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Der Pokaltraum geht weiter – Löwen fahren zum REWE Final Four

Dramatischer 22:21 Erfolg im Viertelfinale gegen die MT Melsungen

Die Rhein-Neckar Löwen haben zum neunten Mal die Endrunde um den DHB-Pokal erreicht. Das REWE Final Four steigt am 30. April/1. Mai 2016 in Hamburg. Neben den Löwen stehen auch die SG Flensburg-Handewitt, der SC Magdeburg und der Bergische HC unter den besten vier Pokalmannschaften. Die Badener gewannen am Mittwochabend in der ausverkauften Ludwigshafener Friedrich-Ebert Halle vor 2140 Zuschauern im Viertelfinale gegen die MT Melsungen mit 22:21 (15:11). Die Schlussphase war dramatisch, Uwe Gensheimer verwandelte den entscheidenden Siebenmeter zum Sieg erst nach der Schlusssirene. Die Gäste aus Nordhessen kündigten nach dem Spielende einen Protest an.

Für die  Löwen geht durch den Erfolg am heutigen Abend zum neunten Mal in den vergangenen elf Jahren die Reise zum Endturnier um den DHB Pokal. Gleichzeitig können die Gelbhemden weiterhin vom ersten Pokalsieg ihrer Vereinsgeschichte träumen. „ Wenn du nach Hamburg fährst, willst du auch den Pokal gewinnen“, sagte Torhüter Mikael Appelgren. Als die letzten fünf Spielminuten in der Friedrich-Ebert-Halle begannen, hielt es kaum noch einen der 2140 Zuschauer auf seinem Platz. Rafael Baena hatte in diesem Pokalkrimi die Badener gerade mit 21:20 in Führung geworfen. Es war ein Lebenszeichen der Löwen, nachdem sie in den 20 Minuten zuvor schon eine Fünf-Tore-Führung (17:12) verspielt hatten. Fast alle Zuschauer zitterten mit den Gastgebern, die unbedingt wieder nach Hamburg wollten.

Doch es ging spannend weiter. Sehr spannend. Auszeit Melsungen. Ballgewinn Löwen. Ballverlust Löwen. Parade Mikael Appelgren, Fehlwurf Patrick Groetzki. Dann der Ausgleich von Melsungen durch Patrik Fahlgren. Noch zwei Minuten waren da zu spielen. Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen nahm eine Auszeit. Andy Schmid scheiterte anschließend. Die Gastgeber blieben im Ballbesitz, doch auch Mads Mensah Larsen scheiterte. Plötzlich, 75 Sekunde vor dem Ende der Partie, waren die Gäste im Vorteil. Doch die Löwen wehrten alle Versuche, der Melsunger zum Abschluss zu kommen ab, schlussendlich parierte Appelgren gegen seinen Ex-Verein den Wurf von Michael Müller fünf Sekunden vor Schluss. Weil Melsungens Spielmacher Timm Schneider den Ball anschließend nicht sofort ablegte, bekam er für diese Unsportlichkeit die Rote Karte und die Löwen zudem einen Siebenmeter zugesprochen. Die Emotionen kochten bei den Gästen nun hoch, Philipp Müller bekam ebenfalls noch eine Zeitstrafe, weil er Gensheimer bei der Ausführung des Siebenmeters störte. Doch der Kapitän traf, 22:21, die Löwen fahren erneut nach Hamburg. „Es war keine einfache Situation, aber ich hatte keine Lust auf Verlängerung“, sagte Gensheimer mit einem Grinsen im Gesicht.

Die Löwen erwischten einen klasse Start in die Begegnung, führten nach acht Spielminuten mit 4:1. Es schien, als wollten die Gastgeber früh ihr Hamburg-Ticket buchen. Allerdings mussten die Badener in der ersten Viertelstunde nach Zwei-Minuten-Strafen dreimal in Unterzahl agieren, was es den Gästen nach der 6:3-Führung der Badener ermöglichte, über 5:7 zum 7:7 auszugleichen – und die Partie bis in die Schlussphase der ersten Hälfte (10:10/22.) ausgeglichen zu gestalten. „Dreimal Unterzahl und trotzdem deutlich geführt, das haben wir zu Beginn sehr gut gemacht“, sagte Löwen-Manager Lars Lamadé.

Die Löwen standen in ihrer 6:0-Formation mit Gedeon Guardiola und Hendrik Pekeler im Innenblock sicher in der Abwehr, vor allem Torwart Mikael Appelgren konnte sich im ersten Durchgang gegen seinen Ex-Club auszeichnen. Die Nummer eins der Löwen wehrte im ersten Durchgang zehn Würfe der Melsunger ab, und war in den ersten 30 Spielminuten der beste Akteur der Partie und stach seinen Gegenüber Johan Sjöstrand (sechs Paraden) bis dahin aus. „Wir haben das in der Abwehr gut gemacht“, sagte Appelgren. Dank der guten Leistung der Abwehr und der sehr guten Vorstellung des Schweden kamen die Melsunger bis zur Pause nur auf elf Treffer.

