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Füchse entscheiden Pokal-Drama in Verlängerung

Rhein-Neckar Löwen unterliegen im DHB-Pokal-Viertelfinale unglücklich mit 35:37

Jerry Tollbring machte ein starkes Spiel.Der Traum vom REWE Final Four 2019 ist geplatzt für die Rhein-Neckar Löwen. Am Dienstagabend unterlagen sie in einem hochdramatischen Duell bei den Füchsen Berlin mit 35:37 nach Verlängerung (17:14; 30:30; 32:33). Dabei waren die Löwen lange das spielerisch bessere Team, fanden immer wieder Lösungen gegen die gefürchtete „Berliner Mauer“. Am Ende waren es die beiden Roten Karten gegen Jesper Nielsen und Alexander Petersson sowie die kämpferische Leistung der Berliner, die das DHB-Pokal-Viertelfinale kippen ließen. Bei den Löwen war Mads Mensah mit zehn Toren bester Werfer. Das Berliner Trio Hans Lindberg, Bjarki Elisson und Paul Drux traf je sieben Mal. Die Füchse stehen damit im Finalturnier Anfang April 2019 in Hamburg.

„Wir sind natürlich sehr enttäuscht. Ich finde, dass wir über weite Strecken die bessere Mannschaft waren. Am Ende haben die Paraden von Heinevetter den Unterschied gemacht – und die Zwei-Minuten-Strafen gegen uns. Ich finde, dass wir da zu hart bestraft worden sind“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen, der acht Zeitstrafen gegen seine Farben und nur drei gegen die Berliner sah. Velimir Petkovic, Coach der Füchse, sagte: „Wir haben 40 Minuten lang kein Mittel gegen die Achse Schmid/Kohlbacher gefunden. Ich habe meine Jungs nicht wieder erkannt und nicht verstanden, was da los war. Wir haben uns das ganz anders vorgenommen.“ Was danach passiert sei, sei vor allem eine emotionale Geschichte gewesen, so Petkovic.  

Bei den Löwen gingen Ilija Abutovic und Steffen Fäth angeschlagen mit auf die Bank, beide mit Erkältung in den Knochen. Auf der Platte begannen denn auch Jesper Nielsen und Gedeon Guardiola im Innenblock, Mikael Appelgren startete im Tor und Jerry Tollbring als Rechtsaußen. Den bis dato letzten Sieg hatten die Löwen vor ziemlich genau vier Jahren in der Berliner Schmeling-Halle gefeiert, damals in einem Bundesliga-Duell. Und sie sollten sich wieder schwertun – vor allem gegen Ende des Spiels.  

Kohlbacher nimmt den Kampf an, Schmid brilliert

Jannik Kohlbacher wurde von Andy Schmid bestens bedient.Zunächst einmal geht es wie erwartet zur Sache. Insbesondere im Zentrum entspinnt sich ein harter Kampf um jeden Zentimeter Raum, in dem sich Löwe Jannik Kohlbacher direkt positioniert. Mit größtem Willen und Einsatz holt er den Siebenmeter heraus, den Kollege Jerry Tollbring zum ersten Tor des Abends nutzt (0:1, 3.). Per Steal bereitet Jesper Nielsen das 0:2 durch Ex-Fuchs Alexander Petersson vor. Der Löwen-Blitzstart wird allerdings schnell egalisiert. Fabian Wiede mit dem 1:2, Silvio Heinevetter mit seiner ersten Parade und der junge Frederik Simak besorgen den Ausgleich zum 2:2 (5.). Beide Teams haben zu diesem Zeitpunkt ihr Revier abgesteckt – und beide haben es aufs Zentrum abgesehen. Zwischen den Herren Gojun, Marsenic und Schmidt auf Berliner Seite sowie Kohlbacher, Nielsen und Guardiola auf Löwen-Seite entbrennen immer wieder hitzige Duelle. Handball für Männer, die keine Schmerzen scheuen.

In diesem Fight führt Löwen-Spielmacher Andy Schmid die feinste Klinge. Nicht nur seine Anspiele auf Jannik Kohlbacher sind überragend, führen zu drei Toren und drei Siebenmetern. Auch selbst ist der Schweizer torgefährlich, bringt vier Bälle im Tor der Berliner unter – und nicht gerade die unwichtigsten. Just als die Füchse beim 7:6 erstmals in Führung gehen, macht Schmid sein erstes Tor durch die Mitte. Kurz darauf legt er das 7:8 nach mit einem Schuss wie eine Rakete. Das dritte Schmid-Tor bringt den Löwen die erste Drei-Tore-Führung (10:13, 23.) Der vom Kapitän befeuerte Löwen-Lauf hält sogar noch bis zum 10:15 (26.), welches Kohlbacher nach dem nächsten feinen Schmid-Pass erzielt. Berlin reagiert, stellt Wiede auf die Spitze einer offensiveren 5:1-Abwehr und verkürzt den Rückstand bis zur Pause auf 14:17. Ein Torhüterspiel ist es bis dato wahrlich nicht: Heinevetter und der früh für Mikael Appelgren gekommene Andreas Palicka gehen mit drei bzw. zwei Paraden in die Kabinen.

