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Löwen scheitern an Berliner Bollwerk

Vierte Niederlage der laufenden Saison macht Titelkampf wieder spannend

Die Rhein-Neckar Löwen haben in der DKB Handball Bundesliga die vierte Saisonniederlage kassiert. Bei den Füchsen Berlin unterlag der Tabellenführer nach einer enttäuschenden Vorstellung am Sonntagnachmittag mit 20:24 (7:11) und verzweifelte dabei an einer bärenstarken Abwehr der Gastgeber mit einem stark aufspielenden Torhüter Silvio Heinevetter. Bei den Löwen konnte auch ein überragender Mikael Appelgren die Niederlage nicht verhindern, die das Titelrennen in der DKB Handball Bundesliga wieder spannend macht.

In einer von beiden Abwehrreihen dominierten Partie fanden die Löwen über die gesamte Spielzeit keine Mittel gegen die sicher stehende Abwehr der Füchse Berlin, nur sieben Tore in der ersten Halbzeit sprechen Bände. „Ich bin unheimlich enttäuscht und auch ein wenig sprachlos. Wir haben uns diese verdiente Niederlage selbst zuzuschreiben, unsere Abwehr war gut, aber im Angriff hatte bis auf Alexander Petersson kein Spieler von uns Normalform“, sprach ein sichtlich niedergeschlagener Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen nach der Partie.

Fast drei Minuten dauerte es bis zum ersten Tor des Spiels, als Andy Schmid mit einem Stemmwurf erfolgreich war. Patrick Groetzki erhöhte im nächsten Angriff auf 2:0. Der Start der Löwen schien geglückt, doch schon in der Folgezeit häuften sich die technischen Fehler im Angriffsspiel der Badener, während die Abwehr direkt ins Spiel fand.

Erst nach sechs Minuten gelang Berlin der erste Treffer, doch die Gastgeber erzielten auch die nächsten beiden Tore, weil sich die Löwen innerhalb der ersten zehn Minuten gleich vier Fehlwürfe leisteten, darunter auch Kim Ekdahl du Rietz und Uwe Gensheimer, die zwei freie Großchancen ungenutzt liegen ließen.

Nikolaj Jacobsen reagierte, brachte Mads Mensah für den glücklosen Kim Ekdahl du Rietz. Und Mensah sorgte sofort für Aufregung, Berlins Abwehrchef Jakov Gojun erhielt nach einem Schlag gegen den Hals des Dänen die rote Karte. „Das war eine unberechtigte rote Karte“, kommentierte Füchse-Manager Bob Hanning die Entscheidung der beiden Unparteiischen. Hanning hatte vor der Partie noch verkündet, seine Mannschaft habe in der aktuellen Verfassung keine Chance gegen die Löwen. Diese Motivationsvorlage nahm seine Mannschaft eindrucksvoll auf, denn auch ohne Gojun stellte Berlin über das ganze Spiel eine starke Abwehr, die die Löwen vor unerwartete Probleme stellte.

Der Tabellenführer leisten sich erschreckend viele technische Fehler, nach einer Viertelstunde führte Berlin beim 5:3 erstmals mit zwei Toren, Nikolaj Jacobsen nahm seine erste Auszeit. Andy Schmid, mit einer Einzelaktion erfolgreich, verkürzte direkt nach der Auszeit zum 4:5 Zwischenstand. Spielerisch fanden die Löwen jedoch überhaupt nicht in die Partie, das gefürchtete Tempospiel des Tabellenführers wollte sich einfach nicht einstellen. Für Hendrik Pekeler kam deshalb Rafael Baena, für Alexander Petersson Harald Reinkind. Nachdem Uwe Gensheimer und Andy Schmid jeweils an Silvio Heinevetter scheiterten, erhöhte Petar Nenadic für die Berliner beim 7:4 erstmals auf drei Tore Vorsprung. Angetrieben von Mikael Appelgren, der schon zur Pause auf neun Paraden kam, verkürzte der Tabellenführer aber umgehend auf 6:7, Stefan Sigurmannsson war nun für Gensheimer gekommen. Doch die Löwen fanden weiterhin nicht ins Spiel, Ballverluste und technische Fehler häuften sich, Berlin setzte sich so bis zum Halbzeitstand von 11:7 auf vier Treffer ab.

