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Spannung pur mit Drama an der Siebenmeterlinie

Löwen spielen in der Champions League 26:26 bei HBC Nantes

Die Rhein-Neckar Löwen haben im dritten Spiel der Gruppe A in der VELUX EHF Champions League das zweite Unentschieden eingefahren. Beim französischen Pokalsieger HBC Nantes kam der Deutsche Meister am Mittwochabend zu einem 26:26 (16:15). Bester Werfer für die Gelben war Andy Schmid mit acht Toren. Für Nantes trafen Romain Lagarde und Kiril Lazarov jeweils sechsmal. Zudem überzeugten beide Torhüter: Mikael Appelgren mit 16, Arnaud Siffert mit 12 Paraden.

Die spielentscheidende Szene im Tor hatte wiederum Nantes‘ Cyril Dumoulin: Vier Sekunden vor Schluss hielt er einen Siebenmeter von Löwen-Kapitän Schmid – und damit das 26:26 für seine Mannschaft fest.

Für Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen war das Ergebnis nach einer zwischenzeitlichen Vier-Tore-Führung keine Frage der Kraft: „Nein, ich habe ja viel gewechselt. Am Ende haben uns individuelle Fehler den Sieg gekostet. In einer heißen Halle haben wir da nicht den kühlen Kopf bewahren können.“ Oliver Roggisch sah das ähnlich. „Die Mannschaft hatte sich eigentlich mehr erarbeitet als diesen einen Punkt. Der Siebenmeter am Ende war es nicht – wir lagen ja schon vier Tore vorne, haben in der zweiten Halbzeit eine richtig gute Abwehr gespielt. Wir waren eigentlich besser, das ärgert uns. Gegen bessere Mannschaften darf uns das nicht passieren“, sagte der Sportliche Leiter mit Blick auf die fehlerhafte Schlussphase.  

Rein ins Spiel: Nantes, das mit Dominik Klein, Abwehr-Chef Rock Feliho und Olivier Nyokas auf drei absolute Leistungsträger verzichten musste, landete den ersten Treffer: Gegen die zunächst offensiv ausgerichtete Abwehr der Löwen – zeitweise mit Hendrik Pekeler auf der „1“ – gelang ein feines Kreisanspiel auf Nicolas Tournat. Andy Schmid, zuletzt gegen Lübbecke in Gala-Form, markierte den Ausgleich. Weil auch Mikael Appelgren sofort auf Betriebstemperatur war und viermal in Folge parierte, zogen die Löwen durch zwei Tore von Gedeon Guardiola – darunter ein Kempa nach Zuspiel von Jerry Tollbring – und den zweiten Schmid-Treffer auf 4:1 weg (4.). Mit einem superheißen Appelgren zwischen den Pfosten und einer hoch konzentrierten Abwehr überstanden die Gelben auch die erste Unterzahl, führten nach elf Minuten 6:3 – vor allem auch dank vier Toren von Andy Schmid.

Jacobsen setzt auf Rotation

Löwen-Coach Jacobsen setzte von Beginn an auf Rotation: Im Angriff am Kreis wechselte er zwischenzeitlich von Pekeler auf Rafael Baena, brachte zudem auf Rechtsaußen Bogdan Radivojevic für Patrick Groetzki. Später kam auch noch Momir Rnic auf die Platte. Nantes hingegen fand erst ins Spiel, als Torwart Arnaud Siffert – analog zu Mannheims Appelgren – zu Hochform auflief und in kürzester Zeit vier Würfe der Löwen wegnahm. Beim 6:5 nach einer Viertelstunde meldete Jacobsen die erste Auszeit an, monierte Wurfauswahl und Chancenverwertung. Das wirkte: Mannheim zog zum vierten Mal in der Partie auf drei Treffer weg (9:6). Jetzt nahmen die Franzosen ihre erste Auszeit. Auch die zeigte Wirkung: Nantes kam auf 10:9 ran und ließ sich fortan nicht mehr abhängen.

Beim 13:13 (24.) gelang den Männern von der Atlantikküste der Ausgleich, Tollbring konterte für die Löwen zum 14:13 (25.). Beide Teams begegneten sich auf Augenhöhe, versuchten, möglichst zügig und entschlossen in die Lücken der gegnerischen Abwehr zu stoßen. In der Defensive zogen sich sowohl Nantes, als auch Mannheim nahe an die Sechs-Meter-Linie zurück, was auf Gastgeber-Seite Top-Star Kiril Lazarov und bei den Löwen Momir Rnic zu je drei Treffern nutzten. Kurz vor der Pause setzte dann noch einmal Appelgren ein Zeichen: Er parierte eine Lazarov-Fackel aus sieben Metern – und der Deutsche Meister ging mit 16:15 in die Kabine. Beide Torhüter präsentierten sich bärenstark: Appelgren mit acht, Siffert mit sieben gehaltenen Würfen.

