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Mit Herz und Kampf zum elften Sieg

Löwen schlagen auch die HSG Wetzlar

Die Rhein-Neckar Löwen haben am frühen Sonntagabend vor 9606 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena auch das elfte Bundesligaspiel der laufenden Saison gegen die HSG Wetzlar mit 26:18 (10:11) gewonnen. Die Badener brauchten dabei rund 20 Minuten Anlaufzeit, in denen ihnen nicht viel gelang. Danach überzeugten die Gastgeber aber und fuhren am Ende nach einer starken zweiten Hälfte den verdienten Sieg ein.

Die Gelbhemden haben durch den Erfolg mit 22:0 Punkten die Tabellenführung in der Handball-Bundesliga weiter ausgebaut. Die Löwen haben nach dem elften Sieg im elften Spiel nun vier Punkte Vorsprung vor der MT Melsungen, die in Magdeburg 28:28 unentschieden spielte. Auf Platz zwei steht allerdings die SG Flensburg-Handewitt (17:5), die eine Partie mehr als die Hessen absolviert hat. „Das sieht gut aus, die Jungs haben es sich verdient, aber jetzt stehen mit den Partien in Hamburg, Flensburg und Melsungen schwere Spiele an, wir müssen sehen, wo wir danach stehen“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen.

Bis zum elften Sieg im elften Bundesligaspiel war es allerdings ein hartes Stück Arbeit. Vor allem im Angriff enttäuschten die Löwen in der Anfangsphase. Das einzige, was in der Offensive funktionierte, waren die Anspiele von Andy Schmid auf Kreisläufer Rafael Baena. Der Spanier erzielte in der ersten Viertelstunde einen Treffer und holte zwei Siebenmeter heraus, die Uwe Gensheimer verwertete. Vor allem der Rückraum aber enttäuschte. Da war zu wenig Bewegung, die Abläufe stimmten nicht, die Abschlüsse wurden meistens nicht aus dem Spielfluss heraus, sondern per Einzelaktion gesucht. Alexander Petersson und Kim Ekdahl du Rietz machten aus fünf Versuchen null Treffer. „Wir waren im Angriff nicht so gut“, monierte Löwen-Torwart Mikael Appelgren. So lagen die Badener nach 24 Spielminuten mit 6:9 hinten.

Gästetorwart Andreas Wolff hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon sieben Paraden geschafft, die Löwen insgesamt neun Torchancen ausgelassen. Die Badener konnten froh sein, dass sie nicht deutlicher zurücklagen, da den Hessen zweimal bei der Chance, einen Tempogegenstoß zu laufen, ein Passfehler unterlief. „In der ersten Halbzeit haben wir zu viele Chancen ausgelassen“, sagte Jacobsen.

Das Angriffsspiel der Löwen wurde erst besser, als Nikolaj Jacobsen Mads Mensah Larsen und Harald Reinkind nach einer Auszeit brachte. Die Löwen agierten in der Offensive nun bissiger, plötzlich wurden gute Chancen herausgespielt, die Wetzlarer Abwehr in Bewegung gebracht und wenn die Löwen zum Abschluss kamen, dann aus viel besseren Wurfpositionen. „Die beiden haben das mit ihrer Wurfkraft super gemacht“, lobte Jacobsen. So konnten sich die Gastgeber in den letzten Minuten bis zur Pause auf einen Treffer (10:11) herankämpfen. Die Wetzlarer spielten bis dahin im Angriff clever. Die Hessen suchten nicht den schnellen Torabschluss, sondern spielten lange, oft hart am Rande eines Zeitspiels. Und obwohl die Löwen eigentlich gut verteidigten, kamen die Gäste am Ende der Offensivaktion dann doch oftmals irgendwie zum erfolgreichen Abschluss. „Sie haben das gut gemacht. Irgendwie ist der Ball dann immer durchgerutscht, das hat uns zermürbt“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer. Und Jacobsen meinte: „In der Abwehr standen wir gut, wir waren nur zu ungeduldig, weil wir zu schnell den Ball erobern wollten.“ Vor allem aber machten die Gäste im Angriff sehr wenig Fehler, sodass die Löwen keine Tempogegenstöße laufen konnten. Die Gastgeber waren damit ihrer wohl stärksten Angriffswaffe beraubt.

Erstmals gelang den Gelbhemden ein Gegenstoß und ein Kontertreffer in der 36. Spielminute durch Gensheimer. Die Badener zeigten in der zweiten Halbzeit dann das Gesicht, das sie schon in den letzten Minuten des ersten Durchgangs gezeigt hatten. Im Angriff wollte zwar nicht alles klappen, aber vor allem Reinkind (5 Treffer) und Larsen (4) imponierten, dazu verwertete Gensheimer seine Siebenmeter. Der Kapitän traf siebenmal bei sieben Versuchen von der Siebenmeterlinie, insgesamt kam der Nationalspieler auf zehn Treffer. „Wir haben im Angriff in der zweiten Hälfte viel ruhiger agierte“, sagte Löwen-Torwart Mikael Appelgren.

Vor allem aber steigerten sich die Löwen in der Abwehr nochmals, nur drei Treffer erzielten die Gäste in den ersten 15 Minuten nach der Pause. Das lag auch an Appelgren selbst. Der Schwede hatte bis zum Seitenwechsel ausbaufähige vier Paraden gezeigt, nach dem Wechsel war er phasenweise kaum zu bezwingen, reihte Parade an Parade. Am Ende der Begegnung hatte der Schlussmann 14 Bälle abgewehrt. Wetzlar traf im zweiten Durchgang nur noch sieben Mal. „Mikael hat sich gesteigert“, lobte Jacobsen. Und Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé meinte: „Wetzlar hat uns das Leben lange schwer gemacht. An der zweiten Halbzeit gibt es dann aber wenig zu mäkeln.“

So konnten die Löwen nicht nur den knappen Pausen-Rückstand aufholen, sondern sich Tor um Tor absetzen. Nach 47 Spielminuten führten die Gastgeber beim 19:14 erstmals mit fünf Toren – und ein Abend, an dem es anfangs gar nicht gut für die Löwen und deren Anhänger aussah, nahm dann doch noch einen schönen Verlauf. „Die Zuschauer haben uns super unterstützt“, bedankte sich Gensheimer nach dem Spiel. Zuvor hatten es er und seine Mannschaftskameraden schon spielerisch auf dem Feld getan. Denn in den letzten Minuten der Begegnung setzten sich die Löwen weiter ab, führten mit 23:16 (54.), in der Schlussminute erhöhte Gedeon Guardiola dann sogar auf acht Tore Differenz (26:18). „Am Ende musste man dann einfach anerkennen, dass die Löwen sehr gut gespielt haben“, sagte HSG-Trainer Kai Wandschneider.

Rhein-Neckar Löwen – HSG Wetzlar 26:18 (10:11)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Stochl (für einen Siebenmeter) –  Schmid (5), Gensheimer (10/6), Kneer (n.e.), Sigurmannsson (n.e.), Baena (1), Larsen (4), Reinkind (5), Guardiola (1), Steinhauser (n.e.), Groetzki (1), Ekdahl du Rietz, Pekeler, Petersson

HSG Wetzlar: Wolff, Weber – Prieto Martos, Lipovina (1), Ferraz (2), Weber (1), Laudt (3), Holst (7/5), Fäth (2), Bliznac, Joli, Klesniks, Kohlbacher (1), Rompf, Müller, Hahn (1)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Kai Wandschneider

Schiedsrichter: Fabian Baumgart/Sascha Wild

Zuschauer: 9606

Strafminuten: 4/8