Schlussphase aber wieder heran. Noch einmal Gudmundsson: „Keine Frage, wir haben einiges zu verbessern und müssen uns steigern. Das wird keine einfache Aufgabe, die uns nächstes Wochenende erwartet. Wir haben einiges zu tun.“ Manager Thorsten Storm erklärte: „Nach der ersten Halbzeit dieses Viertelfinals liegen wir mit drei Toren zurück. Das wird jetzt verdammt schwer im Rückspiel, aber es ist möglich. Das wird eine ganz heiße Kiste am nächsten Samstag in Mannheim. Ich hoffe auf unsere Fans. Sie werden eine wichtige Rolle spielen.“

Der SCM war als einzige Mannschaft in der Gruppenphase des EHF-Cups ohne Niederlage geblieben. Die Truppe aus Sachsen-Anhalt stellte die beste Defensivabteilung, die Löwen setzten dieser die zweitbeste Offensive aus den zurückliegenden EHF-Cup-Paarungen entgegen.  Dabei hatte es allerdings in den jüngsten Auftritten in der Liga ordentlich im Angriff der Löwen geknirscht. Zu viele freie Chancen konnten nicht genutzt werden. Dieses Manko sollte nun in diesem deutsch-deutsch Duell auf internationaler Bühne behoben werden. Und die guten Vorsätze fruchteten zunächst, die Chancenverwertung der Badener war in der Anfangsphase in Ordnung. Allerdings schlichen sich mit zunehmender Spielzeit immer mehr Unkonzentriertheiten bei den Löwen ein, die beste Möglichkeiten  ausließen und nach dem 10:11 (18.) fast zehn Minuten ohne Torerfolg blieben – und die Liste der Fahrkarten dann doch im ersten Abschnitt bis auf neun angewachsen war. So baute die Truppe aus Sachsen-Anhalt ihren Vorsprung über 13:10 (26.) und 15:11 (29.) auf 16:12 zur Pause aus. Dabei gelangen dem SCM in einer zunehmend hektischen und hitzigen Partie zwei Treffer in Unterzahl, während zu den zwölf Toren der Badener bis dahin auch vier verwandelte Siebenmeter von Andy Schmid gehörten.

Begonnen hatte die Begegnung mit einer Führung der Löwen durch den Mann, der wenige Tage zuvor in der Liga gegen Gummersbach bereits neun Mal eingenetzt hatte: Zarko Sesum machte mit dem Torewerfen dort weiter, wo die Löwen vor drei Wochen ein 20:20 am 27. Spieltag der Bundesliga ertrotzt hatten. Allerdings war früh klar, dass dieses Mal mehr Treffer fallen würden. Coach Gudmundsson schickte erneut zunächst den jungen Jonas Maier zwischen die Pfosten. Co-Trainer Tomas Svensson trug wieder das Jersey mit der Nummer 1, während der verletzte Abwehrchef Oliver Roggisch auf der Bank mit dem A des Mannschaftsverantwortlichen Platz nahm. Und zunächst marschierten beide Teams im Gleichschritt, ehe sich der Rückraum der Magdeburger zunehmend als durchschlagskräftiger erwies, Kneer mit dem 10:8 (16.) für die erste Zwei-Tore-Führung sorgte, die insbesondere Rechtsaußen Weber weiter ausbaute.

Nach dem Wechsel verkürzte zwar zunächst Groetzki, aber in Unterzahl kassierten die Löwen das 13:18 (34.). Fünf Tore Rückstand. Die Hypothek wuchs an, aber es wurde noch bitterer für die Badener, die nicht nur weiter sehr gute Möglichkeiten ausließen, sondern sich auch zu viele technische Fehler erlaubten.  Und in der Abwehr nicht mehr konsequent und aggressiv genug agierten. Die Folge: In vier Minuten legten die Magdeburger einen 4:0-Lauf hin, stürmten von 19:16 auf 23:16 (42.) davon. Aber dann besannen sich die Löwen auf ihre Tugenden: Wille, Charakter, Leidenschaft – und unbändigen Kampfgeist. Kreisläufer Bjarte Myrhol bohrte sich unnachahmlich in die gegnerische Defensive. Der Norweger (mit acht Treffern erfolgreichster Werfer der Löwen) übernahm die Führungsrolle in der Aufholjagd, ein 3:0-Lauf brachte das 24:20 (47.).  Aber erneut fielen die Gäste in ein kleines Konzentrationsloch, die 15. Fahrkarte (von insgesamt 17) war fällig. Das 27:21 – und wieder eine Sechs-Tore-Führung (50.) für den SCM auch. Ehe die Löwen erneut zubissen, Schmid, Myrhol, Sigurmannsson und Gedeon Guardiola verkürzten auf 27:25 (54.). Auszeit SCM, der drei Minuten vor dem Ende wieder auf 31:27 erhöhen konnte, ehe Petersson den letzten Treffer dieser Partie erzielte. SCM-Coach Frank Carstens lobte ebenfalls die kämpferische Leistung seines Teams: „Drei Tore Vorsprung sind super. Toll, dass wir gewonnen haben. Die Entscheidung fällt aber nächstes Wochenende in Mannheim.“

 

SC Magdeburg: Gustavsson (bei drei Strafwürfen und ab 55.), Eijlers; Hartfiel (n.e.), Wiegert, Kneer (6), Musche, Landsberg, van Olphen (5), Hornke, Natek, Grafenhorst (3), Tönnesen (1), Schäpsmeier (5), Weber (6/1), Jurecki (5)

Rhein-Neckar Löwen: Landin-Jacobsen (ab 31.) Maier, Svensson (n.e.); Schmid (6/4), Sesum (3), I. Guardiola, Sigurmannsson (3), Myrhol (8), Groetzki (3), G. Guardiola (1), Petersson (4), Bitz (n.e.), Schmidt (n.e.), Ekdahl du Rietz,

Trainer: Frank Carstens –  Guðmundur Guðmundsson

Strafminuten: Musche (2), Jurecki (4), Wiegert (2), Kneer (2) – du Rietz (2), Petersson (2), Sigurmannsson (2)

Zuschauer: 3142

Zeitstrafen: 5 – 3

Spielfilm: 6:6 (10.), 10:8 (15.), 11:10 (20.), 13:10 (25.), 16:12 (HZ), 21:16 (38.), 23:17 (43.), 27:22 (50.), 31:27 (56.), 31:28 (EN)

Siebenmeter: 1/1  – 5/4

Rhein-Neckar Löwen: Schmid scheitert an Gustavsson

Schiedsrichter: André Philipp Buache / Marco Meyer (Schweiz)

EHF Beobachter: Klaus Lang (Österreich)

Beste Spieler: Eijlers, Jurecki, – Myrhol