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Schmid/Pekeler-Festspiele bei Löwen-Triumph über Kiel

30:28-Erfolg am Ende nicht gefährdet

Die Rhein-Neckar Löwen haben das Bundesliga-Spitzenspiel gegen den THW Kiel mit 30:28 (13:11) gewonnen. In der mit 11.572 Zuschauern rappelvollen SAP Arena lieferte der aktuelle Titelträger gegen den Rekordmeister am Sonntagnachmittag eine Bombenleistung ab, allen voran Andy Schmid und Hendrik Pekeler, die zusammen für 17 Löwen-Tore verantwortlich waren. Zwischenzeitlich führten die Mannheimer mit sechs Treffern, so auch wenige Minuten vor dem Abpfiff. Kiel kam dann noch einmal heran – ohne dass es spannend wurde.

Nikolaj Jacobsen lobte seine Mannschaft für eine „starke Partie“ und sagte: „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung, vor allem in der Abwehr. Wir haben es mit Sigurdsson und Groetzki vorgelagert geschafft, Miha Zarabec auf Abstand zu halten, der uns zuletzt immer wieder großen Ärger bereitet hatte. Als dann in der zweiten Halbzeit die Schmid/Pekeler-Gala anfing, war das nur noch schwer zu stoppen. Petersson und Mensah haben dabei das Spiel auch sehr gut in die Breite gezogen.“ Kiel-Coach Alfred Gislason gratulierte den Löwen zu einem „verdienten Sieg“: „Wir haben in der Abwehr einfach keinen Zugriff bekommen, vor allem nicht auf Schmid und Pekeler.“

Taktik-Coup von Jacobsen geht auf

Zum Spiel: Löwen-Coach Jacobsen hatte sich – wie bereits von ihm selbst erwähnt – in der Abwehr etwas einfallen lassen. Gudjon Valur Sigurdsson spielte vorgezogen auf der „1“, um den Kieler Spielaufbau zu stören. Das gelang über die ersten 30 Minuten hinweg sehr gut. Dennoch erwischte der THW den besseren Start, führte 0:2 und 1:3 (6.) aus Löwen-Sicht. Zudem machte Kiels harte Gangart in der 6:0-Abwehr den Mannheimern zu schaffen, kostete allerdings auch drei Siebenmeter in den ersten zehn Minuten. Sigurdsson zeigte sich isländisch kühl von der Linie, verwandelte alle Strafwürfe, den dritten zum 4:4. In Überzahl gelang den Löwen die erste Führung, Hendrik Pekeler traf zum 6:5 (14.). Jacobsen stellte um, brachte den siebten Feldspieler und Rafael Baena das 7:5. Als Schmid das 8:5 markierte, rastete die SAP Arena erstmals komplett aus. Sigurdsson und Schmid stachelten die Fans weiter an, gestikulierten mit erhobenen Armen Richtung Gelber Wand. THW-Trainer Alfred Gislason nahm die erste Auszeit.

Aus dem Rhythmus bringen ließen sich die Löwen davon nicht. Pekeler erzielte beim 10:6 die erste Vier-Tore-Führung (19.). Das Spiel mit zwei Kreisläufern funktionierte. Allerdings scheiterte der Meister nun wiederholt an dem blendend aufgelegten Niklas Landin im THW-Kasten und hatte Glück, dass Kiel mehrmals das leere Tor nicht traf. Bei 11:8 meldete sich Jacobsen mit seiner ersten Auszeit zu Wort (23.). Andreas Palicka blieb jetzt bei den Angriffen im Tor. Schmid wuchtete sich durch die Kieler Abwehr, zog das 12:8 und zwei Minuten gegen Kiels Toft Hansen: eine Willensleistung vom Feinsten. Kurz darauf legte Schmid mit einem Zauberpass auf Pekeler nach (13:9, 28.). Zwei Treffer von Nikola Bilyk brachten die Kieler zur Pause auf 13:11 ran. Zu viele vergebene Chancen der Löwen und ein herausragender Landin im THW-Gehäuse (elf Paraden bei 13 Gegentoren!) hielten den Rekordmeister im Spiel.

