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„Borko und Stefan unsere Matchwinner“

Löwen schlagen KiF Kolding Kopenhagen mit 24:20 (12:11)

Das war das ein hartes Stück Arbeit für die Rhein-Neckar Löwen im Rückspiel der Gruppenphase der VELUX EHF Champions League gegen den dänischen Meister KIF Kolding Kopenhagen. Vor 2824 Zuschauer in der Frankfurter Fraport-Arena benötigten die nicht überzeugenden Badener am gestrigen Abend eine Anlaufzeit von über 20 Minuten, ehe sie in der Lage waren, den keck aufspielenden Gästen Paroli zu bieten. Nach einer 12:11-Pausenführung konnten die Gelbhemden im zweiten Durchgang ihre Leistungssteigerung stabilisieren, sodass  am Ende der 24:20-Erfolg auch als verdient bezeichnet werden muss. Bei den Löwen kamen  Hendrik Pekeler, Marius Steinhauser und Mikael Appelgren nicht zum Einsatz, während Uwe Gensheimer nur einmal zur Exekution eines Siebenmeters das Feld betrat. Aus dem restlichen Aufgebot stachen mit dem siebenfachen Torschützen Stefan Sigurmannsson und Schlussmann Borko Ristovski (15 Paraden)zwei Akteure heraus, die Kollege Kim Ekdahl du Rietz nach dem Schlusspfiff denn auch zutreffend als „unsere Matchwinner“ bezeichnete.

Regelrecht kalt erwischt wurden die Löwen in der Anfangsphase der Partie. Lediglich Torhüter Borko Ristovski hatte von Beginn an die richtige Betriebstemperatur erreicht, als er gleich beim ersten Kolding-Angriff einen Siebenmeter von KIF-Regisseur Bo Spellerberg zu Nichte machte, dann aber gegen den Nachwurf zum 0:1 machtlos blieb. Überraschend viele technische Fehler bestimmten danach das Spiel der Löwen–Stürmerfoul Petersson, Fehlpass Kneer, Fehlpass Petersson, technischer Fehler Ekdahl du Rietz -, was entweder Rückschlüsse auf Nervosität oder mangelnde Konzentration zuließ. So dauerte es bis zur 8. Minute, ehe der blendend aufgelegte Stefan Sigurmannsson den ersten Löwen-Treffer zum 1:3 erzielte. Auch in der Folgezeit zeigten die dänischen Gäste das gefälligere Spiel. Gute Auslösehandlungen im Positionsangriff bewiesen deutlich die Handschrift des neuen KiF-Trainers Carlos Ortega, der seinem Team auch eine offensiv, aggressive Deckungsarbeit verordnet hatte.

Gegen die nicht sattelfeste Löwen-Abwehr kam der Tabellenletzte der Champions-League-Gruppe „B“ immer wieder zu freien Wurfmöglichkeiten, doch im Tor der Löwen stand mit Borko Ristovski ein wahrer Zerberus, der serienweise die besten Chancen des Gegners vereitelte und dafür sorgte, dass die Badener trotz des 3:8 (14.) nicht noch deutlicher in Rückstand gerieten. Angestachelt durch Hallensprecher Kevin Gerwin, der in der ehemaligen Frankfurter Ballsporthalle das Publikum ständig auf  Anfeuerungsniveau hielt, legten die Löwen dann doch noch einen Gang zu und kamen prompt mit der schnellen Mitte zum Erfolg. Zweimal netzte der in die Offensive gewechselte Stefan Kneer zum 5:8 und 6:8 ein, ehe der Rotschopfkurz danach mit seinem dritten Treffer zum 9:9 (24. Min.) die Fraport Arena zum Kochen brachte. Als dann noch Mads Mensah mit einem wunderbaren Wurf in den Winkel zum 10:10 (27.) dem besten KiF-Akteur Kasper Hvidt keine Abwehrchance  ließ, auf der Gegenseite Borko Ristovski mit einem unglaublichen Reflex eine freie Möglichkeit von KiF-Linksaußen Magnus Landin parierte, war die Zeit der ersten Löwen-Führung gekommen. Harald Reinkind blieb es vorbehalten, nach einer stark durchgezogenen Kombination des Löwen-Angriffs  das 11:10 zu markieren. Der ehemalige Berlinen Konstantin Igropolu egaliserte zwar postwendend die Mannheimer Führung, doch Patrick Groetzki traf wenige Sekunden vor der Pause zum etwas glücklichen 12:11-Halbzeitstand.

