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Löwen behalten in Kampfspiel die Nerven

31:27 gegen Wisla Plock nach schwacher erster Halbzeit

Die Rhein-Neckar Löwen haben am Mittwochabend Orlen Wisla Plock mit 31:27 (13:13) geschlagen. Es war der erste Sieg für den Deutschen Meister im zweiten Spiel der Gruppe A in der VELUX EHF Champions League 2017/18. 1152 Zuschauer im Sportzentrum Harres in St. Leon-Rot sahen eine über weite Strecken ausgeglichene Partie, in der die Löwen vor allem mit einer deutlichen Steigerung in Halbzeit zwei die Grundlage für den am Ende verdienten Heimerfolg legten. Rafael Baena und Jerry Tollbring stellten mit je sechs Treffern die besten Löwen-Schützen.

Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen zeigte sich mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden: „Das war das dritte Spiel in sechs Tagen für uns. Bei dem Tempo, das Plock vor allem am Anfang angeschlagen hat, war ich nicht sicher, ob wir das überleben würden. Aber wir haben uns gesteigert, nachdem wir in der ersten Halbzeit zu viele Fehler gemacht haben. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.“

Ähnlich sah es Oliver Roggisch. „In der ersten Halbzeit sind uns viele technische Fehler unterlaufen, da hat uns eine starke Torwart-Leistung geholfen. Man hat auch gesehen, dass Plock eine starke Mannschaft stellt. Die sind gerannt wie die Hasen. In Halbzeit zwei wurde es besser für uns, vor allem müssen wir Rafael Baena ein Kompliment machen – und den Zuschauern. Die haben uns super nach vorne getrieben“, sagte der Sportliche Leiter der Löwen. Andreas Palicka pflichtete dem bei: „Die Fans waren klasse. Man hat gemerkt: Diese kleine Hütte hier kann ein richtiger Hexenkessel werden.“

Löwen mit Blitzstart

Zum Spiel selbst: Orlen Wisla Plock, das sich als Vizemeister in Polen für die Königsklasse qualifiziert hatte, kam schlecht in die Partie. Gespickt mit talentierten Jung-Nationalspielern zeigte sich die Truppe hypernervös, verstolperte und verwarf die ersten drei Angriffe, was die erfahrene Löwen-Sieben zu einem schnellen 3:0 nutzte. Plock-Trainer Piotr Przybecki versuchte, mit einer Auszeit sofort gegenzusteuern. Zunächst aber unterband Andreas Palicka im Löwen-Tor mit zwei Klasse-Paraden die aufkeimende Gegenwehr der Gäste.

Weil in der Folge auch der Angriff des Deutschen Meisters stockte, Alex Petersson und Andy Schmid ihre Würfe nicht im Tor unterbrachten, kamen die Polen zu ihren ersten leichten Treffern. In der 10. Minute glich Wisla erstmals aus (4:4). Wie zu Beginn gegen Barcelona taten sich die Löwen im Positionsspiel richtig schwer. Als Sime Ivic mit seinem dritten Tor die erste Gäste-Führung (5:6) markierte, bat Jacobsen seine Jungs zum Gespräch. Wirkung zeigte dies zunächst nicht: Die Löwen agierten weiter fahrig im Angriff, taten sich unheimlich schwer mit der defensiven 6:0-Formation von Wisla. Nach einer Viertelstunde stand es 6:8 aus Sicht des Favoriten.

In dieser Phase präsentierte sich der Deutsche Meister völlig von der Rolle, warf und passte Bälle ins Nichts. Plock zog auf 8:12 weg (22.), begann dann aber auch in der Offensive mit verstärkter Fehler-Produktion. Vier Tore am Stück brachten den 12:12-Ausgleich (27.), starke Abwehr-Arbeit und ein bestens aufgelegter Andreas Palicka zahlten sich aus. Mit einer Quote nahe an der 50-Prozent-Marke knüpfte „Palle“ an die Super-Leistung aus der zweiten Hälfte gegen Barcelona an. Patrick Groetzki erzielte kurz vor dem Pausenpfiff den 13:13-Halbzeitstand. Ein gutes Champions-League-Spiel sahen die 1152 Zuschauer im Harres bis dato allerdings nur in Ansätzen.