Kein Kieler Mittel gegen Löwen-Wunderwaffe

Das erste Zeichen nach dem Seitenwechsel setzte Alexander Petersson mit seinem zweiten Tor des Tages zum 14:11 (31.). Palicka hielt gegen Rune Dahmke, Schmid zum 15:11 erfolgreich aufs THW-Tor zu. Patrick Groetzki ersetzte Sigurdsson auf der „1“, der Isländer hatte sich die Pause auf dieser Position redlich verdient. Nach genialem Anspiel von Schmid besorgte Pekeler das 17:13 – die Arena tobte. Das fantastische Duo Schmid-Pekeler legte zum 19:14 nach: Gegen die Löwen-Wunderwaffe fand Kiel einfach kein Mittel. Geschlagen geben wollten sich die Männer von der Förde aber nicht, Bilyk verkürzte auf 19:15 (40.). Steffen Weinhold übernahm bei Kiel Verantwortung, scheiterte aber an Palicka (41.). In der Abwehr versuchte es die Truppe von Trainerfuchs Gislason mit Manndeckung gegen Schmid, Emil Frend Öfors stand dem Löwen-Spielmacher von nun an auf den Haxen. Das klappte, bis Toft Hansen Petersson umhaute und mit zwei Minuten auf die Bank ging. Groetzki netzte ein zum 21:17 (44.).

Die Schlussviertelstunde leitete Schmid mit seinem sechsten Treffer zum 22:18 ein. Wie in den vergangenen Wochen auch zeigte sich der Schweizer in bestechender Form. Als Pekeler zum 23:18 nachlegte, stimmten die Fans die ersten Wechselgesänge quer durch die bebende Arena an – und Kiel griff zur Auszeit. Schmid war’s egal, er traf zum 24:18. Der THW kämpfte und biss sich auf 24:21 ran. Jacobsen reagierte mit einer Extra-Ansprache, brach damit den aufkommenden Rhythmus des Gegners. Der nicht zu bremsende Schmid stellte auf 25:21 (50.). Als Palicka erst hielt und dann ins leere THW-Tor traf, waren die Fans in der SAP Arena nicht mehr zu zügeln: Stimmung wie kurz vor Freibier (27:21, 53.). Erst in den letzten drei Minuten kam Kiel noch einmal näher, da war der Löwen-Heimsieg aber bereits eingetütet – auch weil Schmid und Pekeler einfach nie genug bekamen und immer weiter trafen.

Rhein-Neckar Löwen – THW Kiel 30:28 (13:11)

RNL: Appelgren, Palicka (1) – Tollbring, Sigurdsson (6/4), Groetzki (1), Radivojevic, Schmid (9), Pekeler (8), Guardiola, Bliznac, Petersson (3), Reinkind, Mensah, Rnic, Taleski, Baena (2)

Kiel: Landin, Wolff – Öfors (2), Dahmke (1), Ekberg (8/4), Ramel, Weinhold (1), Zarabec (1), Firnhaber, Dissinger (2), Bilyk (6), Nilsson, Zeitz (2), Vujin, Toft Hansen (3), Wiencek (2)  

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Alfred Gislason

Schiedsrichter: Peter Behrens / Mark Fasthoff

Zuschauer: 11.572

Zeitstrafen: 1 – 4

Siebenmeter: 4 – 4   

Beste Spieler: Schmid, Pekeler, Sigurdsson – Ekberg, Bilyk

Spielfilm: 0:1, 1:3, 2:4 (8.), 4:5, 8:5, 9:6 (18.), 11:8, 13:9, 13:11 (Halbzeitpause), 14:11, 15:13 (34.), 17:14, 19:15 (40.), 21:17 (44.), 24:18, 26:21 (52.), 28:23, 30:25 (58.), 30:28 (Abpfiff)