Nach dem Wechsel kam ein anderes Löwen-Team auf das Feld. Offenbar hatte Coach Nikolaj Jacobsen in der Kabine die richtigen Worte gefunden, denn jetzt präsentierten sich die Badener plötzlich mit konzentrierten Angriffsaktionen. Hatten die Rhein-Neckar Löwen in der ersten Halbzeit sechs Angriffe bis zu ihrem ersten Treffer benötigt, ging es nach Wiederanpfiff Schlag auf Schlag. Nach den ersten vier erfolgreichen Abschlüssen hieß es schnell 16:12 (34.), und hätte danach nicht Kasper Hvidt prächtig gegen Groetzki und Mensah pariert, die Dänen aus Kolding und Kopenhagen wären schon frühzeitig deutlicher ins Hintertreffen geraten. So blieb die Partie weiter eng, wobei sich die Löwen immer wieder bei Borko Ristovski bedanken mussten, dass der Gegner auf eine Drei-Tore-Differenz gehalten werden konnte. Über die Stationen 19:16 (47.), 20:17 (49.) und 21:18 (52.) ging es in die Schlussphase, in der Andy Schmid nochmals mit einem Doppelschlag bis zum 22:18 (54.) den Beifall des Publikums einheimste. Danach überraschte Kopenhagen die Löwen-Abwehr mit einem schön herausgespielten Kempa-Treffer (Igropolu auf Landin) zum 23:20, doch die Akzente setzten zum Abschluss die beiden besten Spieler der Mannheimer: Erst entschärfte Borko Ristovski einen freien Wurf von  Andersson, ehe Stefan Sigurmannsson seine Gala-Vorstellung mit dem Treffer zum 24:20-Endstand krönte.

Für KiF-Coach Carlos Ortega war die Begegnung bis zum Ende eng, „doch wir haben es versäumt in der sehr guten ersten Halbzeit einen deutlicheren Vorsprung zu erzielen“. KiF-Spielmacher Bo Spellerberg sah sein Team auf einem guten Weg, „weil es zunächst so aussah, dass uns eine Überraschung gelingen könnte. Jetzt sind wir natürlich enttäuscht über das Ausscheiden aus dem Wettbewerb, doch wir sind optimistisch, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein, denn die ersten Trainigseinheiten mit unserem neuen Coach haben uns schon weiter gebracht“. Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen räumte ein, „dass KiF in den ersten zwanzig Minuten besser war als wir. Doch wichtige Tore von Stefan (Kneer) haben uns wieder ins Spiel gebracht. Unsere knappe Führung war nie sicher, doch KiF leistete sich in der Schlussphase leichte Fehler, sodass der Sieg nicht mehr in Gefahr geriet.“

Rhein-Neckar Löwen – KiF Kolding Kopenhagen 24:20 (12:11)

Löwen: Ristovski, Appelgren (n.e.); Schmid (3), Gensheimer, Kneer (4), Sigurmannsson (7), Baena Gonzales (2), Steinhauser (n.e.), Larsen (2), Pekeler (n.e.), Groetzki (1), Reinkind (2), Guardiola (1), Petersson, Ekdahl du Rietz (2).

Kopenhagen: Hvidt; Karlsson, Laen (1), Jorgensen, Andersson (5), Spellerberg (5), Beuschau, Landin (3/1), Irming Andersen, Viudes (4), Cleverly, Augustinussen, Enderleit, Asmussen, Igropolu (2).

Schiedsrichter: Krstic, Ljubic (Kroatien) – Zuschauer: 2824 – Zeitstrafen: 2Min. : 6 Min. (Groetzki – Igropolu, Andersson, Landin) – Siebenmeter: 2/0 : 2/1 ( Schmid und Gensheimer scheitern beide an Hvidt, Spellerberg scheitert an Ristovski).