Symptomatisch der erste Angriff nach der Halbzeit. Während Berlin durch Nenadic aus spitzem Winkel traf, unterlief Kim Ekdahl du Rietz im Gegenzug ein Stürmerfoul. Berlin erhöhte die eigene Führung bis auf 13:7, ehe ein 3:0-Lauf der Badener die Löwen wieder auf Tuchfühlung brachte. Dann jedoch scheiterte Uwe Gensheimer mit einem Strafwurf an der Latte des Berliner Tores. Einzig Mikael Appelgren war es zu verdanken, dass Berlin nicht frühzeitig entscheidend davonzog. Nach acht Minuten in der zweiten Halbzeit nahm Nikolaj Jacobsen seine zweite Auszeit, die Löwen lagen zu diesem Zeitpunkt mit 10:15 weiterhin deutlich im Hintertreffen. Doch was die Badener an diesem Sonntag auch versuchten, es misslang. Ob Kim Ekdahl du Rietz oder Andy Schmid, beste Chancen ließen die Gelbhemden ungenutzt, präsentierten sich im Zusammenspiel erschreckend einfalls – und ideenlos und kamen, wenn überhaupt, dann durch Einzelaktion zum Torerfolg.  

Angetrieben durch die Paraden von Appelgren verkürzten die Löwen rund zehn Minuten vor dem Ende den Rückstand auf zwei Treffer (15:17). Näher kamen die Gäste den wie entfesselt aufspielenden Hausherren aber nicht mehr, zehn Minuten vor dem Ende betrug der Vorsprung von Berlin beim 19:15 wieder vier Tore – Nikolaj Jacobsen nahm seine letzte Auszeit, doch durch eine Fehlpass von Mads Mensah landete auch der nächste Ball bei Berlin. Am Ende lief den Löwen auch die Zeit davon, in einer äußerst torarmen Partie siegte Berlin am Ende mit 24:20 (11:7).

„Wir sind immer noch Tabellenführer, haben das deutlich bessere Torverhältnis und damit alles noch in der eigenen Hand. Wir müssen schnell aus dieser Niederlage lernen und schon am Mittwoch in Leipzig eine sportliche Antwort geben“, richtete Patrick Groetzki den Blick bereits nach vorne, während Füchse Manager Hanning auf der Pressekonferenz den Löwen viel Erfolg für die vier restlichen Spiele der laufenden Saison wünschte: „Das wird mir hoffentlich niemand in Kiel übel nehmen, aber ich drücke den Rhein-Neckar Löwen im Meisterschaftskampf die Daumen. Sie sind dieses Jahr die beste Mannschaft in Deutschland und einfach mal dran.“

Direkt nach der Partie reisten die Löwen von Berlin nach Leipzig, wo am kommenden Mittwoch das nächste Auswärtsspiel auf dem Programm steht. Anwurf in der Arena Leipzig gegen den Aufsteiger SC DhFK Leipzig ist um 20:45 Uhr, SPORT1 überträgt live.

 

Füchse Berlin – Rhein-Neckar Löwen 24:20 (11:7)

Füchse Berlin: Heinevetter, Stochl; Wiede (6/4), Elisson (2), Vukovic (3), Struck, Gojun (1), Vrazalic (1), Nenadic (6), Tönnesen (1), Plaza Jimenez, Zachrisson (1), Nielsen (3), Drux

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Ristovski (bei einem Siebenmeter); Schmid (2), Gensheimer (6/3), Kneer, Sigurmannsson, Baena (1), Mensah (2), Pekeler (2), Groetzki (1), Reinkind, Guardiola, Petersson (5), Ekdahl du Rietz (1)

Trainer: Erlingur Richardsson – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Lars Geipel / Marcus Helbig

Siebenmeter: 4/4 – 4/3

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer trifft die Latte

Strafminuten: Vukovic (4), Gojun (2) –  Petersson (4), Guardiola (2)

Rote Karte:  Füchse Berlin Gojun (12.)

Spielfilm: 0:1 (5.), 2:2 (10.), 5:3 (15.), 8:7 (25.), 11:7 (HZ), 14:10 (35.), 16:11 (40.), 16:13 (45.), 18:15 (50.), 20:15 (55.), 24:20 (EN)

Beste Spieler: Heinevetter, Nenadic – Appelgren, Petersson