Veröffentlichung:

Schmid und Palicka ziehen Lübbecke den Zahn

Sigurdsson feiert Comeback bei 36:27-Erfolg

Die Rhein-Neckar Löwen haben auch ihr zweites Heimspiel in dieser Bundesliga-Saison mit 36:27 (19:17) gewonnen. Nach temporeichem Start und Problemen in der Abwehr bekam der Deutsche Meister allmählich mehr Kontrolle über die Begegnung. Am Ende sahen die 4863 Zuschauer in der SAP Arena einen klaren Sieg über den TuS N-Lübbecke, der damit Schlusslicht in der Tabelle bleibt, sich vor allem in Durchgang eins aber überraschend stark präsentierte. Die Löwen setzen sich derweil mit dem vierten Sieg im fünften Saisonspiel an der Spitze fest.

Gudjon Valur Sigurdsson feierte nach mehrwöchiger Verletzungspause sein Comeback im gelben Jersey und erzielte vier Treffer. Beste Löwen-Spieler waren Andy Schmid (9 Tore) auf Rückraum Mitte und Andreas Palicka (15 Paraden) im Tor. Zudem zeigte Hendrik Pekeler (7 Tore) eine Top-Leistung. Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen fand lobende Worte für die Leistungssteigerung seiner Jungs nach der Pause: „In der zweiten Halbzeit haben wir das viel besser gemacht, vor allem in der Abwehr, wodurch wir dann auch zu leichten Toren gekommen sind.“ In Halbzeit eins habe man sich sehr schwergetan, insbesondere bei den lang ausgespielten Angriffen des Gegners. Jacobsen: „17 Gegentore in 30 Minuten sind einfach zu viel.“

Die Matchwinner sahen das ähnlich. Andreas Palicka sprach von einer „verschlafenen ersten Hälfte“. Andy Schmid zeigte sich enttäuscht von der „inkonsequenten Leistung“: „Wir haben schlecht gedeckt, sind schlecht zurückgelaufen.“ Nach der Pause habe man dann aber einen Gang zugelegt und am Ende mit einem Neun-Tore-Sieg eine zufriedenstellende Leistung abgeliefert. Richtung Mannschaft forderte er: „Wir müssen ans Optimum gehen, sonst bekommen wir gegen viele Teams Probleme.“

Der Außenseiter präsentiert sich mutig

Die erste Aktion auf dem Platz gehörte Joel Birlehm im TuS-Tor, der gegen Andy Schmid genau richtig stand. Weil auch Mikael Appelgren im Kasten der Löwen gleich voll da war und seinerseits den Versuch von Marko Bagaric vereitelte, durfte Gedeon Guardiola im Gegenstoß das erste Tor des Tages erzielen (2.). N-Lübbecke glich aus – so wie auch die nächsten Führungstreffer der Löwen. Der Außenseiter präsentierte sich mutig, spielte schnell und zielstrebig nach vorne, fand im Rückraum wie am Kreis die Lücken in der Löwen-Abwehr. Bis zum 4:3. Dann warfen die Gäste einen Ball weg, Rafael Baena wühlte sich eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Piotr Grabarczyk heraus und traf zum 5:3 (8.). Das spanische Biest am Löwen-Kreis lief sofort wieder heiß und knüpfte damit an seine bärenstarke Vorstellung aus der zweiten Halbzeit am Mittwoch in der Champions-League-Partie gegen Wisla Plock an.

Probleme bereiteten den Löwen nicht nur die flinken Übergänge der Lübbecker. Vor allem der sprunggewaltige linke Rückraum-Shooter Marko Bagaric wurde zunächst viel zu zaghaft angegangen, versenkte drei Würfe, unter anderem einen zum 6:6. Beim 6:7 lagen die Löwen sogar hinten, auch weil TuS-Torwart Birlehm zu diesem Zeitpunkt bereits vier Löwen-Würfe gehalten hatte. Löwen-Coach Jacobsen, der zwischenzeitlich zur Auszeit gebeten hatte, sah weiter ein Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem die Löwen mal durch Schmid in Führung gingen (8:7), dann wieder ins Hintertreffen gerieten (8:9, 17.). Lübbecke spielte wahrlich nicht wie ein 0:10-Punkte-Tabellenletzter, machte das Spiel schnell, setzte immer wieder auf das starke Zusammenspiel von Rückraum und Kreis. Auf der anderen Seite mussten die Löwen regelmäßig ins Positionsspiel, aus dem heraus vor allem Andy Schmid Akzente setzte, beim 10:10 (19.) bereits Tor Nummer drei verbuchte.