Mensah tankt sich durch

Andy Schmid eröffnete Durchgang zwei mit einem rotzfrechen Unterarmwurf aus knapp neun Metern (17:15, 32.). Appelgren hatte auch gleich wieder dreimal in Serie die Finger im Spiel, Harald Reinkind mit seinem Premierentreffer an diesem Abend brachte die nächste Drei-Tore-Führung für die Gelben (18:15, 36.). Die Partie war jetzt sehr zerfahren, beide Teams büßten ihre bis dahin so klare Linie ein. Da die Löwen trotzdem trafen, Schmid Baena bediente und Mensah sich durchtankte, reagierte Nantes-Coach Thierry Anti beim 20:16 (42.) mit einer Auszeit. Ausgerechnet in eigener Überzahl verbrauchten die Mannheimer die Hälfte ihres Vorsprungs (21:19). Mensah setzte das 22:19 dagegen, Eduardo Gurbindo antwortete zum 22:20 (46.). Die Schlussviertelstunde versprach Spannung pur.

Als Romain Lagarde mit einem brachialen Bums zum 22:21 verkürzte, nahm Löwen-Trainer Jacobsen die fällige Auszeit. Nantes ging jetzt fast überfallartig auf den ballführenden Angriffsspieler, verursachte den Ballverlust, Appelgren mit seiner 15. Parade (!) war Endstation für den anschließenden Gegenstoß. Lazarov besorgte kurz darauf aber doch den Ausgleich per Siebenmeter (22:22), Schmid schlug zurück – mit seinem siebten Tor zum 23:22. Mit acht Minuten und 23:23 auf der Uhr ging es dann ins Finale einer unglaublich intensiven Begegnung. Mensah wuchtete die Kugel zum 25:23 ins Netz, Nicolas Claire tat es ihm gleich (25:24). Jetzt glänzte Bogdan Radivojevic mit Nerven aus Drahtseil, tunnelte den starken Siffert im HBC-Tor zum 26:24.

In einer Auszeit stellte Nantes-Coach Anti einen Mann für Löwen-Spielmacher Schmid am Kreis ab, wollte so die Wende über die Abwehr erzwingen. Prompt verloren die Mannheimer den Ball, Tournat markierte das 26:26. Da waren noch 60 Sekunden zu spielen. 24 Sekunden vor dem Ende ließ Jacobsen die Uhr anhalten, sagte den entscheidenden Spielzug an. Schmid ging ins Eins-gegen-eins – und bekam den Siebenmeter. Schmid gegen den für Siffert eingewechselten Cyril Dumoulin: Der Schweizer warf, Dumoulin bekam den rechten Arm rechtzeitig hoch – und parierte.  

HBC Nantes – Rhein-Neckar Löwen 26:26 (15:16)

HBC Nantes: Dumoulin, Siffert – Lagarde (6), Faluvegi, Claire (2), Buric (2), Pechmalbec, Tournat (3), Emonet (3), Matulic (2), Lazarov (6/2), Gurbindo (1), Balaguer (1), Scott, Matiaba-Tuzolana

RNL: Appelgren, Palicka – Tollbring (1), Sigurdsson, Groetzki, Radivojevic (4), Schmid (8/2), Pekeler (3), Guardiola (2), Bliznac, Petersson, Reinkind (1), Mensah (3), Rnic (3), Taleski, Baena (1)

Trainer: Thierry Anti – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Duarte Santos / Ricardo Fonseca

Zeitstrafen: 1 – 1

Siebenmeter: 3 – 2

Rhein-Neckar Löwen: Dumoulin hält Siebenmeter von Schmid (60.)

Beste Spieler: Claire, Lagarde, Siffert – Schmid, Appelgren, Mensah

Spielfilm: 1:0, 1:3 (4.), 2:5 (8.), 3:6 (11.), 6:7 (16.), 8:10 (19.), 10:12 (22.), 13:13 (24.), 13:15 (26.), 15:16 (Halbzeitpause), 15:18 (36.), 17:21 (44.), 20:22 (46.), 23:24 (53.), 24:26 (58.), 26:26 (Abpfiff)