Im Angriff hatten die Löwen phasenweise kleinere Probleme mit der soliden Deckung der Gäste, vor allem Anspiele zum Kreis gestatteten die Gäste den Löwen so gut wie keine. Rafael Baena kam erst in den letzten drei Minuten des ersten Durchgangs zweimal an den Ball – und holte zwei Siebenmeter raus, die Uwe Gensheimer ähnlich souverän verwandelte wie die beiden Versuche zuvor. So musste vor allem der Rückraum für Tore sorgen, was Alexander Petersson zu Beginn tat, der Isländer erzielte drei der ersten fünf Löwen-Tore, während später Mads Mensah Larsen für Druck aus dem Rückraum sorgte. Er machte seine Sache im linken Rückraum gut, der Däne musste früh für Kim Ekdahl du Rietz ran, der nach zwölf Minuten bereits zwei Strafzeiten kassiert hatte und von Jacobsen von da an bis Mitte der zweiten Hälfte auf der Bank gelassen wurde. „Wir haben das vor allem in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte richtig gut gespielt“, sagte Gensheimer.

Im zweiten Durchgang war auch der angeschlagen in die Partie gegangene Gensheimer nicht dabei, der Kapitän kam nur noch für Siebenmeter auf das Parkett. In den ersten Minuten nach der Pause schien es, als könnten die Löwen sich weiter absetzen und die Partie frühzeitig entscheiden. Die Gelbhemden ließen in den ersten neun Minuten der zweiten Hälfte nur einen Gegentreffer zu, weil sie extrem konsequent und konzentriert verteidigten. „Bis dahin haben wir gut gespielt“, sagte Nikolaj Jacobsen. Doch nach dem 17:12 (38.) gelang den Gästen ein 3:0-Lauf innerhalb von zwei Minuten zum 17:15. Die Löwen konnten sich zwar postwendend wieder auf vier Treffer absetzen, doch spätestens jetzt entwickelte sich ein packender Pokalfight.

Die Partie war zu diesem Zeitpunkt längst keine mehr, die einen Schönheitspreis verdient hatte, sondern eine Begegnung, in der sich nun technische Fehler, Stürmerfouls und Nickeligkeiten häuften. Tore fielen kaum noch. Es war klar, nicht die bessere Mannschaft, sondern die mit dem größeren Willen würde das Spiel für sich entscheiden.

Vor allem den Löwen fiel im Angriff nur noch wenig ein, sie hatten in den ersten 24 Spielminuten des zweiten Durchgangs gerade einmal fünf Treffer erzielt, auch weil Melsungens Torhüter Sjöstrand nun klasse hielt. „Melsungen hat gut gedeckt, wir haben im Angriff zu statisch gespielt“, monierte Appelgren. Und Jacobsen meinte: „In den letzten 20 Minuten haben wir schlecht gespielt.“ So waren die Gäste beim 19:18 (50.) zum ersten Mal seit der 25. Spielminute wieder bis auf einen Treffer dran, drei Minuten später gelang ihnen dann mit dem 20:20 der Ausgleich. Und dann wurde es richtig spannend. „Wichtig war, dass wir bis zum Ende gekämpft haben“, sagte Gensheimer.

Auf wen die Löwen im Halbfinale am 30. April des kommenden Jahres treffen, entscheidet sich erst am 9. Februar 2016. Dann wird in Hamburg das REWE Final Four 2016 ausgelost. Informationen zum Kartenvorverkauf für die Endrunde folgen in Kürze. „Wir warten nun auf die Zuteilung der Karten durch die Handball Bundesliga, und werden unseren Fans dann Informationen zum Preis, Verkaufsstart und selbstverständlich auch zu Reisepaketen nach Hamburg anbieten“, so Löwen-Manager Lars Lamadé.

Rhein-Neckar Löwen – MT Melsungen 22:21 (15:11)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Ristovski (für einen Siebenmeter) –  Schmid, Gensheimer (8/7), Kneer (n.e.), Sigurmannsson, Baena Gonzalez (1), Larsen (4), Guardiola (1), Steinhauser (n.e.), Groetzki (2), Ekdahl du Rietz (2), Pekeler, Petersson (4), Reinkind (n.e.)

MT Melsungen: Sjöstrand, Villadsen (für zwei Siebenmeter) – Maric (3), Sellin (4/4), Fahlgren (1), Forstbauer (1), Hildebrand, Danner (2), Philipp Müller, Boomhouwer (1), Rnic (3), Schneider (1), Allendorf (1), Michael Müller (3)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Michael Roth

Schiedsrichter: Immel/Klein

Zuschauer: 2140

Strafminuten: 6/10

Siebenmeter: 7/7 – 6/4

Allendorf scheitert an Appelgren

Rnic wirft über das Tor

Zeitstrafen:  Ekdahl du Rietz (4), Gensheimer (2) – Allendorf (2), Michael Müller (4), Fahlgren (2), Philipp Müller (2)  

Rote Karte: Schneider (60.)

Spielfilm: 3:1 (6.), 6:3 (12.), 7:7 (17.), 9:10 (20.), 14:11 (28.), 15:11 (Hz.), 17:12 (38.), 17:15 (42.), 19:18 (50.), 21:20 (54.), 22:21 (Ende)

Beste Spieler: Appelgren, Gensheimer – Sjöstrand.