Andy Schmid übernimmt Verantwortung

Auch Mads Mensah fand nun besser in die Partie, tankte sich zweimal stark durch und markierte das 11:10 (20.) für den Deutschen Meister. Guardiola brachte die Hände zwischen Bagaric und Moritz Schade am Kreis – die Löwen-Abwehr stand jetzt dichter, verschob schneller. Zunächst ließ sich Lübbecke davon nicht beeindrucken, drückte weiter offensiv aufs Tempo, wenn es ging, und glich zum 12:12 durch den starken Pontus Zetterman aus (23.). Vor allem Schmid übernahm jetzt bei den Löwen die Verantwortung, traf zum 13:12 und 14:13, letzteres sogar in Unterzahl. Der vierfache MVP (wertvollster Spieler) der DKB Handball-Bundesliga war in dieser Phase nicht zu stoppen, nutzte jeden Zentimeter Raum zu geradlinigen Aktionen Richtung Lübbecker Tor. Weil sich der für Appelgren eingewechselte Andreas Palicka gleich mit zwei Paraden anmeldete und Alex Petersson vorne zweimal eiskalt zuschlug, gingen die Löwen kurz vor der Pause mit 17:15 in Front, legten durch Mensah und Guardiola zum 19:16 nach. Lübbeckes Kaleb traf – trotz vorheriger Löwen-Auszeit – mit der Pausensirene zum 19:17 – so ging es in die Kabinen.

Löwen ziehen Lübbecke den Zahn – auch dank Andreas Palicka

Raus ging es – fast schon zwangsläufig – mit einem Treffer von Andy Schmid. Mit dem siebten erfolgreichen Abschluss ihres Spielmachers zogen die Löwen erstmals auf drei Tore weg (20:17). Petersson legte nach starker Abfang-Arbeit von Patrick Groetzki das 21:17 drauf. Lübbecke zollte dem hohen Anfangstempo Tribut, kam ohne den Druck der ersten 30 Minuten nicht mehr zu den so wichtigen einfachen Toren. Groetzki besorgte die Fünf-Tore-Führung (23:1, 38.) – die Gelbe Wand stimmte Jubelgesänge an. Sigurdsson markierte seine ersten beiden Comeback-Tore, beim 24:18 (39.) nahm Gäste-Coach Aaron Ziercke die Auszeit. Deren Wirkung? Nicht existent. Die Löwen hatten Lübbecke den Zahn gezogen, was einmal mehr an der herausragenden Form von Andreas Palicka im Tor und einer deutlichen Steigerung in der Abwehr lag.

Die Schlussviertelstunde läutete Andy Schmid mit seinem achten Treffer zum 27:22 ein, Palicka setzte seine neunte Parade. Zehn Minuten vor Schluss erhöhte Sigurdsson per Gegenstoß auf 29:23 – das Spiel war entschieden. Den Schlusspunkt setzten Hendrik Pekeler mit seinem siebten Tor zum 36:27 und der überragende Palicka mit seinen Paraden Nummer 14 und 15.

Rhein-Neckar Löwen – TuS N-Lübbecke 36:27 (19:17)

RNL: Appelgren, Palicka – Tollbring, Sigurdsson (4), Groetzki (1), Radivojevic (1), Schmid (9/2), Pekeler (7), Guardiola (2), Bliznac, Petersson (5), Reinkind (2), Mensah (3), Rnic, Taleski, Baena (2)

N-Lübbecke: Tatai, Birlehm – Genz, Kaleb (5), Bechtloff (4), Grabarczyk, Gierak (1), Bagaric (8), Gruszka, Rakovic (1), Torbrügge, Schade (2), Zetterman (6/3), Remer

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Aaron Ziercke

Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich

Zuschauer: 4863

Zeitstrafen:    3 – 4

Siebenmeter:  3 – 3

Rhein-Neckar Löwen: Tatai hält Siebenmeter von Schmid (57.)

Beste Spieler: Schmid, Palicka, Pekeler – Bagaric, Birlehm

Spielfilm: 1:0, 3:2 (5.), 5:3 (8.), 7:7, 9:9, 11:10 (20.), 14:13 (24.), 19:17 (Halbzeitpause), 20:17, 23:18 (38.), 25:20 (43.), 29:23 (50.), 33:24, 36:27 (Abpfiff)