Mensah dreht auf, Berlin kontert

Mads Mensah ist nach der Pause bester Löwe.Heraus kommt eine entschlossene Löwen-Mannschaft mit einem überragenden Mads Mensah: Der Halblinke erzielt die ersten drei Löwen-Tore nach der Pause, das letzte davon zum 17:20 (34.). Nun schwächen sich die Badener selbst. In doppelter Unterzahl kann Berlin rankommen, aber Palicka hält den zweiten Siebenmeter des Abends. Dann legt auch Schmid wieder los, macht das 19:22 und 20:23. Das Spiel bleibt hart, legt sogar noch ein bisschen zu an Intensität. Mensah übernimmt wie zuletzt immer häufiger das Kommando, zeigt ein paar herrliche Anspiele an den Kreis. Dort arbeiten die Gelben defensiv weiter beherzt, teilweise aber auch nach Ansicht der Schiedsrichter ein bisschen zu hart. Die vielen Zeitstrafen holen die Löwen mit der Spieldauer ein. Erst kassiert der Ex-Berliner Nielsen die dritte Zwei-Minuten-Strafe und fliegt mit Rot raus aus dem Spiel (47.). Da steht es noch 23:25 für die Löwen, die den Vorsprung verbissen verteidigen. Als dann noch Petersson mit Rot vom Feld muss (dritte Zwei-Minuten-Strafe, 55.), steht es 27:29 und die Berliner nutzen den Vorteil. Mit Ablauf der Uhr markiert Lindgren das 30:30 per Siebenmeter – der Däne zeigt keine Nerven. Es geht in die Verlängerung.

Dort legt der ähnlich nervenstarke Tollbring das erste Tor vor (30:31), doch Wiede mit einem Steal, einem Tor und einer Vorlage bringt den Berlinern die erste Führung seit dem 7:6 (64.). Heinevetters spektakuläre Parade gegen Tollbring und Paul Drux mit dem 34:32 (66.) bringen die Füchse nach vorne. Die Löwen kommen nicht mehr näher heran, auch weil die Gastgeber sich mit purer Willenskraft zu den weiteren Toren durchboxen. Am Ende steht es 37:35 für die Hauptstädter – sie fahren zum REWE Final Four 2019 nach Hamburg.

Füchse Berlin – Rhein-Neckar Löwen 37:35 n.V. (14:17; 30:30; 33:32)

Füchse: Heinevetter, Genz – Wiede (3), Elisson (7), Holm (4), Struck, Gojun, Zachrisson (2), Simak (2/1), Schmidt (1), Jallouz, Reissky, Koch (2), Drux (7), Lindberg (7/6), Marsenic (2), Matthes, Matzken

Löwen: Appelgren, Palicka – Schmid (7), Lipovina, Sigurdsson, Radivojevic, Tollbring (8/3), Abutovic, Mensah (10), Fäth, Groetzki (2), Taleski, Guardiola (1), Petersson (2), Nielsen (1), Kohlbacher (4)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Velimir Petkovic

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies (Magdeburg)

Strafminuten: Marsenic (2), Schmidt (2) – Nielsen (6), Petersson (6), Groetzki (2), Kohlbacher (2)

Rote Karten: / – Nielsen (47.), Petersson (55., beide dritte Zwei-Minuten-Strafe)

Siebenmeter: 7/9 – 3/5

Füchse: Palicka hält Siebenmeter von Lindberg (24.) und von Simak (38.)

Löwen: Genz hält Siebenmeter von Tollbring (41.), Heinevetter von Schmid (56.)

Spielfilm: 0:2, 2:2, 2:3, 3:4, 4:5, 5:6, 7:6, 7:8, 8:10, 9:11, 10:11, 10:15, 12:15, 13:17, 14:17 (HZ), 14:18, 15:18, 15:19, 17:19, 18:21, 20:23, 23:24, 23:26, 24:27, 25:29, 28:29, 29:30, 30:30 (60.) 30:31, 32:31, 33:32 (HZ), 34:32, 35:33, 37:35 (EN)