Löwen wieder wacher

Das erste Ausrufezeichen im zweiten Durchgang setzten die Löwen: Gedeon Guardiola packte einen Monsterblock aus, Palicka bediente den durchstartenden Tollbring – 16:14 für Mannheim. Was sich danach entwickelte, war analog zu den ersten 30 Minuten ein Kampfspiel. Plock ließ sich nicht abschütteln, rackerte in der Abwehr wie besessen. Das taten nun aber auch die Löwen: Rafael Baena hechtete einem Abpraller von Wisla-Torwart Wichary entgegen und bugsierte die Kugel zum 21:19 ins Netz (41.). Mensah legte mit einer ordentlichen Schleuder nach – beim 22:19 führten die Löwen erstmals seit dem 3:0 wieder mit drei Treffern.

Plock nahm eine Auszeit, Palicka fing den folgenden Wurf von Tomasz Gebala und servierte Tollbring dessen sechsten Treffer (24:20). In der Abwehr stand der Meister jetzt wesentlich konzentrierter, vorne ließ man sich die Zeit, suchte und fand die Lücken in der Wisla-Defensive. Das Zusammenspiel Schmid/Baena lief immer besser, zudem setzten Reinkind und Mensah aus dem Rückraum pointierte Nadelstiche. Baenas 28:23 (52.) brachte die erste Fünf-Tore-Führung – und die Löwen für die Endphase in eine komfortable Position. Dabei setzte Jacobsen auf den siebten Feldspieler, um die bis dahin so zähe Wisla-Deckung noch gezielter auseinanderzuziehen. Das taktische Mittel ging voll auf, näher als auf drei Tore – wie beim 29:26 und 30:27 eine Minute vor Schluss – kam Plock nicht mehr heran.

Der Harres präsentierte sich indes als ideale Zweit-Spielstätte. In der 2500 Zuschauer fassenden Multifunktionshalle entstand schnell die von Oliver Roggisch im Vorfeld gelobte „gute und dichte Atmosphäre“. Mit großer Leidenschaft klatschten die Löwen-Fans ihre Jungs nach vorne und sorgten für beste Champions-League-Stimmung.

Rhein-Neckar Löwen – Orlen Wisla Plock 31:27 (13:13)

RNL: Appelgren, Palicka – Tollbring (6), Kessler, Groetzki (3), Radivojevic, Schmid (4), Pekeler (1), Guardiola (1), Bliznac, Petersson (1), Reinkind (5), Mensah (4), Rnic, Taleski, Baena (6)

Plock: Borbely, Morawski, Wichary – Daszek (6), Duarte (1), T. Gebala (3), Wolowiec, Olkowski, Tarabochia, Obradovic (2), De Toledo (2), Ivic (3), Mihic (4), Krajewski (1), Ghinoea (1), M. Gebala (4), Zabic

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Piotr Przybecki

Schiedsrichter: Jonas Eliasson / Anton Palsson

Zuschauer: 1152

Zeitstrafen:  1 – 3

Siebenmeter:  2 – 5

Rhein-Neckar Löwen: Morawski hält Siebenmeter von Schmid (54.)

Orlen Wisla Plock: Palicka hält Siebenmeter von Daszek (60.)

Beste Spieler: Palicka, Baena, Reinkind – Daszek, Obradovic

Spielfilm: 1:0, 3:0 (5.), 4:3, 5:6, 7:8 (13.), 8:12 (23.), 12:12, 13:13 (Halbzeitpause), 16:14, 17:16 (36.), 19:17, 22:19 (43.), 26:23 (49.), 29:26, 31:27 (Abpfiff)